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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte
Autoren: Mark Robson
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mit der Schwertspitze über die Linie, die nun noch in der Luft zu sehen war, und zog die Enden zusammen. In diesem Moment gesellten sich die Machtstrahlen der Hüter zu seiner Schwertspitze und die Linie verschwand.

    Da begannen sich auch die Gewitterwolken zu verziehen, Blitz und Donner brachen ab, der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf und der Sturm wich wieder einer sanften Brise. Calvyn stolperte zum Thron der Götter und ließ sich auf eine Felsplatte fallen, die wohl eine Art Fußstütze darstellte.
    »Das hast du gut gemacht, Calvyn. Du bist doch immer für eine Überraschung gut.« Aus Perdimonns Stimme sprachen Stolz und Bewunderung.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt, Perdimonn?«, fragte Calvyn erschöpft.
    »Was denn, Calvyn?«, fragte der Alte unschuldig.
    »Dass ich der Auserwählte bin.«
    »Er weiß es«, murmelte Morrel, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    »Natürlich weiß er es«, tadelte Rikath ihn mit einem leisen Lachen. »Wenn er es nicht wüsste, wäre er jetzt nicht mehr am Leben.«
    »Ist dir klar, dass das niemand erfahren darf?«, fragte Perdimonn ernst.
    »So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht«, seufzte Calvyn. »Natürlich verstehe ich, dass die Schlüssel immens wichtig sind und geheim bleiben müssen. Das ist auch kein Problem, denn eigentlich kenne ich sowieso keinen der Schlüssel. Und erst nachdem ich eine der Runenfolgen durch mein Schwert geleitet hatte, wurde mir klar, was ihr getan habt. Aber findet ihr nicht, dass es reichlich gewagt war, mir kein Sterbenswörtchen davon zu sagen?«
    »Das Leben ist ein einziges Wagnis, Calvyn. So gern ich es dir gesagt hätte – unser Schwur verbietet es uns, einen Außenstehenden in die Geheimnisse der Schlüssel einzuweihen.«
    »Aber das hättet ihr doch gar nicht tun müssen. Ich habe
ja auch mit dem Schwert gekämpft, ohne etwas über die Schlüssel zu wissen.«
    »Ja, aber die anderen Hüter und ich waren uns einig, dass wir unseren Schwur gebrochen hätten, wenn wir dich eingeweiht hätten. Es ist vorbei, Calvyn. Lass dich mal ansehen. Bist du verletzt?«
    Calvyn ließ sich bereitwillig von Perdimonn die Wunden und Verbrennungen heilen. Erschöpft, wie er war, brauchte er für den Abstieg erheblich länger als für den Aufstieg. Als sie, unten angekommen, durch das Felsentor traten, war es später Nachmittag. Derra hatte wenige Schritte vom Tor entfernt ein Lager errichten lassen. Die Magier hielten an mehreren Stellen Wache, für den Fall, dass Selkor zurückkehrte, während die anderen kampfbereit auf Abruf standen. Als Jenna Calvyn sah, flog sie ihm in die Arme und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
    »Es ist vorbei.« Sanft streichelte er ihr über den Kopf.
    Sekunden später umringten ihn seine Freunde, schüttelten ihm die Hand und klopften ihm auf den Rücken. Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn ein, doch anfangs war es ihm unmöglich, sie zu beantworten, weil auf jede sofort die nächste folgte. Während des Abstiegs hatte er sich eine Geschichte zurechtgelegt, wie er über Selkor gesiegt hatte, damit ihm nicht versehentlich herausrutschte, dass er der Auserwählte war. Es war ihm nicht leichtgefallen, denn seine Freunde wollte er eigentlich nicht anlügen und die Großmagier würden sämtliche Märchen, die er ihnen auftischte, umgehend als solche entlarven, da war er sicher. Doch Perdimonn und die anderen Hüter hatten ihn schwören lassen, das Geheimnis für sich zu behalten.
    Als er endlich zu Wort kam, erzählte Calvyn, er habe Selkor überrascht und durch das Portal gestoßen, das dieser gerade geöffnet hatte. Diese Geschichte beinhaltete genug
Bestandteile der Wahrheit, dass er auf Rückfragen schlüssig antworten konnte. Das Gewitter oben am Gipfel, so erzählte Calvyn, sei entstanden, als die Hüter das Tor wieder schlossen. Perdimonn und die anderen Hüter bestätigten Calvyns Geschichte. Die Großmagier gaben sich offenbar mit Calvyns Erklärung zufrieden. Meister Jabal legte zwar nachdenklich die Stirn in Falten, doch falls er misstrauisch war, so sagte er es wenigstens nicht. Stattdessen äußerte er die Hoffnung, Calvyns Ausbildung fortan in gemächlicherem Tempo zu Ende bringen zu können. Akhdar und Kalmar hatten sich dieser Haltung anschlossen, und so stand für Calvyn fest, dass er sich bald schon wieder an das Schneckentempo der Magierakademie würde gewöhnen müssen. Warum sollte er auch eine Sonderbehandlung erhalten? Es war ja nicht etwa so, dass er die Welt
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