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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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ausgehändigt und cassirt , sondern auß Schamhafftigkeit / die mich niemal so kühn seyn lassen / mit dem Herrn Pater hiervon zu reden; Mein Sohn / antwortet der Pater , solche Schamhafftigkeit rühret abermahl auß List und Vormahlung deß leidigen Sathans her / als der darauff umbgehet / daß du solche Sachen so lang bey dir behalten soltest / biß du künfftig auff sein alsdaniges ferneres Anreitzen dich wiederumb damit versündigst / und vielleicht Schwerlicher als zuvor / damit er dich endlich in seine Klauen kriege / du hast bereits mit Schaden deß Leibs / und grosser Gefahr der Seelen und ihres ewigen Heyls erfahren / wohin dich der Teufel durch diese heyllose Künste verleitet / hast auch Handgreifflich genug hingegen verstanden / daß dich damals allein die unergründliche Güte Gottes (unangesehen du ein anders verdienet und werth gewest wärest) beydes vor zeitlich und ewigem Verderben bewahret / ja dich wiederumb zur Buß / und also zu dem Himmlischen Vatterland von neuem beruffen / bistu nun klug / und wilst dich nicht selbst muthwillig in die Höll stürtzen / so wirstu leicht gedencken können / was du zu thun hast.
    Hierauff legte ich ohne Verzug meinen Kram auß / nemlich allerhand Zettel vor die Festigkeit / und anders mit Caracteren und unbekannten Wörtern / auch zum theil mit Fledermäuß-Blut beschrieben / sonderlich die jenige / welche man mit einer Hand voll Heckerling / oder geschnitten Stroh in eine Pistol ladet / und hinder sich hinauß scheust / davon sich so viel Reuter ins Feld stellen / als deß Hexels oder geschnittenen Strohes gewesen; der Pater würdigt keinen einzigen zu lesen / sondern (dieweil wir eben beysammen vor einem Kamin sassen) warff sie miteinander ins Feuer / worauff sich ein solches Knallen im Feuer hören liesse / als ob über 300. Musquetierer eine Salve geben hätten / das Feuer ergrösserte sich auch einsmals so erschröcklich / und schlug dermassen zum Kamin herauß / daß wir sorgten / das Zimmer möchte angehen / und uns mit verbrennen / es wärete aber gar nicht lang / dann nachdem es uns kaum erschröckt hatte / höreten und sahen wir nichts mehr / aber gleichwol wolte der Pater das Genist auß dem Ameyshauffen / so unsichtbar machte / deßwegen nicht auch ins Feuer werffen / auß Sorg / es möchte uns ein ärgers widerfahren / sondern er sagte / ich solte es verpitschieren / und ihme zustellen / biß er ihm ohne Gefahr einen andern Todt anthun könte / welches ich dann gern thät.
    Jndessen sahe der Pater mein ängstiges Gemüth / und daß ich mich gern und von Hertzen meiner verdampten Künste abgethan / derowegen fieng er an mich widerumb zu trösten / und sagte / daß er mich nun gern in seiner Gesellschafft leiden wolte / biß ich Gelegenheit hätte / wieder sicher nacher Hauß zu kommen / mich treulich vermahnend / daß ich nächstens wiederumb beichten / und vor Gott mein Hertz wie Wasser außschütten solte / nicht wie Wein / da der Geruch / nicht wie Milch / da die Farb / nicht wie Oel / da etwas Fettigkeit / auch nicht wie Honig / da noch der Geschmack im Geschirr übrig bleibe; dann GOtt wolle uns gantz haben / und wo noch im geringsten etwas übrig / daß der leidige Feind einen Zutritt haben / und seine Klauen wieder ansetzen könte / seye es gefährlich umb den Menschen bestellt.
    Jch versprach ihm gehorsamlich zu folgen / und mein Leben zur Besserung / gleichsam gantz in einem andern Modell zugiessen / mit demüthiger Dancksagung / daß er sich meiner so getreulich angenommen / und mich durch GOttes Gnad zu meiner selbst-Erkandtnus gebracht hätte; Er antwortet / was er gethan / das wäre seine Schuldigkeit / und wann ich im guten Vorsatz beharren / und mein Leben bessern würde / also / daß ich die Seeligkeit erlangte / so zweifele er nicht / Gott würde ihn belohnen / ich solte nur deßwegen content seyn / und den Gehorsam und die Demuth auff Gottes Willen richten.
    Hernach fieng ich an zu lamenti ren und zu klagen / daß in der gantzen Christen-Welt so viel dergleichen Sachen / wie ich getrieben / im Schwang giengen / da theils Wort und Werck / die man darzu brauche / greulich und erschröcklich / theils gantz Aberglaubisch und Närrisch / theils aber gantz lächerlich / und jedoch alle Verdammlich wären / als da seyen die grausame Beschwerungen und Verbündnussen mit dem Teufel selbst / die Närrische und Aberglaubische Ceremonien , und die lächerliche Segensprechungen / deren jedes Stück / auch das geringste / wie es wider den
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