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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman
Autoren: Adam J Dalton
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gekostet und unsere Aufmerksamkeit keinen Augenblick länger verdient, da wir uns doch den gesegneten Erlösern widmen sollten. Nun gebt gut acht, Kinder, denn einige von euch werden bald in dem Alter sein, in dem sie vom göttlichen, heiligen Azual zu den Erlösern gezogen werden. Dann könnt ihr euren Platz als vollgültige Mitglieder dieser Gemeinde einnehmen und beginnen, uns für Nahrung, Unterkunft und Unterweisung zu entlohnen, mit denen wir euch jahrelang versorgt und einige von euch höchstwahrscheinlich zu sehr verwöhnt haben.«
    Jillan widerstand dem Drang, sich unter dem bösen Blick des Predigers unbehaglich zu winden.
    » Der Besuch des gesegneten Heiligen in dieser bescheidenen Gemeinde und die Ziehung zu den Erlösern sind Anlass genug für ein großes Fest. Es wird in der Nacht der Ziehung einen Tanz auf dem Versammlungsplatz geben, aber diejenigen, die daran teilnehmen, sollten darauf achten, es mit dem Feiern nicht zu übertreiben, damit ihre Urteilskraft nicht getrübt wird und gar noch das Chaos Einlass in ihre Gedanken findet. Diejenigen, die gezogen werden sollen, werden den geweihten Heiligen im Laufe des Tages allein treffen. Was zwischen euch und dem geweihten Heiligen geschieht, muss ein heiliges Mysterium bleiben, über das ihr niemals sprecht, da sonst die Heiden zu viel erfahren und Wege ersinnen könnten, in das Sakrament einzudringen. Ihr werdet eure finstersten Gedanken beichten und euch dann einer Prüfung unterziehen müssen, um festzustellen, ob ihr würdig seid, gezogen zu werden. Bei manchen wird sich unweigerlich erweisen, dass sie mit dem Makel befleckt sind…«
    Jillans Kopfhaut prickelte, und er senkte den Blick auf die schlichte Platte des hölzernen Schreibtischs.
    » Die Befleckten werden vom Heiligen gereinigt werden. Das ist kein angenehmer Vorgang, aber ihr müsst den Anweisungen des Heiligen ohne Zögern gehorchen, da sonst der Makel alle Kräfte aufbietet und sich gegen seine Entfernung sperrt. Mehr sage ich nicht über die Prüfung und die Reinigung, denn sie sind Teil des heiligen Mysteriums. Fürchtet euch nicht, denn der Heilige wird ohnehin viel unternehmen, um das heilige Wissen wieder aus eurem Verstand zu entfernen. Lasst euch nur von dem Heiligen leiten, ganz gleich, was er von euch verlangt, und alles wird gut. Habt ihr das alle verstanden?«
    » Ja, Prediger Praxis!«
    Der Prediger nickte, dieses eine Mal zufrieden. » Dennoch täten wir gut daran, uns die entsetzlichen Opfer ins Gedächtnis zu rufen, die der heilige Azual im Namen der Erlöser gebracht hat, damit wir auch wirklich verstehen, welch große Ehre er uns mit seinem Besuch erweist. Wie das Buch der Erlöser uns sagt, war er einst ein Kind wie ihr, in einer Gemeinde wie dieser. Aber seine Gemeinde war stolz und eigensinnig geworden und wollte lieber selbst über ihre Zukunft entscheiden, statt sich vom Willen der Erlöser leiten zu lassen. Das Chaos hatte den Verstand seiner Eltern verderbt und sie dazu gebracht, ihn im Dunkeln der Nacht abscheulichen Versuchungen auszusetzen. Seine Seele war in ständiger Gefahr, und es schien niemanden zu geben, der ihn hörte, wenn er um Hilfe rief oder sich in den Schlaf weinte.«
    Da war wieder dieser wissende Blick. Da war die heiße Röte, die Jillan in die Wangen stieg.
    » Einer von euch wird nun aus der Legende von Azual vorlesen. Hört gut zu, Kinder, und sitzt still, denn ich werde gleich danach Verständnisfragen stellen. Hella, du scheinst heute erpicht darauf zu sein, deine Stimme zu gebrauchen, also geh bitte zum Buch und schlag die richtige Seite auf.«
    Prediger Praxis forderte Hella oft auf, die Lesung vorzunehmen, weil er wusste, dass sie ihrem Vater bei der Buchführung half und sich deshalb gut mit Buchstaben und Zahlen auskannte. Viele der anderen Schüler hatten Mühe beim Lesen, und der Prediger konnte es nur schwer ertragen, die geheiligten Worte des Buchs der Erlöser entstellt aus den Mündern der Ungebildeten zu hören.
    Hella ging zu dem schlichten Lesepult neben dem Schreibtisch des Predigers und hob mit beiden kleinen Händen den schweren Buchdeckel. Die Seiten waren mit Gold überzogen und ließen ihr Gesicht erstrahlen. Jillan fand, dass sie wie ein Engel aussah. Er starrte sie hingerissen an, während sie die markierte Seite aufschlug und langsam und betont zu lesen begann.
    » Und in ihrer Weisheit schenkten die gesegneten Erlöser dem Volk von Flaumklamm einen Knaben. Er wuchs unter dem Namen Damon auf, den schon sein Vater
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