Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wunder der Liebe

Das Wunder der Liebe

Titel: Das Wunder der Liebe
Autoren: Laura Anthony
Vom Netzwerk:
bei dem Gedanken, hinaus in den Regen und die Kälte zu gehen und dabei vieEeicht von dem unheimlichen Fremden beobachtet zu werden.
    Vielleicht ist er ja schon wieder weg, dachte sie.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Ratlos ließ sie sich auf einen Küchenstuhl nieder und trommelte mit den Fingern auf den alten Eichentisch. Was sollte sie tun? Ein lautstarkes Blöken, schriller als ein Nebelhorn, schallte zu ihr hinüber/Es gab keinen Zweifel, Bossie, die älteste Kuh ihrer 17-köpfigen Herde, beschwerte sich.

    “Du kannst nicht die ganze Nacht hier drinbleiben, Wren”, rügte sie sich in die Stille hinein. “Die Kühe müssen gemolken werden.”
    Aber es kann noch warten, flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Lass dem Fremden Zeit, noch ein Stückchen weiter die Landstraße entlangzugehen.
    Ihr Verantwortungsgefühl kämpfte mit ihrer Angst.
    Schließlich, schloss Wren einen Handel mit sich selbst ab. Sie würde zuerst zu Abend essen und dann die Kühe melken gehen.
    Sie erhob sich, zog die Jacke wieder aus und ging zum Herd hinüber. Sie schöpfte etwas von der dampfenden Rindfleischsuppe in einen Teller und holte einige Cracker aus einer Keramikdose. Dann setzte sie sich an den Tisch.
    Sie versuchte, den Lärm im Stall zu ignorieren, und probierte einen Löffel Suppe, doch sie bekam ihn kaum herunter. Sie konnte das verzweifelte Muhen und Blöken ihrer armen Kühe nicht einfach so ignorieren. Unentschlossen starrte sie auf ihren Teller.
    Sie konnte nicht essen. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie so aufgeregt war, nicht, wenn ihre Kühe darauf warteten, gemolken zu werden.
    “Und jetzt hören Sie Sloan Clayton mit den neunzehn-Uhr-Nachrichten.” Es knackte im Radio, als ein Blitz den Raum für einen Moment erhellte.
    Donner grollte, und Wren umklammerte den Griff ihres Löffels noch fester.
    “Das immer schlechter werdende Wetter ist heute unser Hauptthema”, verkündete der Nachrichtensprecher. “Der Regen geht bereits in Schnee und Graupel über. Die Temperaturen sollen bis unter den Nullpunkt fallen. Auch Eisregen wird erwartet. Achten Sie auf Straßenglätte.”
    Wren erschauerte. Sie durfte jetzt auf gar keinen Fall ihre Kühe sich selbst überlassen. Sie musste sich vergewissern, dass die Heizung funktionierte und dass sie es warm genug hatten.

    “Das Wetteramt rät noch einmal, den Wagen stehen zu lassen.”
    Wren zerbröselte gedankenverloren einen Cracker in ihrer Hand. Gegen ihren Willen musste sie an den Mann denken, der sich draußen in Sturm und Kälte befand. Seufzend schob sie ihren Teller zurück. Warum sollte sie plötzlich Mitleid mit dem Fremden haben, der ihr doch solche Angst eingejagt hatte.
    Sie wischte sich die Crackerkrümel von den Händen und horchte plötzlich alarmiert auf.
    Die Kühe hatten aufgehört zu muhen.
    Wren erstarrte. Warum?
    Ihr Magen zog sich zusammen, und ihr Mund war plötzlich trocken. Wren erhob sich, stellte das Radio ab und blieb dann mit rasendem Puls stehen, um zu horchen.
    Es war nichts zu hören außer dem Sturm, der draußen ums Haus heulte.
    Sie biss sich auf die Lippe. Wenn Kühe gemolken werden wollen, muhten und blökten sie höchstens noch lauter, ganz bestimmt verstummten sie nicht.
    Geh und sieh nach, was los ist!
    Aber Wren blieb wie angewurzelt stehen. Ich habe Angst, schoß es ihr durch den Kopf. “Feigling!” schalt sie sich dann selbst.
    Schließlich ballte sie die Hände zu Fäusten. Sie konnte nicht die ganze Nacht hier stehen bleiben und gegen ihre Angst ankämpfen. Sie musste herausfinden, was drüben im Stall los war.
    Wren holte tief Luft, um sich Mut zu machen, und zog dann Jacke und Handschuhe erneut an. Anschließend nahm sie einen kleinen Schlüssel von dem Brett über der Spüle und ging ins Wohnzimmer, um den Waffenschrank ihres Vaters zu öffnen.
    Sie schaute sich die verschiedenen Waffen an. Sie wusste so gut wie nichts über Gewehre und Revolver und hatte die 22er nur einige Male gebraucht, um Klapperschlangen zu erschießen.

    Wren legte die Hand um den hölzernen Griff und nahm das Gewehr aus der Halterung. Dann schloss sie den Schrank wieder und ließ den Schlüssel in ihre Jackentasche gleiten.
    Könntest du auf einen Menschen schießen? stellte sich Wren die bange Frage.
    “Wenn es um dein Überleben geht, kannst du alles”, erklärte sie mit bestimmter Stimme. “Und jetzt komm.”
    Sie entsicherte die 22er und ging durch die Tür hinaus, den Finger immer direkt am Abzug. Dann kämpfte sie sich durch den Sturm und den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher