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Das Wunder der Liebe

Das Wunder der Liebe

Titel: Das Wunder der Liebe
Autoren: Laura Anthony
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Das ist alles, was du tun musst”, sagte sie laut, um sich Mut zuzusprechen.
    Aber es war leichter gesagt als getan. Unheilvolle Bilder stiegen immer wieder vor ihr auf. Bilder, in denen der dunkle Fremde ihr mit einem riesigen, scharfen Messer in der Hand in der Dunkelheit auflauerte.
    “Hör sofort damit auf”, schimpfte sie mit sich selbst. “Ruf den Sheriff an. Jetzt sofort.”
    Wren nahm all ihren Mut zusammen, versuchte, alle Angst erregenden Gedanken zu verdrängen, und ging zum Telefon.
    Ihre Hände zitterten so sehr, dass ihr der Hörer erst mal zu Boden fiel, bevor es ihr endlich gelang, ihn ans Ohr zu legen.
    Absolute Stille.
    Die Leitung war tot.
    Der Fremde wappnete sich gegen Regen und Sturm und war enttäuscht, aber nicht überrascht über das Verhalten der jungen Frau. In den letzten sechs Monaten hatte er sich an solche Behandlungen gewöhnt. Er hatte diese Reaktion erwartet. Aber er war sich nicht schlüssig, ob er diesmal so schnell aufgeben sollte, besonders da der Stall der Frau so einladend wirkte.
    Licht fiel durch das Fenster, und er konnte das Vieh hinter den geschlossenen Türen Muhen hören. Das hier ist eine Milchfarm, dachte er, also ist der Stall geheizt. Er hatte bereits an schlimmeren Orten geschlafen. Zumindest hätte er hier Milch zu trinken, einen trockenen Platz zum Schlafen und Stroh, um seinen Kopf zu betten.
    Er hatte der Frau offensichtlich Angst eingejagt. Mit ihrem schmalen Gesicht und ihren großen Augen hatte sie ihn an ein furchtsames Mäuschen erinnert. Sie gehörte zu jenen stillen Frauen, denen Männer kaum Beachtung schenkten. Nicht, dass sie unattraktiv gewesen wäre, aber sie besaß auch keine weiblichen Vorzüge, die einem sofort ins Auge gefallen wären.
    Er nahm an, dass sie hier allein lebte, und er bezweifelte, dass sie genug Mut aufbringen würde, in der Nacht noch einmal hinaus in den Stall zu gehen. Da er morgen früh bereits wieder verschwunden wäre, würde sie nie erfahren, dass er in ihrem Stall übernachtet hatte.
    Er schaute noch einmal über die Schulter auf das Haus zurück und betrat dann den großen Stall.
    Die Kühe begrüßten ihn mit lautem Blöken. Offensichtlich warteten sie darauf, gemolken zu werden. Der Fremde schloss die Tür hinter sich und schüttelte sich den Regen ab. Er genoss die Wärme, und zum ersten Mal seit Stunden ließ seine Anspannung ein wenig nach.
    Sein Blick fiel auf eine Treppe, die nach oben auf den Dachboden führte. Entschlossen ging er hinauf. Ein Teil wurde als Heuboden benutzt, der andere war durch eine eingezogene Wand abgeteilt. Er stieß die Tür auf und sah in einen kleinen Raum. Ein Bett mit einer Armeedecke stand an einer Wand, daneben ein kleiner Heizofen, der jedoch nicht eingeschaltet war. In einer Ecke führte eine Tür zu einer winzigen Toilette, in der es auch ein Spülbecken gab. Die Unterkunft war primitiv, bot aber alles, was man brauchte.
    Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Dies war ein perfekter Unterschlupf für ihn.
    “Beruhige dich! Nur weil die Leitung tot ist, bedeutet das noch lange nicht, dass er die Leitung durchgeschnitten hat”, sprach Wren sich laut Mut zu. “Der Sturm ist wahrscheinlich an allem Schuld. Im letzten Winter fiel das Telefon auch mehrmals aus.”
    Doch nichts half, sie zu beruhigen. War der Mann immer noch da draußen auf ihrem Grundstück?
    Ängstlich lief Wren von Fenster zu Fenster und überprüfte, ob sie auch sicher verschlossen und die Vorhänge zugezoge n waren. Hin und wieder wagte sie es, einen Blick hinaus in die Dunkelheit zu werfen, obwohl sie wusste, dass sie auf der Stelle einen Herzschlag erleiden würde, wenn ihr plötzlich das Gesicht des Fremden entgegenstarrte.
    Unbeachtet ihrer Situation dudelte das Küchenradio weiter fröhlich vor sich hin. Die unbeschwerte Musik von “I saw Mummy kissing Santa Claus” bildete einen seltsamen Kontrast zu dem Durcheinander, das seit dem Erscheinen des dunklen Fremden in ihrem Inneren herrschte. Sie dachte daran, das Radio abzustellen, aber der Gedanke, einer unheimlichen Stille ausgesetzt zu sein, brachte sie schnell wieder davon ab.
    Wren faltete die Hände und begann, auf und ab zu laufen. Sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Selbst über das Heulen des Sturmes und den Klang der Musik hinweg konnte Wren die Kühe blöken hören. Sie warf einen Blick auf die Uhr.
    Es war bereits halb sieben vorbei. Höchste Zeit zum Melken.
    “Ich kann nicht hinausgehen”, murmelte sie. Wren zitterte allein
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