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Das Versprechen deiner Lippen

Das Versprechen deiner Lippen

Titel: Das Versprechen deiner Lippen
Autoren: Barbara Dunlop
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Caleb klar. „Aber ich hab nie aus Angst vor ihm gekuscht.“
    Das war natürlich eine Lüge. Als Kind hatte Caleb eine Heidenangst vor seinem Vater gehabt. Wilton war unerbittlich streng und fordernd gewesen, und Prügel oder Ohrfeigen waren an der Tagesordnung. Doch mit siebzehn hatte Caleb seinen Vater um einen halben Kopf überragt, und er hätte sich zur Wehr gesetzt, wenn sein Vater versucht hätte, ihm etwas zu tun. Reed war sogar noch größer und stärker gewesen als Caleb, und Wilton hatte für ihn keine körperliche Bedrohung mehr dargestellt.
    „Was meinst du, wohin Reed gegangen ist?“, fragte Travis.
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, erwiderte Caleb. Sein Bruder war hoffentlich glücklich dort, schließlich war es seine eigene Entscheidung gewesen, sich aus dem Staub zu machen.
    Caleb hatte in den vergangen Tagen intensiv darüber nachgedacht. Es war Reeds gutes Recht, sein Leben so zu gestalten, wie er es für richtig hielt. Das Gleiche galt für ihn selbst, daher wuchs seine Überzeugung, das Richtige zu tun, wenn er die Ranch verkaufte.
    Reed konnte dann mit dem Geld tun, was immer er wollte. Und derzeit war Caleb einfach nicht in der Lage, länger im Lyndon Valley zu bleiben und sich um alles zu kümmern.
    Vermutlich hätte er auch einen professionellen Verwalter für die Ranch einsetzen können, aber was wäre damit gewonnen? Er selbst würde nie wieder hierher zurückkommen. Und Reed hatte durch sein Verschwinden eine Entscheidung getroffen. Hätte er irgendein Interesse daran gehabt, die Ranch zu behalten, dann hätte er unter seine Nachricht nur eine Telefonnummer schreiben müssen. Caleb hätte ihn angerufen, und sie hätten beide eine Lösung finden können.
    Mandy trug eine riesige Schüssel Stampfkartoffeln zum Tisch. Sie hatte heute statt ihrer üblichen Jeans eine graue Hose und ein ärmelloses moosgrünes Oberteil an. Es betonte ihre Figur und brachte ihre Augenfarbe gut zur Geltung. In der Hose hatte sie einen knackigen Po, und ihr volles kastanienfarbenes Haar umspielte ihre feingliedrigen nackten Schultern wie ein Vorhang.
    „Mir entgeht nicht, wie du meine Schwester ansiehst“, wiederholte Travis.
    Caleb wandte schuldbewusst den Blick ab.
    „Wenn du ihr wehtust“, fügte Travis hinzu, „dann kriegst du’s mit mir zu tun.“
    „Ich hege nichts als Respekt für Mandy“, behauptete Caleb. Das stimmte zwar, aber gleichzeitig fühlte er ein immer unbändigeres Verlangen nach ihren sinnlichen Reizen.
    „Wir sind hier nicht in Chicago“, warnte ihn Travis.
    „Das weiß ich“, entgegnete Caleb. Außerdem galten in Chicago auch keine solchen Unsitten.
    „Essen ist fertig“, verkündete Maureen.
    Mandy schenkte Caleb ein breites Lächeln und wies ihn zum großen Tisch. Dann bemerkte sie offenbar Travis’ düstere Miene, und sie zog die Augenbrauen in offensichtlicher Verwirrung zusammen.
    „Sie ist eine schöne, intelligente und sehr willensstarke Frau“, sagte Caleb leise zu Travis. „Du solltest dir lieber Sorgen darum machen, dass sie nicht mir wehtut.“
    Travis stand auf. „Um dich mach ich mir keine so großen Sorgen. Und ich würde meine Schwester auch nicht hinter die Scheune zerren und sie mit meinen Fäusten zur Vernunft bringen.“
    „Weiß sie, dass du Männer auf diese Weise einzuschüchtern versuchst?“
    Bei dieser Frage zeigte sich in Travis’ Miene ein Hauch Besorgnis. Caleb versuchte sich Mandys Reaktion auf Travis’ brüderlichen Beschützerinstinkt bildhaft vorzustellen.
    Er verkniff sich ein Lachen. „Wir sind also quitt.“
    „Aber wehe, du benimmst dich daneben. Dann wirst du mich kennenlernen.“
    „Ich werde behutsam mit Mandy umgehen“, versprach Caleb.
    Mandy sollte sich ihre eigene Meinung über ihn bilden. Schließlich war sie eine erwachsene Frau, und wenn sie ihm einen Kuss anbot, dann würde er nicht Nein sagen. Wenn sie mehr anbot … nun ja, vermutlich würde er nicht lange genug hier sein, bis so etwas passierte. Es hatte also keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Er setzte sich bewusst auf den Platz gegenüber von Mandy statt neben sie. Travis brummte zustimmend. Während die Gerichte herumgereicht wurden, entspann sich eine lebhafte Unterhaltung.
    „Ich kann nicht erkennen, dass da irgendwelche widerstreitenden Interessen bestehen“, sagte Mandys Schwester Abigail gerade. „Entscheidend ist nur, dass so viele Rancher wie möglich zum ersten Treffen kommen.“
    „Wir brauchen eine einheitliche Linie“,
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