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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
Autoren: Sheri S. Tepper
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glaubte. Rätsel beantwortete meine unausgesprochene Frage.
    »Ja, das sind Mandors frühere Diener. Nachdem seine Macht durch unsere Anwesenheit hier gebrochen war, konnte er sie nicht länger betören. Niemand blieb freiwillig. Sie sahen ihn, fürchteten sich vor ihm und merkten nach und nach, was er ihnen angetan hatte. Dann begannen sie wahrscheinlich, ihn zu hassen. Das konnte er nicht ertragen.«
    »Was hat er ihnen denn getan?« fragte ich bissig. »Mehr als Spieler üblicherweise tun?«
    »Viel mehr«, sagte er. »Obwohl er es wohl nicht selbst war, der darauf gekommen ist … Nein. Ich sage lieber nichts mehr dazu.«
    Ich wollte auch nichts weiter darüber hören, obwohl ich mir später wünschte, ich hätte darauf bestanden, daß er weitersprach. Ich erzählte ihm von Himaggerys und Windlows Verschwinden. Er verstummte eine Zeitlang erschrocken, berichtete dann aber von anderen verschwundenen Spielern, von denen er gehört hatte. Beinahe flüsternd spekulierte er über die Vorfälle. Ich trank Wein und versuchte, nicht einzuschlafen. Andere Unveränderliche kamen herein und begrüßten mich recht freundlich. Sie murmelten untereinander, während ich gähnte. Dann waren wir wieder allein, und Rätsel lehnte sich über den Tisch, um sein Gesicht nahe an meines zu bringen.
    »Ich habe kein Recht, dich zu fragen, Peter, doch ich möchte dich um einen großen Gefallen bitten. Einen, den du vielleicht verabscheust zu erfüllen.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, murmelte ich, schon halb am Einschlafen.
    »Wir müssen mit Mandors Geist sprechen …«
    Übelkeit stieg in mir auf, daß ich würgte. Mein Magen drehte sich um, Tränen schossen mir aus den Augen, als ich versuchte, mich nicht auf den Tisch zu übergeben. Einen Augenblick später goß Rätsel kaltes Wasser über mein Gesicht und gab mir eine Tasse voll zu trinken. »Wie könnt Ihr so etwas verlangen?« preßte ich hervor. »Und warum? Was könnte Euch dieser Geist Interessantes sagen?«
    »Wir haben bestimmte … Gegenstände in Bannerwell gefunden. Nachdem Huld verschwunden war, sammelten meine Leute sie ein. Gegenstände, an die sich einige dieser Bauern hier nur mit großem Schmerz erinnern. Wir haben die Gegenstände untersucht, so gut wir konnten, aber wir müssen wissen, was sie bedeuten, wie sie benutzt werden, und, was noch wichtiger ist, woher sie stammen. Mandor müßte das wissen. Wir glauben, daß sie ihm gehörten.«
    »Bestimmte Gegenstände …« Er zeigte sie mir. Sie wurden in einem Hinterzimmer des Hauses aufbewahrt, seltsame Dinge, kristallene Verbindungen, Drähte, Bretter, auf denen miteinander verbundene Drähte und Kristalle ein Muster aus blinkenden Lichtern erzeugten, das mir nichts sagte. Sie erinnerten mich an etwas. Etwas … plötzlich fiel es mir ein. »Rätsel! Vor langer Zeit – nein, so lange nun auch wieder nicht – vor einem Jahr etwa versuchte Mertyn, mich davor zu schützen, in einem Spiel verbraucht zu werden. Sein Diener Nitch nähte etwas in meine Jacke, etwas mit vielen Drähten und Kugeln, ein Gebilde wie dieses hier. Falls Ihr etwas darüber wissen wollt, fragt Mertyn.«
    »Das taten wir bereits. Nitch kannte die Bedeutung dieser Sachen, nicht Mertyn. Und Nitch ist fort, mitten in der Nacht verschwunden, ohne ein Wort zu sagen.«
    »Verschwunden? Wie die anderen Spieler?«
    »Nein. Einfach fortgegangen. Hast du jemals etwas von ›Zauberkünstlern‹ gehört?«
    Wo hatte ich bloß … Ach, ja! »Spielmeister Gervaise! Er erzählte, die kleinen blauen Spielfiguren würden von Zauberkünstlern hergestellt, irgendwo im Westen. Ich hatte davor nie etwas über sie gehört, bis auf das, was wir alle wissen. Daß sie auf Festivals Kunststücke mit Vögeln oder Blumen, die aus dem Nichts heraus erscheinen, vorführen.«
    »Ich glaube nicht, daß einer dieser Festivalkünstler etwas wie das hier anfertigen kann.« Er schloß die Tür hinter sich und führte mich an den Tisch vor dem Kaminfeuer zurück. Ich wußte, er würde mich wieder fragen und wünschte, ablehnen zu können. Doch wie konnte ich das? O Götter des Spiels, in welch einer Gestalt würde Mandors Geist erscheinen, um das Abbild von Dorn zu grüßen?
    »Beim schwebenden Tamor, Ihr verlangt viel von mir, Rätsel.«
    »Ich weiß. Doch man sagt, dein Talent sei groß. Ich hätte dich nicht gefragt, wenn du nicht gerade zufällig hier vorbeigekommen wärst. Ich dachte sofort daran, als ich deine Maske sah, und ich würde dich nicht gebeten haben, wenn ich
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