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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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einem Senator.
    »Ich verstehe das einfach nicht«, sagt er. »Feldherr hätte eigentlich gewinnen müssen. Er war ganz offensichtlich der beste Wagen im Rennen. Ich habe heute über zweihundert Gurans verloren.«
    Der Senator nickt mitfühlend. Offensichtlich hat er ebenfalls schwere Verluste erlitten.
    »Tu bloß nicht so scheinheilig«, knurre ich und packe Georgius bei der Schulter. »Du und dein Freundeskreis stecken doch dahinter.«
    Er wirbelt herum, und seine Miene verzieht sich vor Verachtung und Wut. »Musst du mich überall belästigen, wo ich auch hingehe?«, will der Zauberer wissen. »Wenn wir nicht im Stadion wären, wo Zauberei verboten ist, würde ich dir das Herz aus der Brust reißen und darauf herumtrampeln.«
    Ich wiederhole meine Anschuldigungen. Der Senator wirkt interessiert. Georgius sieht sich plötzlich in der Defensive.
    »Du beschuldigst mich, dass ich beim Rennen betrogen hätte? Mich? Wie kannst du es wagen! Ich habe schwere Verluste erlitten.«
    »Ach ja? Du könntest auch nur so tun, um den Verdacht von dir abzulenken.«
    Noch während ich die Worte ausspreche, merke ich, dass ich gar nicht mehr davon überzeugt bin. Ich habe viel Erfahrung mit Spielern und ihren Reaktionen auf ein Unglück. Ich gebe es zwar nicht gern zu, aber Georgius Drachentöter wirkt mehr wie ein Mann, der wirklich unter seinem Pech leidet, als wie einer, der irgendwelche betrügerischen Fäden zieht.
    »Habt Ihr Beweise für diese Anschuldigungen?«, erkundigt sich der Senator.
    Habe ich Beweise? Nicht wirklich. Georgius und der Freundeskreis haben sicherlich geplant, die Pferde unter Drogen zu setzen, aber selbst das kann ich nicht schlüssig beweisen. Ich weiß nicht einmal, ob die Operation nach dem Mord an Mursius überhaupt noch weiterverfolgt wurde oder ob der Freundeskreis sie daraufhin abgeblasen hat. Unterm Strich habe ich keine stichhaltigen Beweise gegen Georgius in der Hand, und ich will ihm nicht verraten, was ich weiß, bevor es für eine Anklage reicht. Wenn ich nicht beweisen kann, dass er Mursius getötet hat, dann sollte ich ihn nicht vorab warnen, dass ich ihn verdächtige. Es war überstürzt von mir, mich ihm überhaupt zu nähern. Meine Gefühle sind mit mir durchgegangen.
    »Jeder, der solche Beschuldigungen ohne stichhaltige Gründe vorbringt, hat drakonische Strafen zu erwarten«, erklärt der Senator.
    Ich drehe mich auf dem Absatz um und stapfe davon. Ich bin wütend über mich. Heute läuft wirklich alles schief.
    Ich komme an einem abgegrenzten Areal für die Senatoren vorbei, das von einer niedrigen Mauer umgeben ist. Dort unterhält sich Melis, die Reine, mit Zitzerius. Ich gehe hin und verlange Zutritt. Der Vizekonsul bedeutet dem Bediensteten mit einem Nicken, mich hereinzulassen.
    Ich gehe auf die beiden zu. Zitzerius scheint sich darüber zu freuen, mich zu sehen.
    »Es freut mich, dass Ihr Eure Arbeit ernst nehmt«, sagt er.
    »Welche Arbeit?«
    »Darauf aufzupassen, dass niemand den orgkischen Wagen sabotiert.«
    »Den orgkischen Wagen sabotiert? Es sieht ehrlich gesagt eher so aus, als würde jemand mich sabotieren.« Ich drehe mich zu Melis, der Reinen, herum. »Was geht hier vor? Wollt Ihr mir wirklich weismachen, dass Ernsthaftigkeit der Liebe das letzte Rennen ohne magische Unterstützung gewonnen hat?«
    Während ich das sage, nicken einige Senatoren und Prätoren nachdrücklich mit dem Kopf. Es sind nicht nur die Armen, die bei dem großen Debakel, das sich hier abzeichnet, Verluste einstecken müssen.
    Melis lächelt. »Es gab eine ganze Reihe unerwarteter Ergebnisse, das muss ich zugeben, Thraxas. Aber ich habe alles sehr sorgfältig beobachtet. Ich versichere Euch, dass in diesem Stadion keine fremde Zauberei stattgefunden hat. Und es hat auch niemand versucht, die Pferde zu manipulieren.«
    Die Senatoren seufzen. Es sieht so aus, als könnten wir alle unsere Verluste abschreiben.
    Ich bin sprachlos. Wenn Melis das sagt, dann muss es stimmen. Außerdem sind jede Menge Zauberer unter den Zuschauern. Sie sind zwar alle auf verschiedene Arten von Zauberei spezialisiert, aber sicher würde einer von ihnen doch merken, wenn etwas Merkwürdiges vorgefallen wäre. Ich beschließe, hinunter in die Wagengrube zu gehen und herauszufinden, ob ich dort etwas entdecke. Vielleicht hat jemand ja einige Achsen durchgesägt.
    Zitzerius zieht mich beiseite, als ich aufbrechen will. »Ihr seid immer noch im Dienst der Stadt«, zischt er. »Ich erwarte, dass Ihr Eure Zeit nicht mit
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