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Das Versprechen deiner Lippen

Das Versprechen deiner Lippen

Titel: Das Versprechen deiner Lippen
Autoren: Barbara Dunlop
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Weideflächen und die größte Familie im Tal gehabt. Als Kind und Teenager hatte Caleb unzählige Male hier zum Abendessen um den Familientisch gesessen. Er, Reed und Travis waren damals gute Freunde gewesen.
    Er hatte Mandy noch nie bewusst beobachtet, sondern sie damals stets mit ihren beiden Schwestern in einen Topf geworfen – kleine Mädchen mit Pferdeschwänzen und abgewetzten Jeans. Nun konnte er den Blick nicht von ihr wenden, während sie zwischen der großen Wohnküche und dem Essbereich hin und her eilte und dabei mit ihrer Mutter und ihrer Schwester schwatzte, Eistee nachschenkte, prüfend nach den Gerichten auf dem Herd und im Ofen sah und dabei die letzten Handgriffe beim Decken des großen rechteckigen Tischs erledigte.
    Caleb konnte sich nicht vorstellen, wie man es fertigbrachte, jeden Abend ein Abendessen für sieben Personen zu zaubern. An diesem Abend war neben Mandys beiden Brüdern, Travis und Seth, dem ältesten, noch eine ihrer beiden Schwestern da. Mandys Eltern, Hugo und Maureen, sahen um einiges älter aus, als Caleb erwartet hatte, besonders Hugo, der ihm blass und etwas wacklig auf den Beinen vorkam.
    „Meine Schwester scheint dich ja sehr zu interessieren“, sagte Travis scherzend, als er sich im Sessel gegenüber von Caleb niederließ.
    „Ich bewundere nur, wie gut sie hier reinpasst“, erwiderte Caleb – was nicht mal gelogen war. Tatsächlich dachte er aber auch noch eine Menge anderer Dinge, die er lieber für sich behielt.
    „Das stimmt“, pflichtete Travis ihm bei, „aber das habe ich damit nicht gemeint.“
    „Sie ist sehr schön“, räumte Caleb ein. Er wollte nichts abstreiten, aber auch nicht zugeben, wie sehr er sich zu Mandy hingezogen fühlte.
    „Ja, das ist sie.“ Travis stellte seinen Eistee auf dem Couchtisch ab und rückte sich in dem weichen Polstersessel zurecht.
    Caleb sah Mandy zu, wie sie vom Herd zur Küchentheke ging, wo ihre Mutter einen Salat zubereitete. Er beobachtete, wie die beiden über eine Bemerkung Mandys lachten. Obwohl er Travis’ Verdacht nicht weiter nähren wollte, gewann seine Neugier die Oberhand. „Waren sie und Reed je …?“
    Travis schüttelte den Kopf. „Dein Bruder hat keinen richtig an sich herangelassen. Er wurde verschlossen und abweisend, nachdem du dich ohne ihn vom Acker gemacht hattest.“
    Caleb spürte Ärger in sich aufsteigen. Er hatte Reed nicht im Stich gelassen, sondern seinen Bruder inständig gebeten, mit ihm zu kommen. „Nicht mein Fortgehen hat ihn so werden lassen.“
    „Aber es hat es auch nicht besser gemacht.“
    Caleb warf ihm einen warnenden Blick zu.
    „Ich will damit nur sagen, zuerst hat er seine Mutter verloren, dann dich, und er musste dann ganz allein mit dem Jähzorn und den übertriebenen Erwartungen deines Vaters fertigwerden.“
    Caleb nahm einen großen Schluck von seinem Eistee. „Er hätte mit mir kommen und Wilton hier verrotten lassen sollen.“
    „Du kapierst nicht, warum er das nicht tun konnte, oder?“
    „Nein.“ Caleb würde nie verstehen, warum Reed sich geweigert hatte, mit ihm zu kommen.
    „Wegen deiner Mutter.“
    „Ich weiß, dass er das damals als Grund angegeben hat.“ Aber Caleb hatte das nie nachvollziehen können.
    Obwohl die Ranch das Vermächtnis ihrer Mutter war, hatte er sich nicht verpflichtet gefühlt, dort zu bleiben. Im Gegenteil. Für ihn und seinen Bruder barg der Ort nur schlimme Erinnerungen. Ihr Vater hatte ihre Mutter auf dieser Ranch ins Grab gebracht.
    Wieder erklang fröhliches Lachen aus der Küche. Caleb verglich die lebendige Stimmung auf dieser Familienranch mit seiner eigenen ruhigen, perfekt aufgeräumten Penthousewohnung voller ultramoderner Designermöbel und kühlen Flächen aus Glas und Metall.
    Als Maureen an ihrem Mann vorbeiging, strich sie ihm spontan zärtlich über die Schulter, und er erwiderte die Geste mit einem verschwörerischen Lächeln und einem kurzen Händedruck.
    Auch diese Erfahrung war Caleb versagt geblieben: entspannte und liebevolle Eltern. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass seine Mutter seinen Vater jemals freiwillig berührt hätte. Und sein Vater hatte seine Frau Sasha sicher nie voller Zuneigung angesehen.
    Travis beugte sich in seinem Sessel zu ihm vor. „Reed dachte, du wärst zu feige, um dazubleiben und zu kämpfen.“
    Caleb erstarrte. „Zu feige?“
    Mit einem Schulterzucken gab ihm Travis zu verstehen, dass er nicht seine eigene Meinung wiedergab.
    „Ich habe meinen Vater gehasst“, stellte
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