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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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gestellt. Er musste sein Werk fortführen, das war er dem Professor schuldig. Vielleicht würde es ihm sogar gelingen, auf eigene Faust Helfer anzuwerben, die ihn bei seiner Arbeit unterstützten.
    Er beugte sich wieder über die Frau. »Auch das ist dein Werk. Professor Vau ist tot, weil du ihn von seinem Weg abgebracht hast.«
    Zu seiner Überraschung nickte die Frau. Ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. »In diesem Fall haben Sie sogar recht«, flüsterte sie. »Wenn wir nicht gewesen wären, dann würde Professor Vau jetzt noch leben.«
    Die Augen des Floristen leuchteten. Endlich! Irgendwann gaben sie alle nach und gestanden ihre Verfehlungen ein. Doch dann verfinsterte sich sein Gesicht. Diese Frau verdiente eine besondere Strafe, denn sie hatte Professor Vau auf dem Gewissen.
    Er holte mit dem Skalpell aus und durchtrennte das Klebeband um ihre Fußgelenke. Bevor sie darauf reagieren konnte, hatte er ein dünnes Seil um ihren rechten Knöchel geschlungen, das er an einem Bein des Sofas befestigte. Sie holte mit dem freien linken Bein aus, um ihn gegen den Kopf zu treten, aber es war kein Problem für ihn, dem Tritt auszuweichen. Mit einem zweiten Seil band er das Bein am Fuß der Anrichte fest.
    Jetzt musste er noch die Hände anders positionieren, um die Kreuzigung perfekt zu vollenden. Er nahm zwei weitere Seile aus seiner Tasche und zog sie um ihre Handgelenke, bevor er den Klebestreifen durchtrennte. Dann bog er ihre Arme über den Kopf zurück. Sie sträubte sich dagegen, und er musste ihr einen Hieb gegen den Kopf versetzen, damit sie endlich ruhig hielt. Nachdem er die Seile um den Heizkörper geschlungen und straffgezogen hatte, prüfte er noch einmal ihren Sitz. Perfekt. Jetzt konnte er mit seiner Arbeit beginnen.
    Er beugte sich gerade über seine Tasche, als ihn ein lautes Krachen hochfahren ließ. Bevor er genau begriff, was geschah, stürzten vier Gestalten in schwarzen Kampfanzügen in den Raum und richteten ihre Waffen auf ihn.
    Der Florist lächelte traurig. Welche Ironie, dass er kaum länger leben sollte als Professor Vau. Er warf noch einen schnellen Blick auf die Frau, die er nun nicht mehr würde befreien können. Langsam hob er die Hände vor dem Körper, und als sie in Höhe seines Kinns waren, schob er das Skalpell zwischen den Fingern der rechten Hand hervor und fuhr sich damit mit einer schnellen Bewegung über die Kehle.
    Er fühlte, wie das warme Blut aus ihm herausspritzte, und ließ die Hand sinken. Zwei der schwarzen Gestalten sprangen auf ihn zu.
    Aber er wusste, es war zu spät für sie. Sie würden ihn nicht mehr bekommen.
    Mit einem letzten Lächeln sank er nach vorn. Er spürte noch, wie sein Kopf auf den Beinen der Frau zu liegen kam.
    Dann umfing ihn die Dunkelheit.

viu:
Neubeginn
1.
    Hauptstadt der Union
    Marek starrte die Sprengstoffkisten mit offenem Mund an. Dieses Lager reichte aus, um das gesamte Regierungsviertel in die Luft zu sprengen! Ehrfürchtig fuhr er mit seiner Hand über das glatte Holz.
    Der Keller, in dem er stand, lag unter einem verlassenen Fabrikgebäude und enthielt außer dem Sprengstoff eine komplett ausgestattete elektronische Werkbank mit Zündern und Zeitgebern, alle erforderlichen Kommunikationseinrichtungen wie Minifunksets, Sender, Peilgeräte sowie einen Schrank mit Karten und Architektenzeichnungen, in welche die besten Punkte für die Platzierung von Bomben eingezeichnet waren.
    Marek grinste wie ein kleiner Junge. Das Weltausstellungsgelände war seit dem Anschlag auf den Unabhängigkeitspalast für ihn und seine Genossen unerreichbar, aber die Karten enthielten genügend weitere Ziele in der Stadt, die nicht so stark bewacht wurden. Sie hatten ausreichend Material, um eine zweiwöchige Kampagne durchzuziehen, welche die Dynastie in ihren Grundfesten erschüttern würde.
    Marek konnte es noch immer nicht fassen, dass man ihm die Leitung der Operation übertragen hatte. Nachdem Thura so plötzlich verschwunden war, sah es zunächst danach aus, als seien damit auch alle geplanten Aktivitäten eingestellt.
    Ihr unvermuteter Abschied hatte ihn schwer getroffen. Warum hatte sie ihm nichts davon gesagt? Er hatte geglaubt, in ihr endlich einen Menschen gefunden zu haben, dem er vertrauen konnte, der für ihn da war. Und dann das!
    Marek hatte sich ziellos im Kuppelquartier herumgetrieben und darüber
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