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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie
Autoren: Jennifer Ashley
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nackten, festen Arm und betrachtete stirnrunzelnd die Leinwand. Er trug noch immer einen Verband, aber die Schusswunde heilte gut. Eine starke Konstitution, hatte er mit einem Schulterzucken gesagt. Das war Mac: sorglos in den wichtigsten Dingen.
    Isabellas Glieder waren ein wenig steif vom langen Sitzen, aber sie wusste, dass sie sich nicht bewegen durfte. Mac konzentrierte sich vielleicht gerade auf eine Beugung ihres Fingers, und wenn sie sich jetzt bewegte, würde das vielleicht seine Konzentration stören. Ein Blütenblatt fiel herunter, und im Stillen tadelte sie es dafür.
    Mac ließ den Pinsel sinken und trat einen Schritt zurück. Er betrachtete das Bild lange, so lange und so regungslos, dass Isabella sich Sorgen zu machen begann. Sie ließ die Pose Pose sein und sprang auf.
    »Mac, was ist? Hast du Schmerzen?« Sie wusste, er war noch nicht ganz wiederhergestellt, auch wenn er noch so robust zu sein vorgab.
    Mac antwortete nicht, sein Blick war auf das Gemälde fixiert. Isabella schaute es sich neugierig an, aber sie konnte nichts Irritierendes darauf entdecken. Es war ein Mac-MacKenzie-Bild, gedämpftes Braun und Schwarz, betont durch leuchtende Rot- und Gelbtöne. Die Haltung, in der er Isabella gemalt hatte, wirkte ein wenig geziert. Ihre kupferfarbenen Haare waren hochgesteckt, und nur eine einzelne Locke fiel über ihre Wange. Ein kleines Lächeln lag um ihren Mund, und ihre Augen funkelten vor Heiterkeit. Das Bild war noch nicht fertig, aber es glühte schon jetzt vor Leben.
    »Es ist wunderbar«, sagte sie. »Was ist los? Gefällt es dir nicht?«
    Als Mac sich ihr zuwandte, lag ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen. »Ob es mir nicht gefällt? Es ist verdammt wundervoll. Es ist das Beste, was ich je geschaffen habe.«
    Isabella ließ ihre Stimme leicht klingen. »Was denn, sogar besser als die erotischen Bilder?«
    »Die waren anders. Dieses hier …« Mac zeigte mit dem Stiel des Pinsels auf das Bild. »Dieses ist Schönheit.«
    »Ich freue mich, dass deine hohe Meinung über dich wieder zu dir zurückgekehrt ist.«
    Mac ließ den Pinsel fallen und fasste Isabella an den Schultern, ohne sich darum zu kümmern, dass er gelbe Farbe auf ihr schwarzes Gabardinekleid schmierte. Er sah sie eindringlich an, der seltsame Ausdruck lag noch immer in seinen Augen.
    »Meine Liebe, kurz nachdem dein Vater gestorben war, hat Ian mir gesagt, dass ich dir meine Seele offenbaren soll. Nun, hier ist sie, das Gute und das Schlechte darin.« Er zeigte auf das Porträt. »Genau dort, das ist meine Seele, die nach dir ruft.«
    Isabella sah wieder das Bild an. Die Frau darauf, die durch und durch sie selbst war, lächelte Mac an.
    »Ich verstehe nicht. Es ist doch nur ein Bild von mir.«
    »Nur ein Bild.« Mac lachte, aber in seinen Augen standen Tränen. »Es ist tatsächlich nur ein Bild. Von dir. Gemalt von mir, mit Liebe in jedem Strich.« Er holte Luft. »Das ist es, was ich zuvor nicht verstanden habe. Dies ist der Grund, warum mein Talent mich verlassen hatte und jetzt mit Macht zurückkommt.«
    Er sah so froh aus, dass Isabella ihn am liebsten geküsst hätte, aber sie verstand noch immer nicht, was er ihr zu sagen versuchte. »Erklärst du es mir?«
    »Das kann ich nicht, Liebes. Ich dachte immer, mein Können sei einfach erstaunliches Glück oder der Dusel eines Betrunkenen oder die Lust nach dir. Als ich die erotischen Bilder malte, dachte ich, sie seien mir so gut gelungen, weil ich dich so sehr begehrte.«
    Sie sah ihn verschmitzt an. »Aber jetzt hast du entdeckt, dass du mich doch nicht so sehr begehrst?«
    »Nein, ich begehre dich die ganze verdammte Zeit über.« Seine Finger wanderten weiter zu ihrem Nacken und streichelten und wärmten sie.
    »Du warst dabei, es mir zu erklären.«
    Er lächelte. »Dass ich nicht mehr malen konnte, lag nicht daran, dass ich mit dem Trinken aufgehört hatte. Es lag an meiner Verbitterung. Das weiß ich jetzt. Nachdem ich nüchtern geworden war, konnte ich meine Wut auf dich, weil du mich verlassen hattest, nicht mehr verdrängen. Ebenso wenig wie die Wut auf mich selbst. Ich begrub meine Liebe, weil es mir verdammt viel zu sehr wehtat, sie zu empfinden. Und meine Bilder waren schrecklich. Als ich dann zuließ, dass ich dich wieder lieben durfte – einfach nur dich zu lieben, gleichgültig, was du von mir dachtest, kam die Fähigkeit zu malen zu mir zurück.« Mac holte zitternd Luft. »Ich glaube, ich kann jetzt alles malen.«
    Isabellas Herz zog sich vor plötzlichem
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