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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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nachfolgende Frage: »Warum warst du so abweisend zu ihr, Konrad? Außerdem war ich noch gar nicht fertig.«
    Als Arne Pedersen erkannte, dass er keine Antwort bekommen würde, richtete er seinen Blick auf die Leiche und sagte: »Wirklich eine abscheuliche Sache, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie wir die Sache angehen sollen. Allein schon die Frage, wie sie hierhergekommen ist, übersteigt meine Fantasie. Ich meine, es sind mehrere hundert Kilometer bis zur nächsten Siedlung, sie liegt hier mitten im Nirgendwo. Das erinnert mich an das klassische Rätsel mit dem geschlossenen Raum, nur eben umgekehrt – ich meine, ein viel zu offener Raum.«
    »Ich weiß, wer sie ist und wie sie hierhin gekommen ist.«
    Arne Pedersen wandte sich überrascht Trond Egede zu.
    »Und das sagen Sie erst jetzt?«
    »Ich dachte, Sie wollten keine Informationen, bevor Sie sich nicht selbst ein Bild gemacht haben.«
    »Dieses Prinzip befolgt nur mein Chef. Ich persönlich ziehe es vor, so schnell wie möglich alle nur zur Verfügung stehenden Fakten zu bekommen, aber das konnten Sie ja nicht wissen. Also, lassen Sie hören.«
    Konrad Simonsen hob die Hand und stoppte sie.
    »Gleich, ich brauche noch einen Moment.«
    Arne Pedersen konnte seine Sorge nicht länger verbergen: »Stimmt was nicht, Konrad?«
    »Ich sage doch nur, dass ich noch eine Minute brauche. Ist das denn so schwer zu verstehen?«
    Die meisten anderen wären vermutlich ausgerastet, nicht aber Arne Pedersen. Er ignorierte den Tonfall und erwiderte entschieden: »Nein, das ist nicht schwer zu verstehen. Aber es ist doch wohl auch nicht schwer zu verstehen, dass ich mich dafür interessiere, ob mit dir alles in Ordnung ist, oder? Und – ist wirklich alles okay?«
    Konrad Simonsen musste der Wahrheit ins Auge blicken und endlich einsehen, dass die Comtesse oder seine Tochter Anna Mia oder sogar beide hinter seinem Rücken über seinen Gesundheitszustand gesprochen hatten. Die Comtesse war eine seiner engsten Mitarbeiterinnen. Eigentlich hieß sie Nathalie von Rosen, aber alle nannten sie nur Comtesse. Alle, außer seiner Tochter, die darauf bestand, sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen. Vielleicht war die Comtesse nicht nur seine Mitarbeiterin, sondern auch seine Geliebte, aber diese Frage wusste er nicht zu beantworten, oder besser, sie beide schienen darauf noch keine Antwort zu wissen.
    Im Grunde sollte es ihn nicht verwundern, dass seine Nächsten die anderen über seinen Gesundheitszustand informiert hatten. Sein Arzt hatte bei seinen letzten Besuchen ja wirklich nicht vor Optimismus gesprüht, und besonders der letzte Behandlungstermin in der vergangenen Woche war äußerst deprimierend gewesen.
    Er sagte: »Stimmt, es geht mir nicht gut, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, das hier hat nichts mit meiner Gesundheit zu tun.«
    Dann drehte er sich um, aber er kam nur einen Schritt weit, weil Arne Pedersen ihm den Weg versperrte und ihm in die Augen sah. Es kam Konrad Simonsen wie eine Ewigkeit vor, bis sein Kollege schließlich zur Seite trat und ihn gehen ließ.
    Als Konrad sich nach einiger Zeit gesammelt hatte, holte der grönländische Kommissar ein Notizbuch aus der Innentasche seiner Jacke und zog einen Handschuh aus, damit er in seinen Aufzeichnungen blättern konnte.
    »Sie heißt Maryann Nygaard. War ausgebildete Krankenschwester und arbeitete in der inzwischen geschlossenen amerikanischen Militärbasis in Søndre Strømfjord. Sie wurde über die dänische Firma Greenland Contractors vermittelt, die sich darauf spezialisiert hat, dänische Arbeitskräfte für das amerikanische Militär in Grönland zu beschaffen. Soweit ich weiß, ist über einen Staatsvertrag zwischen den USA und Dänemark geregelt, dass alle Zivilpersonen, die auf den Basen in Thule und Søndre Strømfjord arbeiten, Dänen sein müssen. Das dürfen Sie jedoch nicht so eng sehen, es kann gut sein, dass es da Ausnahmen gibt, von denen ich nichts weiß. Auf jeden Fall arbeitete Maryann Nygaard vom Januar 1982 bis zu ihrem Verschwinden am 13 . September 1983 dort als Krankenschwester.«
    Konrad Simonsen hatte sich wieder unter Kontrolle: » 1983 ? Dann liegt sie hier seit fünfundzwanzig Jahren?«
    Nur Arne Pedersen, der ihn gut kannte, hörte heraus, dass irgendetwas seinem Chef schwer zusetzte. Ihr grönländischer Kollege beantwortete die Frage: »Ja, und ohne den Klimawandel hätte sie vielleicht noch Jahrtausende hier gelegen, bis sie irgendwann mit einem Eisberg in den
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