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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
Autoren: Sheri S. Tepper
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die nächsten sein würden, wenn sie so weitermachten wie bisher.«
    »Die nächsten?« Die Worte stockten mir in der Kehle.
    »Die nächsten, die sich einfach in Luft auflösen. Die nächsten, die verschwinden. Verschwinden, wie so viele unserer Kollegen und Verbündeten ebenfalls inzwischen verschwunden sind.«
    »Ich hätte es verhindern können«, weinte ich. »Himaggery sagte mir, daß er mich brauchte, doch ich hörte nicht zu …«
    Mertyn schüttelte mich, packte mich bei den Schultern und schüttelte mich, als sei ich gerade erst sieben oder acht Jahre alt. »Wir haben keine Zeit für Gefühlsausbrüche, mein Junge, oder Schuldgefühle. Sei still und laß mich nachdenken.«
    So schwieg ich, aber es war ein schuldbewußtes Schweigen. Wenn ich dagewesen wäre? Wäre ich willens gewesen, die Spielfiguren von Barish zu nehmen und sie zu benutzen, ihre Talente zu gebrauchen? Ich wollte weinen, aber Mertyns Griff an meiner Schulter lockerte sich nicht, also stand ich stumm da und gab mir selbst die Schuld an dem, was in der Leuchtenden Domäne auch immer passiert war.
     

    HINWEIS: In einigen Ausgaben des Index gibt es kurze Verse für jeden möglichen Spieler, über viertausend verschiedene Arten insgesamt. In manchen Gebieten werden Springseilwettbewerbe veranstaltet, bei denen junge Männer und Frauen versuchen, den gesamten Index zu rezitieren. Zuletzt wurde diese enorme Aufgabe von Minery Mindcaster bewältigt, in ihrem achtzehnten Lebensjahr bei dem Wettbewerb in Hilbervale.

 
2
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Eine Stadt, die den Ungeborenen fürchtet
     
    Am Ende der kurzen Zeitspanne, die nun folgte, war es Mertyn, der mich verließ, nicht ich ihn. Niemals zuvor hatte ich ihn in einer solchen Hast erlebt, einer solch königlichen Eile. Seine Anweisungen hielten das ganze Haus in Atem, und es war keine Rede mehr davon, daß Talente in der Schulstadt nicht eingesetzt werden dürften. Er befahl einfach, und das Gewünschte wurde besorgt, ein Pferd, Gepäck, bestimmte Bücher aus der Bibliothek, Proviant, zwei Waffenträger und ein junger Dämon, die ihn begleiten sollten. Bei meinen Versuchen, Mertyn zu sagen, daß ich ihn zur Leuchtenden Domäne begleiten wollte, um das zu tun, was ich längst hätte tun sollen, stand ich ihm nur im Weg. Er wollte nichts davon hören.
    »Um der göttlichen Didir willen, setz dich hin und sei still, Peter. Wenn es etwas gäbe, was du tun könntest, hätte ich es dir längst gesagt. Es gibt nichts, glaube mir. Überhaupt nichts. Das Beste, was du jetzt tun kannst, ist deinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Geh und finde Mavin. Sage ihr, was passiert ist. Laß mir einen Augenblick Zeit, ich muß noch … ich spreche später mir dir.«
    Also wartete ich widerstrebend ab. Ich war gekränkt und konnte es kaum verbergen. Die Erinnerung daran, daß ich fortgegangen war, als ich dringend gebraucht wurde, war schlimm genug, aber daß mir nicht erlaubt wurde, zurückzukehren, da ich doch nun begierig war, zu helfen, war noch schlimmer. Schließlich hatte Mertyn alle seine Untergebenen zu seiner Zufriedenheit eingeteilt, und er kam zu mir zurück, setzte sich neben mich und nahm meine Hand.
    »Thalan, stell deine Gefühle hintenan. Pscht – ich weiß, was du fühlst. Man kann nicht umhin, Windlow zu lieben. Alle, die ihn kennen, mögen ihn. Und was Himaggery betrifft, so ist es schwierig, ihn nicht zu mögen und zu bewundern, selbst wenn er einen gerade zur Weißglut treibt. Also, du möchtest helfen. Und du kannst. Hör mir zu. Gib genau acht, was ich dir jetzt sage.
    Seit einiger Zeit verschwinden Spieler. Spieler von hohem Rang. Zauberer zum Beispiel. Meistens gehören sie zu denen, die wir ›fortschrittlich‹ nennen würden. Viele waren Windlows Schüler. Das kann kein Zufall sein. Wir ahnen zwar einen Zusammenhang, verfügen aber über keinen Beweis.
    Sind die Verschwundenen tot? Wenn ja, müßten zumindest einige unter den mächtigsten Nekromanten in der Lage sein, sie zu erwecken, zu befragen, herauszufinden, was passiert ist. Also schickte einer nach dem anderen von ihnen seinen Ruf in den Staub der Zeit zurück, aber keiner der Verschwundenen erschien. Im Gegenteil, ein paar unserer Helfer gerieten in höchste Gefahr, Nekromant Neun, und verschwanden gleichfalls. Fort. Nicht gestorben, oder falls gestorben, dann auf eine Art, wie noch keiner jemals zuvor.« Er schauderte, als ob er fröre. »Und was, wenn sie nicht gestorben sind? Dämon um Dämon suchte nach ihnen, und für einige
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