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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko
Autoren: Jon Land
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man ihn beobachtete – Männer mit ganzen Medaillenreihen an den Uniformen und andere in Zivilkleidung. Zwei Wochen später wurde Bane mit einem Dutzend anderer Rekruten aus ähnlichen Lagern in eine geheime Basis versetzt.
    Man sagte ihnen einfach, man hätte … etwas … festgestellt, das eine spezialisiertere Ausbildung rechtfertigte. Diese Ausbildung ging täglich mit achtzehn Stunden vonstatten, erstreckte sich sowohl auf geistige wie auch auf körperliche Bereiche – und war absolut mörderisch. Die Zahl der Rekruten sank schnell, bis allein Bane übrigblieb. Er erfuhr von allen Aspekten der Gewalt, lernte, sie sich zu eigen zu machen, ihr sogar zugetan zu sein. Er lernte, die körperlichen Tests zu lieben, denen seine Ausbilder ihn unterzogen. Überlebenstraining. Subversion. Infiltration. Guerilla-Kampf. Töten.
    Schußwaffen waren gut, aber laut.
    Messer ausreichend, aber nicht immer verfügbar.
    Hände waren immer da, schnell und leise.
    Bane zog die Hände vor.
    Er lernte, auf hundert verschiedene Arten mit ihnen zu töten. Mit der geschlossenen Faust oder der geöffneten Hand – es spielte keine Rolle. Er konnte in einer Sekunde einen Nacken brechen, in nicht einmal zwei eine Kehle zertrümmern. Die Ausbildung und der Drill setzten sich endlos fort und boten ihm ständig neue Herausforderungen.
    Ein Test bestand darin, in nicht einmal einer Minute drei in gegenseitiger Sichtweite befindliche Männer unter dem Schutz der Dunkelheit auszuschalten; dann ließ man ihn die gleiche Prüfung bei vollem Tageslicht ausführen.
    Bei einem anderen Test wurde er waffenlos in einem Wald ausgesetzt, und ein halbes Dutzend schwer bewaffnete Männer verfolgten ihn. Seine Aufgabe bestand darin, sie innerhalb von einer Stunde auszuschalten. Es kam nur auf das Timing an. Der Erfolg hing davon ab.
    Bei einer dritten Prüfung wurde er zwei Wochen lang in der Wildnis ausgesetzt, ohne Nahrung, Wasser oder Waffen; nicht einmal Kleidung bekam er.
    Die Ausbildung währte sechs Monate. Joshua Bane lernte, eine Maschine zu werden, deren Auffassung von Recht oder Unrecht sich niemals über seine Befehle hinaus erstreckte. Es gab Aufträge, die nur eine Maschine bewältigen konnte. Das geringste Zögern würde das Scheitern bedeuten. Daher verschwanden alle Spuren von Gewissen und Moral, während die Teile der Maschine angezogen und abgeschliffen wurden. Die Wochen verstrichen … schleppten sich dahin. Die Spiele wurden langweilig. Bane sehnte sich nach der Wirklichkeit. Er kam sich vor wie eine immer größer werdende Benzinpfütze, die nach einem brennenden Streichholz dürstete.
    Eines Abends spielten seine sechs Ausbilder Karten, als plötzlich die Lampen in ihrer Hütte erloschen. Es folgten kurze Kampfgeräusche, bevor die Lampen wieder aufflammten und einen grinsenden Bane enthüllten, der über den gefesselten, geknebelten und besiegten Körpern seiner Ausbilder kauerte.
    Er hatte seinen letzten Test bestanden. Eine Maschine wurde niemals in den Einsatz geschickt, bis sie mehr als nur bereit war. Er mußte zuerst einen Punkt erreicht haben, wo er lediglich in diesem geistigen Zustand leben konnte, wo einzig und allein solch ein Leben zur Wahl stand. Und um zu beweisen daß er diese Ebene erreicht hatte, mußte er das Anleitungsbuch außer acht lassen und sich eigene Regeln schaffen. An dem Abend, da Bane die Hütte seiner Ausbilder überfallen hatte, hatte er bewiesen, daß er soweit, ja noch weiter war. Der Schüler war zum Meister geworden. Er war bereit für den Einsatz.
    Bane verbrachte einen guten Teil der nächsten fünf Jahre hinter feindlichen Linien. Das Ziel seiner Missionen veränderte sich fast von Tag zu Tag, doch die Absicht blieb immer gleich: den Feind zu zerbrechen, seine Befehlsketten und Kommunikationskanäle durch Sabotage, Spionage oder Elimination zu zerreißen. Hauptsächlich durch Elimination.
    Die Maschine, die einst Joshua Bane gewesen war, verlangte keine Informationen, nur Eingaben; keine Erklärungen, nur Befehle. Er tötete, wie man es ihn gelehrt hatte: sauber, präzise und kalt.
    Kalt wie Eis.
    Sie nannten ihn den Wintermann.
    Doch tief in der Maschine vergraben lag etwas, das noch dachte, überlegte, sogar empfand. Auf dem Rückweg von einem wie üblich erfolgreich ausgeführten Auftrag zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Hubschrauber des Schwans kam der Wintermann an einer brennenden Schule in einem vietnamesischen Dorf vorbei. Viermal wagte er sich in die Flammen, bis er mit dem
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