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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Göttlichen Willen lauffe / von Gott ab / und gegen der Höllen zuführe; was die alte Bettler und Bettlerinnen / item die Ziegeuner vor Künste treiben / und andere lehren / sey bekand / und die Bauren hätten Segen / Künste und abergläubische Observationes , die sie brauchten / daß ihnen nichts gestolen / die Pferd nicht bezaubert / die Kühe von den Unholden nicht außgemolcken werden könten / und was dergleichen Sachen mehr seyen; da wisten theils die Wantzen oder Wändel in ein ander Hauß zu bannen / andere die Raupen / Erdflöhe / Kefern / und andere Ungeziffer zu vertreiben / andere Schlangen zu beschweren / und aber andere auch andere solcher Künste / etliche könten den Mäusen daß sie nichts zernagen / etliche den Hunden / daß sie keine Hasen fangen können / die Mäuler zu bannen / ja es wäre schier kein Geschöpff oder insect , damit nicht verbottene Künste getrieben werden / massen solcher abergläubischen Possen Prætorius ein gantzen Hauffen zusammen gebracht / und in seinem Glück-Hafen / auch anderswo mehr der Welt in offenem Druck vor Augen gelegt / worbey zu bejammern sey / daß solche verkehrte Leut am mehristen die heilige Zeiten / ohn Zweifel auß sonderm Anstifften deß leidigen Teufels mißbrauchten / als den H. Car-Freytag / an welchem nicht allein die Schmid ihre Krampff-Ring gantz nackend auß einer Galgen-Ketten schmideten / sondern wol noch andere abscheuliche Sachen getrieben würden / darvon unnöthig zu hören / und erschröcklich zu hören; Jtem die Walburgs-Nacht / und auff Philippi und Jacobi Tag / da die Bauren durch ihre Künste ihr Vieh vor Zauberey vors gantze Jahr bewahren wollen / aber nicht wissen / daß sie alsdann selbst Zauberey treiben; die Johannes-Nacht / in welcher theils verruchte Leut den Farnsamen vom Teufel empfangen / und andere böse Stück mehr üben / offt aber übel anlauffen / als wie die vorwitzige und gaile Weibsstücker / die in der Nacht St. Andreæ erfahren wollen / was sie vor Männer kriegen sollen; Endlich seye auch die heilige Weynacht-Zeit / in welcher uns das Heyl der Welt geboren worden / vor solchen Gottes-vergessenen Leuten nicht sicher.

CAP. XXVII.
    Heim-Räis und Beschluß dieses Werckleins.
    NOch 14. Tag hatte ich mich bey meinem Pater zu Utrecht aufgehalten / nachdem ich wieder völlig gesund und geheylet worden / als ihm von seinen Obern Befelch zukommen / daß er sich durch die Schweitz auff Rom begeben solte / das war mir nun eine erwünschte Gelegenheit / mit ihm auff der Cöllnischen Seiten deß Rheins sicher biß nacher Straßburg / und von dannen über den Kniebs hinauß vollends nach Hauß zu kommen; derowegen überkam ich durch unterhandlung deß Paters einen Paß von der Frantzösischen Generalität / und machte mich mit ihm per pedes , seiner Regul gemäß / auf den Weg / unsere Gesellschafft bestund in unterschiedlichen und sehr ungleichen Personen / dann erstlich war der Pater und der Frater seines Ordens; 4. Frantzös. Soldaten von unterschiedlichen Officien und Qualit äten / welche nacher Breysach beordert waren; Ein Pfarrherr von der Reformirten Religion / so hiebevor auß der Pfaltz / davon er gebürtig / in Holland beruffen / und in gegenwärtigem Krieg dermassen abgebrand oder ruin irt worden / daß er gezwungen war / wiederumb mit seinem Weib nach Hauß zu kehren; So dann ein Jud / so nach Franckfurt reyste / dessen Gegenwart mich offt mit peinlichen Schmertzen an meine lose Stück erinnert / die ich zu Amsterdam begangen / und dann endlich ich / als ein schlechter Handelsmann / der gleichwol noch 200. Reichsthaler zur Zehrung bey sich hatte / davon ich auch dem guten ehrlichen Pater , und seinem Bruder / als die kein Gelt vermochten / noch anrühren dorfften / underwegs / wo es die Noth erfordert / die Nahrung getreulich verschaffte.
    Da setzte es nun bisweilen artliche Disputationes wegen der Religion zwischen dem Pater und Pfarrer / davon jeder zween auß den Soldaten / so eines jeden Glaubens-Bekandnus zugethan / zu Beyständen hatte; Jtem zwischen dem Pater und Pfarrer eins / und dem Juden andern Theils auch dergleichen / und wiewol dieser Maußkopff gewaltig wol stud irt / und wol beschlagen war / wolte er sich doch nicht recht herauß lassen / sondern sagte / die Christen solten zuvor ihre eygene Spaltungen zusammen leimen / ehe sie sich understünden / die Juden / so einig wären / zu ihrer Religion zu bekehren / dann so einer oder der ander auß ihnen gleich gern ein Christ werden wolte / so
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