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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Investitionen auch auszahlen. Wenn die Kampagne jetzt endete, brächte mir das eine Menge Scherereien ein.«
    Â»Sie wollen also, dass ich Sie rette?« Marek konnte ein triumphierendes Lächeln nicht verbergen. Das war schon mehr nach seinem Geschmack. Er war es satt, ständig von allen möglichen Leuten herumkommandiert zu werden, selbst wenn sie so angenehm waren wie Thura. Hier hatte er endlich einmal jemanden vor sich, der sich in einer noch schlechteren Position befand als er. Er hatte nichts und war nichts, und deshalb hatte er auch nichts zu verlieren. Aber dieser Bastos hatte viel Geld genommen und musste dafür Rechenschaft ablegen. Das machte ihn, Marek, zum Herrn der Lage.
    Â»Okay«, sagte er. »Angenommen, ich helfe Ihnen. Was ist es genau, das Sie mir anbieten?«
    Er sah, wie sein Gegenüber erleichtert aufatmete. »Zunächst mal hunderttausend Unions-Credits, damit ihr alle notwendigen Auslagen bestreiten könnt. Dann zwei Zentner Plastiksprengstoff, das gesamte erforderliche Zubehör und eine neue Kommunikationszentrale.«
    Mareks Hände kribbelten. Er musste sich bemühen, gelassen zu bleiben.
    Â»Das klingt annehmbar.« Er holte einmal tief Luft. »Und wann soll es losgehen?«
    Â»Sofort.« Bastos schob ihm einen Umschlag über den Tisch. »Das ist die Anschrift der neuen Zentrale und der Code für den Zugang. Alles Weitere findest du vor Ort. Es wäre gut, wenn du das, was auf dem Zettel steht, auswendig lernst und ihn mir wiedergibst.«
    Mit spitzen Fingern zog Marek den Umschlag zu sich hin. Er traute seinen Händen nicht ganz, deshalb wartete er einen Moment, bis er ihn aufnahm und das Blatt Papier herauszog, das darin steckte.
    Sich die Anschrift zu merken, war leicht. Der Zahlencode war schon etwas schwieriger. Marek starrte auf die Ziffern, bis er sich die zwölf Stellen lange Zahlenkolonne eingeprägt hatte.
    Er gab Bastos den Zettel zurück. Die Konzentration auf die Zahlen hatte ihm zugleich dabei geholfen, seine Aufregung zu verlieren.
    Â»Und wie kann ich zu Ihnen Kontakt aufnehmen?«
    Bastos stand auf. »Gar nicht. Ich werde mich melden. Der Rest liegt jetzt in deiner Verantwortung.« Er legte Marek die Hand auf die Schulter. »Ich verlasse mich auf dich, dass du Thuras Werk so fortführst, wie sie es gewollt hätte.«
    Â»Da können Sie ganz sicher sein.« Marek erhob sich ebenfalls. »Und vielen Dank noch«, stammelte er, aber der Mann war bereits im Gewühl der Bar verschwunden.
    2.
    Winter nahm im Privatabfertigungsbereich des Flughafens Platz, um auf die Bereitstellung seines Fliegers zu warten. Im Gegensatz zum Empfang in Agua Caliente räumten ihm Fitzsimmons und de Moulinsart hier keinerlei diplomatische Privilegien ein – eine kleine Rache für seine Aktivitäten in der Stadt. Seine Kontrolle hatte eine geschlagene halbe Stunde gedauert.
    Nach dem Debakel im Unabhängigkeitspalast war Winter untergetaucht. Es gab praktischerweise noch eine oder zwei konspirative Wohnungen, die seinen Gegnern nicht bekannt waren. Nur für die Ausreise hatte er natürlich wieder aus der Versenkung auftauchen müssen.
    Fitzsimmons und de Moulinsart waren nach der missglückten Festnahme Vaus und der Vernichtung seines Wörterbuchs in ihre Büros zurückgekehrt, wo sie ihre Wunden leckten. Winter wusste aus persönlicher Erfahrung, wie gefährlich verwundete Löwen sein konnten. Auch deshalb hatte er ein paar Tage abgewartet, bis sich ihre Wut etwas gelegt hatte.
    Gestern hatte er mit Fitzsimmons telefoniert, um ihm seine Ausreiseabsicht mitzuteilen. Der ZEB -Chef litt noch immer unter der Niederlage und machte keinen Hehl daraus.
    Â»Sie und ich, wir hätten zusammenarbeiten sollen«, klagte er. »Dann wäre dieses Fiasko nicht eingetreten. Jetzt bleibt uns nur noch der Kristall, und der befindet sich in Armands Händen.«
    Â»Wenn er wissen will, was genau darin gespeichert ist, muss er nach Dagombé kommen«, versuchte Winter seinen ehemaligen Mentor zu beruhigen. »Und dann werde ich Sie natürlich informieren.«
    Â»Hören Sie auf damit! Was kann uns diese Botschaft schon nützen? Ohne Vaus Wissen oder Aufzeichnungen ist sie nutzlos für uns. Und ich wette mit Ihnen, Armand wird aus reiner Missgunst nichts mit dem Kristall anfangen. Er wird ihn in irgendeinen Tresor legen, und da wird er verschimmeln.«
    Â»Kristalle schimmeln
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