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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
Autoren: Kai Meyer
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ihrer aller Leben gekämpft, und nun würden der Herzog und Alessia sie bitten, dem Volk der Hohen Lüfte ein letztes Mal beizustehen.
    Die Gildenschiffe flogen nicht genau auf das Lager zu. Die Kraftlinie, der ihre Spürer folgten, verlief ein gutes Stück weiter südlich. Als die Wabenkolosse endlich stillstanden, befanden sie sich über einen Kilometer entfernt. Luftschlitten glitten aus einer Öffnung am Heck. Wenig später landeten sie im Schatten der Schiffe auf den Dünen. Männer und Frauen erhoben sich und kontrollierten die Anker, die von oben herabgelassen wurden.
    Niccolo eilte zu seinem Riesenkranich, der gemeinsam mit Guo Laos Vogel im Schatten einer Zeltplane ruhte; genau wie Nuguas Kranich war er dem Untergang der Heiligen Grotten entkommen. Niccolo sattelte das Tier in aller Eile, schwang sich auf seinen Rücken und flog über die Köpfe des Wolkenvolks hinüber zum Gildenschiff.
    Der Anblick des Giganten war atemberaubend. Nicco-lo war nur noch ein kleines Stück entfernt und konnte jetzt durch die Fenster ins Innere der Kommandobrücke sehen. Gestalten standen hinter dem gelblichen Glas und blickten ihm entgegen. Noch bevor er Einzelheiten wahrnehmen konnte, tauchte an der Seite des Luftschiffs ein Punkt auf, der rasch immer größer wurde.
    Nugua winkte ihm aufgeregt zu. Er erwiderte die Geste und beide brachen in erleichtertes Gelächter aus - es war lange her, seit er so ausgelassen gelacht hatte. Nuguas Kranich zog einen Kreis um ihn, während die heißen Wüstenwinde ihr struppiges Haar noch wilder verwirbelten. Die Ringe unter ihren grünen Mandelaugen, die auch nach ihrer Heilung vom Fluch der Purpurnen Hand nicht hatten weichen wollen, waren seit ihrem Aufbruch blasser geworden.
    »Komm mit!«, rief sie ihm zu, flog eine Schleife und lenkte ihren Kranich zurück zum Heck des Gildenschiffes.
    Niccolo folgte ihr. Aus dem Augenwinkel sah er hektische Bewegungen hinter dem Glas der Brückenfenster. Noch einmal schaute er hin und erkannte endlich, wer dort stand.
    Feiqing wedelte ausgelassen mit beiden Armen, hopste auf und ab, und sogar Wisperwind hob verstohlen eine Hand und grüßte.
    Nugua und er umarmten sich lange. Noch nie hatte er sich so gefreut, jemanden wiederzusehen. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und strubbelte ihr durchs Haar - wahrscheinlich das erste Mal, dass sie sich das von irgendwem gefallen ließ.
    Auch Feiqing schloss ihn in die Arme, ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Kraftvoll zog er Niccolo an sich. Jemand hatte sich eine Menge Mühe gegeben, das schmutzige, rußige Drachenkostüm zu säubern, aber Dreck und Gestank hatten sich in sämtlichen Fasern festgesetzt und verliehen dem armen Feiqing eine gewöhnungsbedürftige Duftnote.
    Zuletzt trat Niccolo Wisperwind gegenüber, während der Rattendrache aufgebracht umherstolzierte, ununterbrochen redete, mit seinen Erlebnissen prahlte und auch ansonsten eine höchst abenteuerliche Geräuschunterma-lung ihres Wiedersehens lieferte - ganz besonders, als er über einen Luftschlitten stolperte, mit wedelnden Armen mitten hineinstürzte und die filigrane Konstruktion unter sich zermalmte. Während sich der Gardist, der gerade erst damit gelandet war, die Haare raufte, gab Feiqing schon weitere Sensationen zum Besten.
    Er redete und redete, während Niccolo und Wisperwind ihn aus den Trümmern des Luftschlittens zogen, Nugua den fluchenden Soldaten besänftigte und die beiden Kraniche die Schnäbel aneinanderrieben.
    »Werden sie uns helfen?«, fragte Niccolo, als sich der Pulk der Neugierigen in der Halle verstreute.
    Nugua nickte. »Gildenmeister Kangan sagt, er kenne einen guten Ort für dein Volk. Ein fruchtbares Tal in den Ausläufern des Himalajas. Der einzige bekannte Zugang führt durch die Luft, sagt er. Viel abgeschiedener kann es auch auf der Wolke nicht gewesen sein.«
    Feiqing schlackerte aufgeregt mit den Lefzen. »Und wer, bitte schön, hilft mtr? Können wir jetzt endlich zu diesem Drachenkönig gehen?«
    Niccolo senkte den Blick. »Yaozi ist nicht mehr hier.«
    Nugua erbleichte. »Nicht hier?«
    »Er und die meisten anderen sind vor ein paar Tagen aufgebrochen.«
    »Wohin?«, fragte Feiqing.
    Niccolo nahm Nuguas Hand. »Zum Drachenfriedhof.«

Über Nebeln
    Ein kühler Wind strich über den Knochenpass. Nebelfetzen aus der Schlucht drehten sich in einem trägen Totentanz über der Felskante. Im nächsten Moment wurden sie von Böen erfasst, taumelten davon und zerstoben.
    Nugua saß neben Niccolo auf einem
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