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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett
Autoren: Kathinka Wantula
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Hinweise gegeben hat.«
    Mansfield nickte anerkennend. »Ich glaube, ich habe Sie unterschätzt.«
    »Schon möglich. Dafür habe ich Ihnen das Leben auch hoffentlich verdammt schwer gemacht. Außerdem habe ich wirklich geglaubt, dass Sie hinter den Anschlägen auf Madame Alexandre steckten. Da war ich wohl ein wenig verbohrt.«
    Vor einigen Tagen hatte Durel Mansfield von Laurents Eheproblemen erzählt. Seine Frau hatte ihn vor zehn Jahren wegen eines Amerikaners verlassen und war nach Miami gezogen. Nach zwanzig Jahren Ehe ein harter Schlag. Seitdem war er auf Amerikaner nicht gut zu sprechen.
    »In Ihrer Akte stand auch etwas von Bestechung und einem Schweizer Nummernkonto …?«, fragte Laurent, ohne den Satz zu beenden.
    Mansfield musste grinsen. »Das hat Ihnen sicher gefallen, nicht wahr? Hätte es mir vielleicht auch, wenn ich davon gewusst hätte. Das Konto war echt, und die Überweisungen auch, aber ich hatte es nicht angelegt. Jemand hat mir Ärger machen wollen, und das Kontenbuch vor der Hausdurchsuchung in mein Penthouse geschmuggelt.«
    »Immerhin eine nette Art, einen Polizisten aus dem Weg zu räumen. Man hätte schließlich auch eine Kugel nehmen können.«
    »Stimmt. Was ist eigentlich mit Brennars Leuten geschehen?«
    Laurents Kopf zuckte hoch. »Gerade haben Sie noch gesagt, dass Sie Brennar nicht kennen?«
    Mansfield seufzte. »Okay, Laurent, ich kenne Brennar. Er hatte in New York ein illegales Spielkasino, in dem auch Rauschgift im großen Stil umgesetzt wurde.«
    »Aha, deshalb haben Sie sich also mit Lucass getroffen. Sie haben ihn als Eintrittskarte bei Brennar benutzt?«
    »Richtig. Allerdings ging der Deal schief, und wir verloren den Koffer mit dem Geld.«
    »Ich erinnere mich an den Eintrag in Ihrer Akte. Es ging um eine Million Dollar, n’est-ce pas? Ein hübsches Sümmchen, das Ihnen hoffentlich viel Ärger eingebracht hat.«
    »Das kann man wohl sagen. Das verdammte Geld hat mir fast das Genick gebrochen. Sogar mein Vorgesetzter war sich nicht mehr sicher, ob er mir trauen konnte.« Mansfields Gesicht verfinsterte sich für einen Moment. »Winslow hätte es besser wissen müssen.«
    Laurent schüttelte leicht den Kopf. »Seien Sie nicht zu hart mit ihm. Denken Sie an das Schweizer Bankkonto und die Aussage von diesem Hazlewood, die gegen Sie sprachen. Ich hätte Ihnen in dem Fall auch nicht geglaubt.«
    Ein spöttisches Lächeln verscheuchte Mansfields dunkle Gedanken. »Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mir grundsätzlich nicht geglaubt hätten?«
    Laurent musste grinsen, als er an ihre Auseinandersetzungen dachte, und auf einmal tauchte ein kleines schwarzes Buch vor seinem inneren Auge auf. Er sah Mansfield mit einem reuigen Blick an.
    »Ich habe Ihnen und Madame Alexandre wirklich übel mitgespielt. Ich habe Sie mit dem Tagebuch in Gefahr gebracht. Das hätte ich nicht tun dürfen.«
    Mansfield schluckte, als er an das alte Tagebuch dachte. Es war, als würde er es in seiner Hand fühlen, als würde er das Gummiband abnehmen, es öffnen und mit seinen Fingern über die rauen Papierseiten streichen und gleich einen neuen Eintrag machen. Es gab viel zu erzählen.
    Aber das Buch war in einem Flugzeug nach Hamburg.
    Mansfield sah zu einer startenden Air-France-Maschine, die sich schwerfällig in den Himmel erhob und einen Bogen über die flachen Kornfelder zog.
    »Nein, es war richtig, dass Sie Karen das Tagebuch gegeben haben. Genau richtig.«

59
    Hamburg
    Karen war in Hamburg-Niendorf in ihrer Wohnung und packte gerade den Koffer und die Taschen aus, als ihr Lescots Tagebuch aus den Tiefen des Rucksacks entgegenlächelte.
    Mit einem leichten Zögern nahm sie es heraus und hielt es in beiden Händen, plötzlich strömte ein unbeschreibbares Prickeln durch ihre Hände hindurch die Arme hinauf bis zu den Schultern, den Nacken entlang in den Kopf und von dort die Wirbelsäule hinunter bis zu den Fußsohlen. Gleichzeitig breitete sich eine wohlige Ruhe in ihrem Körper und ihrer Seele aus.
    Angekommen.
    Sie sah zum Fenster hinaus, wo die Sonne hell und warm schien.
    Die Bäume und die Menschen ächzten unter der Hitze, während sie an die trockenen heißen Tage in Ägypten dachte. Und an die Wüste.
    Michael.
    Ihre rechte Hand strich sanft über den Einband. Dann fiel ihr Blick auf das Geschenk, das er ihr am Flughafen gegeben hatte, und mit langsamer Akribie begann sie das Päckchen aus dem gold-blauen Geschenkpapier auszuwickeln. Ein kleines rotes und ein größeres braunes Buch
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