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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies
Autoren: Peter Tate
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nicht.“
    „Mann, es bleibt dir gar nichts anderes übrig. Sollen wir hier Wurzeln schlagen?“
    Gogan wandte sich der Gruppe zu. „Sie werden tun, was du sagst“, stellte er fest. „Aber wenn wir zurückkommen, dann ziehen wir gleich, das schwöre ich dir. Wer bist du denn – vielleicht Jack Kerouacs Enkel?“
    „Du müßtest es besser wissen.“
    „Und meine Muschel?“
    „Wenn ihr zurück seid.“
    „Aber –“
    „Leute!“ Simeon drehte Gogan mit einer Hand zu der Gruppe herum und streichelte mit der anderen die Muschel. „Ich muß euch etwas über Gogan sagen.“
    „O. K.“, sagte Gogan durch die Zähne. Er hob die Stimme und rief: „Wir gehen morgen früh. Die Flut kommt abends.“
    „Diese Namen da“, sagte später Vangoj. „Was bedeuten die?“
    „Das sind Leute, die wir beide kennen“, sagte Go gan. „Leute, von denen wir nicht wußten, daß wir sie beide kennen.“
     
    Gogan stolperte ziellos über die Felsen nach Point Concepcion. Nachdem er einen Hügel erstiegen hat te, blickte er auf die gewaltige Entsalzungsanlage hinab. Zu spät bemerkte er, daß er sich deutlich vom Himmel abheben mußte. Er ließ sich fallen, um gleich darauf lauthals zu fluchen, als sich die Muschel, die in seinem Hemd steckte, heftig in seinen Magen bohrte.
    Simeon hatte noch geschlafen, als Gogan mit den anderen die Bar verließ. Julie war in der Nacht in seine Nähe gekrochen und hatte offenbar die Muschel aus seinen Händen genommen, um ihre Finger mit seinen zu verschränken.
    Als er die Bar verließ, war Gogan über die Muschel gestolpert und hingefallen. Dabei nahm er sie dann mit einer Geschwindigkeit an sich, die nicht ganz unbemerkt geblieben war.
    Die anderen, die ihm in lockerer Linie gefolgt wa ren, schlossen jetzt zu ihm auf. Die letzten Meter bis zum Hügelkamm krochen sie auf dem Boden.
    Vangoj trug die Tasche mit der Sprengladung. Simeon hatte ihnen das Kochgeschirr in der letzten Nacht versiegelt übergeben mit der strikten Ermahnung, es dürfe nicht geöffnet werden. Aus dem Paket kam ein ominöses hohles Ticken. Vangoj robbte zu Gogan hinüber. „Siehst du irgend etwas, das wie die Zuleitung aussieht?“ fragte er.
    Gogan ließ seine ungeübten Augen über den Grundriß der Anlage, dann über die Küstenlinie gleiten. „Wenn wir den Strand entlanggehen, werden wir schon hinkommen. Los.“
    Er stand auf und sprang mit großen Sätzen den felsigen Abhang hinunter bis zu dem schmalen Streifen Strand, der die Fabrik vom Meer trennte. Er bewegte sich rasch über den festen Sand, in der Hoffnung, daß die Budniks Entschlossenheit in sein Verhalten hineininterpretieren würden.
    Sie polterten über eine schmale Stahlbrücke, die sich über ein mattes Plastikrohr spannte, das aus den Eingeweiden der leise summenden Fabrik ins Meer hinausführte.
    „Das Abflußrohr“, sagte Vangoj außer Atem.
    Gogan spürte etwas Ungewöhnliches in der Umgebung. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, daß es die kleinen Wellen waren, die sich am Ufer brachen. Er zeigte sie Vangoj.
    „Eine Strömung“, sagte Vangoj, der Experte. „Wie ein Strudel. Als ob etwas angesaugt würde.“
    „Dann muß hier irgendwo die Zuleitung sein.“
    Alle duckten sich beim Laufen, aber damit sollte wohl nur der konspirative Charakter unterstrichen wer den. Einen unmittelbaren Zweck hatte diese Maßnahme nicht. Es gab keinerlei Deckung, und hätten sie darüber nachgedacht, wäre es wohl klüger gewesen, wenn sie wie üblich als Strandläufer über den Sand geschlendert wären.
    Aber Gogan wünschte bloß die Sprengladung unterzubringen und sich in seine Bar zu einer tröstenden Flasche zurückzuziehen. Das unverdächtige Geräusch bewegten Wassers war zu hören. Die Gruppe erkletter te ein Betongerüst und versammelte sich vor der verschlossenen Tür einer Ansauge-Einheit. Langsam umrundeten sie das Gebäude auf der Suche nach Einlaß und stellten fest, daß sie ein Fenster einschlagen mußten. Sie suchten einen Gegenstand, um das Glas zu zertrümmern, fanden aber nichts.
    Schließlich lenkte Vangoj seine Augen auf die Muschel, die Gogan aus seinem Hemd genommen hatte.
    „Dann müssen wir eben die benutzen.“
    „Du spinnst wohl!“
    „Schau her, wir wissen doch alle, was sie dir wert ist. Wir werden ganz vorsichtig damit umgehen. Bloß ein kleines Loch neben dem Riegel.“
    Gogan gab ihm die Muschel. Mit einer raschen Bewegung zerschmetterte Vangoj das Glas, steckte seine Hand ins Fenster und öffnete den Riegel. Dann zog
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