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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
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merkwürdige Angelegenheit darlegte, er-klärte er, Sie hätten zunächst angenommen, es handle sich um einen rechtsextremen Coup, und dann, nachdem Sie mit Emma Wentworth gesprochen hatten – die ich übrigens kenne und schätze –, seien Sie zu der Ansicht gelangt, daß eine Einzelperson dahinterstecke. Emma irrte sich hinsichtlich des Kollegen, den sie hinter all dem vermutete, aber sie hat Sie zumindest dazu gebracht, einen einzelnen wütenden Menschen als Initiator in Betracht zu ziehen. Also haben Sie zu-nächst Kates irregeleitete Kollegen verdächtigt und dann, auf den Vorschlag von Kates Freundin Leslie hin – und es war ein verdammt pfiffiger Vorschlag –, fingen Sie an, nach jemandem mit Rachege-lüsten aus Kates Vergangenheit zu suchen, jemand, den Kate wo-möglich vergessen, der aber umgekehrt sie nicht vergessen hatte.
    Das Faszinierende, jedenfalls aus meinem Blickwinkel als Außen-stehender, der dazu überredet wurde, sich der Sache anzunehmen« –
    hier warf er Reed einen finsteren Blick zu –, »indem man ihn unbekümmert moralisch unter Druck setzte, ist, daß alle Vermutungen zumindest partiell richtig waren.« Er hielt inne, um an seinem Scotch zu nippen, wobei er aber Reeds dramatische Gesten vermied.
    »Wie Kate, aber aus anderen Gründen, entschied ich, daß Muriel, falls es sie gab und sofern sie nicht in irgendeiner engen Beziehung zur Universität stand, das Ganze kaum initiiert haben konnte. Damals wußte ich natürlich noch nicht, daß sie der Anti-Kate-Fansler-Offensive später beitrat. Die zentrale Frage wurde für mich, wie fing das alles an?
    Ich hatte euch allen gegenüber einen Vorteil. Ich kannte keinen der Akteure und konnte ganz unbefangen an die Situation herange-hen. Ich sollte Harriet im Falle einer Anklage verteidigen, aber die Polizei hatte keine Handhabe, um sie festzusetzen, und so wurde sie nur verhört. Ihr alle zeigtet großes Vertrauen in Harriets Unschuld sowohl, was die Entführung als auch, was den Überfall auf Toni betraf, aber mir schien sie zunächst verdächtig. Ich habe das Harriet bereits erklärt«, ergänzte er mit einem Blick in ihre Richtung. Harriet hob ihr Glas und prostete ihm süffisant zu.
    »Verschiedenes hat mich schließlich von ihrer Unschuld überzeugt«, fuhr er fort. »Zunächst stellte ich Nachforschungen betreffs ihrer Vorgeschichte mit Toni an, und es schien zweifelsfrei, daß sie nicht bei Toni eingestiegen war, um diese Aktion gegen Kate in Gang zu setzen. Inzwischen ging ich auch davon aus, daß die Frau, die Harriet auf der Toilette getroffen hatte, wahrscheinlich die war, die Toni überfallen hatte. Und dann tat ich etwas, worauf Sie – wenn Sie mir verzeihen wollen – sehr viel früher hätten kommen müssen.
    Mir ist klar, daß man unter den gegebenen Umständen, in denen Sie sich alle befanden, kaum logisches Denken erwarten konnte, aber ich muß ein bißchen aufschneiden, um zu rechtfertigen, daß ich mir so viel von diesem köstlichen Zeug hier zu Gemüte führe.«
    »Was haben wir übersehen?« fragte Kate. »Bringen Sie es mir schonend bei.«
    »Ich habe mir die Akte der Universität über Rechtsstreitigkeiten zwischen der Uni und Frauen besorgt, deren Bewerbung um eine Professur man abgelehnt hatte. Ich wollte jemanden finden, der einen besonderen Haß auf Kate hatte. Nein«, sagte er, als Kate sich selbst-anklagend gegen die Stirn schlug und dann vor Schmerz das Gesicht verzog, »wie sehr es mir auch gelungen sein mag, mich in schmei-chelhaftes Licht zu rücken, denken Sie daran, Reed wurde entführt, Kate wurde mit der Möglichkeit bedroht, öffentlich ihre tiefsten feministischen Überzeugungen widerrufen zu müssen, und Reed räumte nach seiner Befreiung ein, den sexuellen Verführungsversu-chen irgendwelcher Nymphchen ausgesetzt gewesen zu sein. Keiner dieser Umstände ist dazu angetan, den Verstand zu erhellen. Aber um fortzufahren: Es dauerte nicht lange, die Anstellungsstreitigkei-ten durchzusehen, vor allem, weil die Akten nur Fälle enthielten, die vor Gericht gegangen waren. Die überwiegende Mehrzahl der Frauen, deren Bewerbung man ungerechterweise ablehnt, klagen nicht, und deshalb fanden sie sich nicht in den Vorgängen, die ich durch-sah. Ich hoffte natürlich auf eine Klage gegen den Anglistischen Fachbereich, die Kate offenkundig mit einbezogen hätte, aber es gab keine. Nicht daß ich es, obwohl ich es hoffte, erwartet hätte, denn die Wahrscheinlichkeit, daß Kate sich an eine Klage in ihrem eigenen
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