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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman
Autoren: Adam J Dalton
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Körpergröße aus, um die anderen Schüler zu zwingen, das zu tun, was auch immer er sagte. Jed hatte Jillan erklärt, dass die Natur denen, die geistig langsam waren, gelegentlich zusätzliche Kraft verlieh, weil sie sonst unfähig gewesen wären, auf der Welt zu überleben. Jillan wusste nicht, ob das zutraf oder nicht, und es spielte ohnehin keine Rolle, da Prediger Praxis sich hütete, mit dem Sohn des Ältesten zu hart umzuspringen, obwohl dieser stumpfsinnig und faul war. Jillans Einschätzung nach hätte Haal der dümmste und schwächste Mensch auf der Welt sein und dennoch müheloser als alle anderen überleben können, nicht ohne diese dabei noch töricht zu verspotten.
    Gewöhnlich hätte Jillan Haals Bemerkung gar nicht weiter beachtet, denn Haal sagte schon seit Jahren solche Dinge, aber heute fühlte Jillan sich nicht so wie immer. Heute war kein Tag wie jeder andere, sondern ein Tag, an dem Eltern sich stritten, Helden Schwäche zeigten und Freunde wütend wurden. Heute war der Tag, an dem Jillan seine Furcht vor dem Prediger eingestanden hatte, seinen Traum ausgesprochen hatte, Jäger zu werden, sich darauf gefreut hatte, zu den Erlösern gezogen zu werden, und sich Gedanken darüber gemacht hatte, irgendwann eine Frau zu finden. Heute war der Tag, an dem Jillan nicht länger so tun konnte, als ob er ein Kind war. Heute begann der Kampf, der den Rest seines Lebens andauern würde.
    Er straffte die Schultern, wandte sich Haal zu und starrte ihn böse an. Es befriedigte Jillan, eine gewisse Unsicherheit in den Augen des anderen aufscheinen zu sehen.
    » Jillan, tu das nicht!«, flüsterte Hella, da sie Jillans Stimmung spürte und begann, sich Sorgen zu machen.
    » Was du riechst, Haal, ist zweifelsohne dein eigener Atem, denn der Dreck, der aus deinem Mund kommt, ist so verfault wie jeder Unrat. Man muss sich fragen, was du isst, um so zu stinken und aufzuquellen. Was für verwesenden Abfall stopfst du in dich hinein, und wo bekommst du ihn nur her? Du schleichst dich doch wohl nicht in finsterer Nacht zu den Unratgruben, oder? Wenn so ein Geschöpf sein Unwesen treibt, ist es ja kein Wunder, dass die Heiden Angst davor haben, in die Nähe von Gottesgabe zu kommen. Das Chaos selbst fürchtet sich vor deinem gewaltigen Appetit und davor, dass du es in einem Stück verschlingen könntest!«
    Es herrschte Stille. Sogar der Wind kam wie entsetzt zum Erliegen.
    » Was ist denn, Haal?«, fragte Jillan mit einem hämischen Grinsen. » Bist du so dumm, dass du es noch nicht einmal bemerkst, wenn du beleidigt worden bist?«
    Karl und Silus standen mit offenem Mund da. Ihre Blicke huschten von Haal zu Jillan und wieder zurück. Alle anderen Schüler rückten instinktiv von ihnen ab.
    Haals Gesicht begann rot anzulaufen, und in seinen kleinen schwarzen Augen flammte Zorn auf. Sprachlos vor Wut rang er nach Luft. Dann senkte er die niedrige Stirn wie ein Wildschwein, das zum Angriff übergeht.
    » Nein! Nicht!«, quiekte Hella.
    Jillan war seltsam ruhig. Sollte das Chaos doch kommen. Entweder würde es ihn vollkommen zerstören, oder er würde seine Feinde demütigen. Es war einfach. Es war klar. Er empfand keine Zweifel, die Verwirrung gestiftet oder seine Urteilskraft getrübt hätten. Es gab nur Konzentration, Zielstrebigkeit und Beherrschung. Er würde nicht versagen. Der Sturm tobte um ihn, aber er stand ruhig inmitten seines Auges. Er beobachtete mit seltsamer Losgelöstheit, wie der Strudel von Macht um ihn herum Haal hin und her zu schleudern begann…
    Die große Schultür schwang plötzlich auf und gab den Blick auf nichts als Dunkelheit frei wie ein höhlenähnlicher Schlund, der weit aufklaffte, um seine Beute in einem Stück zu verschlingen. Ein kalter Lufthauch kam von der Tür.
    » Kommt herein, Kinder!«, knarzte Prediger Praxis’ Stimme. » Beeilt euch, denn wir sollten so viel Zeit wie möglich damit verbringen, zu unserer eigenen Besserung mehr über die gesegneten Erlöser zu lernen.«
    Dieses eine Mal trödelten die meisten Schüler nicht, in die Dunkelheit zu eilen. Jillan kam plötzlich wieder zu sich und stolperte, als ihm schwindlig wurde. Hella streckte mit verängstigten blauen Augen die Hand aus, um ihn zu stützen.
    » Was ist geschehen?«, flüsterte sie. » Das war so seltsam!«
    Haal stand immer noch da und starrte Jillan böse an. Er verhieß ihm stumm, dass sie die Sache nach der Schule klären würden, und drehte sich dann auf dem Absatz um, gefolgt von Karl und Silus, die beide
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