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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Autoren: Markus Heitz
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zerstörten, offenen Rümpfe bekamen Schlagseite, Waljakov und Torben fielen kopfüber in die schwarzen Fluten. Blubbernd und Blasen schlagend versanken die Schiffshälften in der immer ruhiger werdenden See.
    Der schwache, zuckende Feuerschein an Bord der Grazie beleuchtete die vor unbändigem Zorn schreiende Paktaï. Erst als ihr Kopf unter Wasser geriet, verstummte das unmenschliche Gebrüll. Dann herrschte eine unnatürliche Stille.
    Und als habe der Sturm nur darauf gewartet, dass sich nichts mehr an der Wasseroberfläche regte, legte er sich.
    Lediglich ein paar Trümmerstücke und Frachtteile erinnerten an die Schicksale der Grazie und der Klapok. Das Meer fand seine Ruhe wieder.

EPILOG
    Ulldart, Gallohâr, südliche Küste des Königreichs Kensustria, Winter 443 n.S.
    Farron, der junge, glatt rasierte Gelehrte mit dem dunkelgrünen Haar, trat auf die rechte Fußraste der Drehlafette, und gehorsam schwenkte das acht Meter lange Fernrohr in die gewünschte Richtung.
    Der Gelehrte legte sich das nächste Blatt Papier, Tinte und Feder zurecht, und schaute durch die Sehhilfe, die aus zweiundvierzig verschieden geschliffenen Gläsern bestand, die wiederum in drei rotierbaren Karussellen angebracht waren. Farron suchte in der Totalansicht den Himmel rund um Arkas und Tulm, die Augen Tzulans, ab.
    Seit fünf Stunden hockte er in dem schmalen Sessel, kühler Seewind rauschte durch das große, hölzerne Kuppeldach herein, das er vollständig geöffnet hatte, um einen besseren Blick auf die Sterne zu haben. Die Temperatur in der Observationskammer senkte sich empfindlich ab. Zumindest für kensustrianische Verhältnisse.
    Ollkas, sein etwas älterer Gelehrtenkollege und Meister der Astronomie, fröstelte. Er blies sich in die Hände und zog die wärmende Haube tiefer, bis fast ganz über die Ohren. Dann blätterte er die Unterlagen der letzten Observation durch. »Findest du heute noch etwas, oder sollen wir bei lebendigem Leib erfrieren?«
    »Meister, schreibt auf: Betos zwölf und Ketos einssechsdrei, Abweichung in der letzten Konstellation von drei achtel Grad.« Farron justierte das Okular mit spitzen Fingern. »Damit weichen sie weiter aus ihrer Bahn und machen den Augen Tzulans Platz.«
    Ollkas blickte zu den Steinwänden, die von unzähligen Karten über Sterne und deren Wanderungen bedeckt waren. Die Pläne, die seit Jahrhunderten kaum eine Veränderung erfahren hatten, bekamen seit einem Jahr immer wieder Korrekturen aufgemalt. Rote und schwarze Striche deuteten die Planetenverschiebungen an, und es schien dem Astronomiemeister, als seien alle Gestirne in Aufruhr geraten. Zentrum der Wanderschaften und des Driftens bildeten ohne Zweifel Tulm und Arkas. »Ich werde schon wieder eine Veränderung aufmalen müssen«, meinte der Gelehrte und stemmte sich in die Höhe. »Danach machen wir Schluss. Meine Augen sind müde, nur deshalb sitzt du am Fernrohr. Und ich weiß nicht, ob du alle Feinheiten findest.«
    Wenn die Kritik Farron traf, ließ er es sich nicht anmerken. Unberührt nahm er neue Einstellungen vor und suchte nun im Detail nach Neuigkeiten. »Meister, vor rund einem Jahr haben wir die erste Unregelmäßigkeit entdeckt, wisst Ihr noch?« Die Linsenkarusselle rotierten klackend, der Junggelehrte wechselte den Sichtmodus. »Vielleicht ist die Zeit nun wieder reif?«
    »Und Taralea, die Allmächtige Göttin, suchte ihren Sohn Tzulan, kämpfte mit ihm und zerriss ihn in kleine Stücke, die sich über alle Kontinente verteilten. Seine glühenden Augen heftete sie zu den Sternen an das Himmelsgewölbe und nannte sie Arkas und Tulm, die einzigen Sterne, die sich nicht drehen und für alle Zeiten am Firmament stehen«, zitierte Ollkas die Stelle aus dem ulldartischen Geschichtswerk, die er seit dieser Nacht auswendig konnte. »Und die Sterne haben auch auf der Erde für Bewegung gesorgt. Es muss ihr Einfluss gewesen sein, der die Geschehnisse auslöste.«
    Ein bisschen vorwurfsvoll drehte sich der Schüler um, das Okular hatte einen kreisförmigen Abdruck an seinem Auge hinterlassen. »Meister, wir sind Astronomen, keine Astrologen. Wir haben uns der Wissenschaft verpflichtet, nicht der Deuterei.«
    »Nicht so aufmüpfig, junger Gelehrter«, drohte ihm sein Mentor. »Oder du wirst die große Linse des Fernrohrs noch heute Nacht reinigen.« Ollkas brachte die Sternenkarte auf den neuesten Wissensstand.
    »Lasst Euch endlich einmal eine neue Drohung einfallen. Ja, was ist denn das?« Farron rieb sich das Auge und
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