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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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Fjord gestürzt wäre.«
    Konrad Simonsen fuhr fort: »Wissen Sie, wie alt sie ist?«
    »Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, als sie getötet wurde, aber das ist auch schon alles, was ich über sie weiß. Ich habe mit dem Oberst gesprochen, der auf der Airbase Thule das Kommando hat – übrigens ein Mann, den ich gut kenne und mit dem ich schon oft zusammengearbeitet habe. Er hat mir versprochen, mir so schnell wie möglich weitere Informationen zu liefern. In der Regel geht das schnell, besonders wenn er versucht, die herostratisch berüchtigte Bürokratie bei den Streitkräften der USA so weit wie möglich zu umgehen. Denn sonst kann der Amtsweg Jahre dauern, das wird aber in unserem Fall nicht so sein.«
    »Sie meinen, weil keine amerikanischen Soldaten involviert sind?«
    »Genau, und danach sieht es ja nicht aus.«
    »Wie weit war diese Søndre-Strømfjord-Basis entfernt?«, warf Arne Pedersen ein.
    »Etwa dreihundert Kilometer, Richtung Südwesten. Die Basis ist noch intakt, nur die Amerikaner sind weg.«
    »Warum ist sie dann hier?«
    »Auch dafür gibt es eine gute Erklärung, aber vielleicht wollen Sie erst ein paar Bilder von ihr sehen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, entfaltete er einen A 4 -Zettel, der hinten in seinem Notizbuch steckte.
    »Der Oberst hat mir heute Nacht die Bilder aus Thule geschickt, ich weiß nicht, ob die Fotos aus den USA stammen oder aus seinem eigenen Archiv. Die Aufnahmen wurden gespeichert, um sie zu identifizieren, sollte sie jemals wieder auftauchen; das ist eine Standardprozedur, wenn jemand vermisst wird.«
    Wieder war es Arne Pedersen, der ihn unterbrach: »Kommt es denn oft vor, dass Leute verschwinden?«
    »Ja, das ist leider nichts Ungewöhnliches, besonders im Winter. Grönland ist ein großes Land, und in gewissen Situationen sollte man sich nicht weit von den Siedlungen entfernen. Manchmal findet man nicht mehr zurück, und dann ist es mehr als fraglich, dass man jemals wieder entdeckt wird.«
    Sie rückten näher zusammen und betrachteten die Fotografien. Die oberste zeigte das Porträt einer süß lächelnden jungen Frau. Abgesehen von den langen, schwarzen Haaren, war keine Ähnlichkeit mit dem verzerrten Gesicht in der Plastiktüte vor ihnen zu erkennen. Auf dem nächsten Foto sah man die Frau an einem Sommertag. Sie streckte dem Fotografen stolz eine Forelle entgegen, die sie mit beiden Händen festhielt. Die Positur war betont witzig, da der Fisch nicht so groß war, dass man für ihn zwei Hände gebraucht hätte. Der Sommerwind hatte eine Locke aus ihrer Frisur gelöst.
    Konrad Simonsen studierte das unterste Bild eingehend. Als er fertig war, nickte er traurig und fragte: »Was hat sie hierhergeführt?«
    »Ihre Arbeit. Haben Sie jemals von den DYE -Stationen gehört?«
    Beide Männer schüttelten den Kopf.
    »Das waren Radar-Vorposten der Basis in Søndre Strømfjord. Damals existierten fünf solcher Stationen, der Einfachheit halber durchnumeriert von DYE - 1 bis DYE - 5 . Drei dieser DYE -Stationen gehörten zu den isoliertesten Orten der Welt, sie waren mehrere hundert Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Alle fünf wurden Anfang der sechziger Jahre gebaut, sie gehörten zum amerikanischen Atom-Frühwarnsystem und waren Teil einer Reihe von Radarstationen, die sich von Alaska über Kanada bis nach Island erstreckte. Ziel war es, russische Bomber und später die Interkontinentalraketen so schnell wie möglich zu erkennen. Die vier ersten DYE s liegen auf einer Linie, die im weitesten Sinne dem nördlichen Polarkreis folgt, beginnend mit DYE - 1 an der Westküste bei Sisimiut, gefolgt von DYE - 2 und DYE - 3 im Inlandeis und DYE - 4 an der Ostküste bei Ammassalik. DYE - 5 hingegen fällt aus dem Rahmen. Schließlich befinden wir uns hier deutlich nördlich der anderen DYE s und wie gesagt mehr als dreihundert Kilometer von der Basis in Søndre Strømfjord entfernt. Ich habe keine Ahnung, warum DYE - 5 nicht auf einer Linie mit den anderen gebaut worden ist. Vielleicht gibt es eine vernünftige Erklärung dafür, wenn man Radaringenieur ist, vielleicht ist das aber auch ein militärisches Geheimnis, wer weiß?«
    Konrad Simonsen fragte: »Wie groß war die Station?«
    »Nicht sonderlich groß, was die Fläche angeht, aber ziemlich hoch, ich kann Ihnen ein paar Bilder zeigen, wenn wir wieder in Nuuk sind. Schön war sie nicht.«
    »Wofür steht DYE ?«
    »Soweit ich weiß, leitet sich das von der kanadischen Stadt Cape Dyer an der Ostküste von
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