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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
Autoren: Kai Meyer
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versuchte sie einen Blick auf die Kämpfenden zu erhaschen, doch obgleich sie jetzt ihren Aufprall am Boden hörte, konnte sie die beiden von hier aus nicht sehen. Angespannt wirbelte sie herum, blickte zurück zu der Wunde, die der tapfere Xixati ins Herz des Riesen geschlagen hatte und in der nun die Götterlanze steckte.
    Die dunklen Verästelungen wuchsen nicht mehr. Der Lanzenschaft zitterte, als stünde er unter ungeheurer Spannung und drohe jeden Moment zu zerbrechen. Die Wirkung der Waffe auf das weiche Kristallfleisch war bereits an ihre Grenzen gestoßen. Trotzdem hielten die Erschütterungen an und in der stickigen Luft lag ein Knistern, das Nugua vor dem Lanzenstoß nicht gespürt hatte.
    Sie beugte sich über den Abgrund und rief Niccolos Namen. »Die Lanze ist nicht stark genug! Du musst Silberdorn heraufbringen!« Sie brach ab und flüsterte: »Niccolo ...?«
    Die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, war leer.
    Aber sie brauchte doch das Schwert hier oben!
    Schweiß rann ihr in die Augen. Das Atmen fiel ihr immer schwerer. Auf die Gefahr hin, das Gleichgewicht auf dem schaukelnden Aderstrang zu verlieren, beugte sie sich vor und versuchte einen Blick auf Mondkind und Guo Lao zu werfen. Sie hörte den Kampf der beiden, ein Getöse und Geflatter irgendwo unter ihr, dazwischen dumpfes Keuchen und schmerzerfüllte Laute. Aber sehen konnte sie sie nicht, bis -
    Etwas schien jeglichen Rest von Luft aus der Grotte zu saugen, ein scharfes Fauchen, mit dem sich der gesamte Sauerstoff in der Höhle zusammenzog, auf einen einzigen Punkt konzentrierte - und explosionsartig auseinanderströmte. Zugleich ertönte ein Donnern, hallte aber nicht nach, sondern wurde jäh abgeschnitten.
    Nugua schnappte verzweifelt nach Luft, konnte plötzlich wieder atmen - und sah unter sich, wie Mondkind und Guo Lao in unterschiedliche Richtungen rasten, nicht gezielt im Federflug, sondern geschleudert von den Kräften, die sie bei ihrem Gefecht entfesselt hatten. Mondkind prallte gegen die Höhlenwand und Nugua erwartete, dass Niccolo im nächsten Moment bei ihr auftauchen würde.
    Doch er war noch immer nirgends zu sehen.
    Sie suchte nicht länger nach ihm, sondern blickte stattdessen Guo Lao hinterher. Der Unsterbliche schlug mit ungeheurer Wucht nahe des Eingangs auf. Das Fleisch des Riesen federte seinen Aufprall ab, aber Guo Laos Gewicht und Statur hämmerten einen tiefen Krater in die Höhlenwand. Kein normaler Mensch wäre danach wieder auf die Beine gekommen. Der Xian aber richtete sich auf, stürmte auf seinen Kranich zu und riss das Schwert Phönixfeder aus der Scheide am Sattel.
    »Guo Lao!«, brüllte Nugua in die Tiefe. »Die Waffen aus den Lavatürmen können Pangu vernichten! Lis Lanze allein ist nicht stark genug. Du musst Phönixfeder hier heraufbringen!«
    Einen Moment lang hatte sie die Hoffnung, dass er auf sie hören würde. Dass sich alles zum Guten wenden würde, wenn der Xian im Federflug herbeieilte, das Götterschwert in die Wunde stieß und vollendete, was die Lanze begonnen hatte.
    Aber Guo Laos Züge waren vom Hass auf die Mörderin seiner Brüder und Schwestern verzerrt. Nugua hatte ihn schon einmal so gesehen, damals im Wald, als sie mit Niccolo und Feiqing das erste Duell zwischen dem Xian und Mondkind beobachtet hatten. Auch Wochen später, als er Niccolo und Mondkind bis zum Portal der Dongtian verfolgte, hatte ihn diese wahnhafte Rachsucht getrieben.
    Nugua sah ein, dass er nicht auf sie hören würde. Stattdessen riss er das gewaltige Schwert hoch und stürmte über das Schlachtfeld auf Mondkind zu, die sich in einer Wolke aus Seidenbändern aufrichtete und ihn erwartete.
    Nugua musste sich erneut an der Lanze festhalten, um auf der schwankenden Ader nicht abzustürzen. Die netzartige Fäulnis im Kristallfleisch rund um den Schaft hatte jetzt eine Vertiefung gebildet; es sah aus, als hätte jemand schmutziges heißes Wasser in Schneematsch geschüttet. Die Mächte der Lanze wirkten noch immer, ätzten sich tiefer in Pangus Herz - doch es geschah viel zu langsam und längst war absehbar, dass die Wirkung nicht ausreichen würde, um den Ur-Riesen zu bezwingen.
    Mondkinds Seidenbänder fingen Guo Laos Schwerthieb ab. Die Klinge durchtrennte viele von ihnen, ehe der Xian sie zurückriss. Mit einem Sprung nach hinten wich er einer Attacke des Mädchens aus. Sie führte keine Waffe außer ihrer Seidenmagie und sie war ausgelaugt von der Wunde, dem langen Heilschlaf und ihrem Kampf mit Xixati. Und
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