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Das Versprechen deiner Lippen

Das Versprechen deiner Lippen

Titel: Das Versprechen deiner Lippen
Autoren: Barbara Dunlop
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nicht, dass es etwas zu futtern gibt.“
    „Du hast ihm keinen Imbiss angeboten?“ Nach Lyndon fuhr man mehr als zweieinhalb Stunden.
    „Ich fand das Risiko zu groß.“
    Sie sah ihn fragend an.
    „Ich kann nicht kochen“, gab er zu.
    „Red keinen Unsinn.“ Geschickt wendete sie die letzte Tortilla in der Pfanne. „Jeder kann kochen.“
    „Ich nicht.“
    Sie gab das Gemüse zum Huhn. „Das kann doch gar nicht sein. Du hast gesagt, du lebst allein. Jetzt sag bloß nicht, du hast Bedienstete.“
    „Ich hab keine Bediensteten. So was hat man heutzutage in meinem Alter nicht mehr. Ich wohne in einem Wolkenkratzer im Zentrum von Chicago. Rundherum gibt es ausgezeichnete Restaurants.“
    „Du gehst jeden Abend auswärts essen?“ Für sie war das unvorstellbar.
    „Ich habe sehr oft Geschäftsessen“, erklärte er gelassen. „Aber die meisten Restaurants im Viertel bieten auch Gerichte zum Mitnehmen an.“
    „Willst du mir erzählen, du ernährst dich hauptsächlich von Junkfood?“ Sie schnippelte weiter Tomaten. Wie schafft er es bloß, so gut in Form zu bleiben, wenn er nur Pizza und Burger und solches Zeug isst?
    „Es gibt nicht nur Junkfood zum Mitnehmen.“ Er stützte sich neben ihr mit den Handflächen auf der Granitplatte ab. „Gleich bei mir um die Ecke ist André’s , und von dort kann ich mir Filet Mignon, Kartöffelchen in feiner Dillsoße und gemischten Salat mit Papaya-Dressing kommen lassen.“
    Auf einmal fand Mandy ihr Tortillarezept sehr langweilig. „Du musst viel verdienen, dass du dir solche Mahlzeiten leisten kannst.“
    Er schwieg eine Weile, und sie spürte, dass ihre Bemerkung taktlos gewesen war. Es ging sie nichts an, wie viel er verdiente.
    „Ich habe mein Auskommen“, räumte er schließlich ein.
    „Erzähl mir von deiner Arbeit.“ Sie versuchte, elegant das Thema zu wechseln. Außerdem war sie neugierig. Was war aus dem siebzehnjährigen Cowboy geworden, der mit nichts weiter als einem Highschoolabschluss nach Chicago aufgebrochen war? Sicher war ihm dort nichts in den Schoß gefallen.
    „Die Firma heißt Active Equipment.“ Er schnappte sich ein weiteres Stück Tomate.
    Sie drohte ihm spielerisch mit dem Gemüsemesser.
    Aber er lachte nur. „Wir verkaufen schweres Gerät an Baufirmen, Erkundungs- und Versorgungsgesellschaften und auch an Rancher.“
    „Also gewissermaßen wie ein Autohändler.“
    „Kein Händler. Active Equipment ist ein multinationaler Konzern. Wir stellen die Gerätschaften selbst her und verkaufen sie dann.“ Blitzschnell schnappte er sich ein weiteres Tomatenstück, steckte es in den Mund und leckte sich den Saft von den Fingerspitzen.
    „Bald ist nichts mehr für die Tortillas übrig“, warnte sie.
    „Das riskiere ich.“
    „Und was machst du in diesem Unternehmen?“
    „Ich leite es.“
    „Welche Abteilung?“
    „Alle.“
    Sie hörte auf zu schneiden. „Du leitest einen ganzen Konzern?“ Er hatte es also mit siebenundzwanzig schon bis an die Spitze eines internationalen Unternehmens geschafft. Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
    „Ja.“
    „Das verstehe ich nicht ganz.“
    Er lachte heiser auf. „Ich bin Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender.“
    „Du bist in der Hierarchie so weit aufgestiegen?“
    „Das nun nicht gerade. Man überlässt mir die Leitung, weil man keine andere Wahl hat. Das Unternehmen gehört mir.“
    Mit ungläubiger Miene legte sie das Messer weg. „Dir gehört Active Equipment?“
    Er nickte.
    „Wie hast du denn das geschafft?“
    Er zuckte die Schultern. „Mit viel Arbeit, Geschäftssinn … und einige finanzielle Risiken waren schon auch mit im Spiel.“
    „Aber …“
    „Warum staunst du so sehr darüber, dass ich kein Verlierer bin?“
    Er schien auf eine Antwort zu warten, aber ihr fiel keine ein.
    „Trotzdem muss ich zugeben, dass ich nicht kochen kann“, räumte er also mit schiefem Grinsen ein. „Vermutlich habe ich mich eher auf die Dinge konzentriert, die ich konnte, und ansonsten hab ich mich durchgewurstelt.“
    „Mit Filet Mignon und Kartöffelchen. Du Armer!“ Sie behielt ihren flapsigen Ton bei, insgeheim musste sie ihm aber recht geben. Sie sollte damit aufhören, immer so erstaunt über seine guten Seiten zu sein.
    „Das war nicht immer so“, versicherte er ihr, nun ernster. „Anfangs gab es wirklich nur Junkfood, ein Kellerloch als Wohnung und zwei Jobs.“
    Dann richtete er sich auf und straffte die Schultern. „Aber ich wollte nie mehr hierher zurückkommen.
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