Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
anhielt?«
    »Sie überschätzen Ihren Einfluß. Ich habe bis vor kurzem kaum an Sie gedacht. Aber Sie lauerten in einem verborgenen Winkel meines Gedächtnisses. Und der Haß, den ich vor drei Jahrzehnten empfand, kehrte mit voller Kraft zurück. Wenn ich hasse, stellte ich fest, dann für immer.«
    Kate wollte schon sagen, daß sie einander jetzt nicht in dieser ab-surden Weise gegenüberstünden, wenn Marjorie auch für immer geliebt hätte, wenn sie liebte. Aber Kate wurde langsam klar, daß die Frau, die ihr da gegenüberstand, wohl nicht ganz bei Sinnen war. Die kaum verhohlene Wut wurde jetzt offenbar. Davon abgesehen, war Muriels Liebe zu William mit dem gegenwärtigen Haß kaum zu vergleichen.
    »Marjorie«, sagte Kate und machte einen Schritt auf sie zu. Banny hob den Kopf. »Könnten wir uns nicht setzen und über alles reden und vielleicht eine Tasse Tee trinken? Ich weiß, es war falsch, was ich damals getan habe. Ich kann sogar Ihren leidenschaftlichen Wunsch, sich zu rächen, verstehen – und die Art, wie es geschah –
    ich meine, Reed zu entführen und all das. Aber wie konnten Sie Toni umbringen, oder sie so attackieren, daß sie ihren Kopfverletzungen erlag?«
    »Das war ich nicht«, sagte Marjorie. »Sie sind noch immer eine Idiotin. Also, ich bin keine. Ich habe keine Lust, den Rest meines Lebens wegen Mordes im Gefängnis zu verbringen, weder wegen Mordes an Toni noch an Ihnen.« Und sie hob leicht die Flinte.
    »Wer war es dann?« begann Kate. Aber hatte es irgendeinen Sinn, sie zu fragen? Wenigstens würde man nicht auf sie schießen, oder jedenfalls würde sie nicht ermordet werden. Mit schrecklicher Gewißheit wurde Kate klar, daß Marjorie/Muriel wirklich verrückt war, verrückt im Sinne von wahnsinnig. Würde das Versprechen, sie nicht umzubringen, Kate die Möglichkeit geben, ihr den Rücken zuzukehren, in ihr Auto zu steigen und wegzufahren? Kate hatte gewisse Zweifel, aber sie war trotzdem kurz davor, einen Versuch zu wagen.
    »Toni war eine Idiotin«, sagte Marjorie. »Sie hat sich nicht an die Abmachungen gehalten oder an ihre Versprechungen oder an den Job, den sie übernommen hatte.«
    »Sie arbeitete für Sie?« fragte Kate. Und langsam, aber sicher dämmerte es ihr. Sie hatte schon vermutet – insbesondere deshalb war sie gekommen, um Marjorie kennenzulernen –, daß Toni eine Doppelagentin war. Aber Kate hatte angenommen, daß Mama und vielleicht Dorothy Hedge sie angeheuert hatten. Hatte Harriet davon gewußt oder zumindest einen Verdacht gehabt? Kate schob die Frage beiseite. »Sie arbeitete für Sie?« fragte Kate noch einmal.
    »Für mich und die anderen. Wir haben uns dafür eingesetzt, die geistige Gesundheit in unserem Land und an Ihrer Universität wiederherzustellen. Erst als ich merkte, daß Sie an dieser Universität lehren, kam mir die Möglichkeit in den Sinn, mich an Ihnen zu rä-
    chen. Ich bin nicht so schnell, was, wie Sie so richtig bemerkten, sich schon daran zeigte, daß ich nach Ihren schmutzigen Tricks damals nicht blieb und mich daran machte, Ihren Bruder weichzukriegen.«
    »Sie bewundern Pat Buchanan und Pat Robertson?« fragte Kate, in der Hoffnung, das Gespräch in einen lautstarken politischen Schlagabtausch zu verwandeln, der vielleicht Aufmerksamkeit erregen würde – die von Judith oder sonst jemandem, der in der Nähe war, ein Besucher oder Kaufinteressent, der die Zwinger besichtigte.
    »Natürlich bewundere ich sie, und all die anderen, die ihr Linken mit eurem ewigen Mitleid verabscheut. Unser Land ist durch sogenannte Menschenfreundlichkeit von innen ausgehöhlt. Es ist ekelhaft, was heutzutage an den Colleges gelehrt wird, und wie ich höre, sind Sie eine der Schlimmsten, mit Ihrem feministischen multirassi-schen Scheiß. So kam Ihr Name überhaupt ins Spiel. Ich muß sagen, als ich ihn hörte, war das wie eine Offenbarung, wie eine religiöse Erleuchtung. Ich habe die anderen überredet, ihre Taktik ein bißchen zu ändern. Es war ihnen egal. Sie waren als Ziel ebensogut wie jeder andere – und Sie waren zu stolz, um den Namen Ihres Mannes anzunehmen. Typisch. Hätten Sie es getan, dann hätte ich gar nicht ge-merkt, wer Sie sind. Als ich den Namen Kate Fansler hörte, hab ich mir fast in die Hosen gemacht vor Freude.«
    Tausend Fragen stürzten auf Kate ein, und wie der kleine holländische Knabe mit dem Finger den Wasserlauf, versuchte sie, die Flut zurückzudrängen. Hier herauszukommen schien das Gebot des Augenblicks. Kate
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher