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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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das Papier zum Gebrauch kommen lassen solte:
Teufel hilft mir /
Leib und Seel gib ich dir.
    Und gleich wie es mit dieser schönen so genannten Passauer Kunst beschaffen / also hat es auch eine Bewandnus mit andern vielerley Festigkeiten / und andern zauberischen Künsten / die in Worten bestehen / du sagst zwar / es seye nichts böses was du brauchest / sondern lauter heilige Wort / und Anruffung deß Göttlichen Namens / und seiner heiligen Engel; Jch lasse es gelten / daß es ein solches Ansehen habe / aber mein Sohn / lese das Leben / und sonderlich die Bekandnus deß Frantzösischen Zauberers Gaffredi , eines Priesters von Marsilien / der sich sehr mit dergleichen Künsten geschleppt / auch ihrer viel selbst invent irt / so wirstu finden / daß die Zauberer / wann sie in solchen Sachen die Allerheiligste Dreyfaltigkeit nennen / an statt Gottes deß Vatters den Lucifer / an statt Gottes deß Sohns den Beelzebub / an statt Gottes deß Heiligen Geistes / den Astaroth / an statt der H. Jungfrauen Maria deß Antichrists Mutter verstehen / und daß sie das H. Creutz-Zeichen so offt und vielfältig hierzu mißbrauchen / geschieht zu keinem andern Ende / als daß es bey den Einfältigen das Honig sey / damit man den Kindern den Ranfft an einem Geschirr bestreicht / auff daß man ihnen den bittern Tranck vor die Würm dardurch desto füglicher beybringen könne / dann da müste ja einer gar verzweifelt seyn / der sich gleich im Anfang wissentlich dem Teufel übergebe / wann nicht ein solcher Pfeffer zuvor über diß stinckende Aaß gemacht worden wäre.

CAP. XXVI.
    Continuation voriger Materi, und anderer dergleichen Sachen mehr.
    ES sündigt aber einer / so sich der Festigkeit bedient / vielfaltiger als er selbsten vermeynet / dann erstlich wird er abtrünnig von seinem Schöpffer und Himmlischen Vatter / der ihn doch biß dahin so getreulich bewahret / und noch fürterhin behüten / ja gar in das Himmlische Vatterland bringen will; Zum Zweyten / gibt er sich in Bündnus und Schutz (ach der elenden Wahl! wann man den laidigen Teufel höher als Gott hält) beydes Gottes / und seines eygenen allerärgsten Feinds; Drittens wird der Teufel hierdurch gleichsam angebetet / und ihm die Ehr eines Beschützers gegeben / die allein dem gütigen Gott gebührt; Vierdtens wird solche allein Gott gebührende Ehr / ohn dessen Willen Himmel und Erden kein Augenblick bestehen möchte / Gott abgestohlen und dem Teufel gegeben / als welcher Gott vorgezogen / und als ein Erhalter (der doch in Warheit ein Verderber ist) geehret wird; Fünfftens wird dardurch die aller-erschröcklichste Abgötterey begangen / so die Heyden jemals verübet / welche Sünd die allergröste / und von GOtt am mehristen gehasset wird; Sechstens sündigt ein Mensch hier wider das Gesetz der Natur / als welcher seinem Neben-Menschen thut / welches er nicht wolte / daß es ihm von andern widerfahren solte; Wann er nemlich durch deß Teufels Hülff so hart als Eysen von seinem Gegentheil / er sey auch so dapffer als er immer wolle / nicht beschädigt werden mag / sondern hingegen zum siebenden ihm / als der seine Haut bey ihrer natürlichen Art gelassen / das Leben ärger als ein Meuchelmörder abstilet; Achtens ist ein solcher Mensch / wann keine rechtschaffene Bekehrung folgt / eygentlich ewiglich verloren / wie dann die jenige / so die obengedachte Passauer Kunst brauchen / selbst sagen / daß einer deß Teufels sey / der in 24. Stunden umbkomme / nachdem er einen solchen Passauer Zettel gefressen; wie es aber mit der Passauer Kunst beschaffen / also hat es auch eine Bewandnus mit andern Festigkeiten / dann wann eine gut ist / so seynd sie alle gut / und wollen sich die jenige / so Gembsen Wurtzel brauchen / oder die / welche ich weiß nicht was / mit sich auß Mutterleib auff die Welt gebracht haben / und dannenhero fest seynd / gar nicht träumen lassen / daß sie eine natürliche / und derohalben auch eine gerechte Sach haben / dann sie wissen leyder gar nicht / mit was vor Condition en und Aberglauben die Gembsen-Wurtzeln zu wegen gebracht / noch mit was vor Pacten und Bedingungen bey den Geburten der Kinder ihre Häublein / so sie mit auff die Welt bringen / von irgends etlichen alten Weibern zu der Festigkeit employr et werden; Es wären noch viel Ubel beyzubringen / in denen sich der Mensch vertiefft / wann er sich fest macht / aber mein Sohn / lasse dirs genug seyn / wann du weist / daß du das Ewig Gut dardurch verliehrest / welches der allergröste
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