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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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Ferrand gelungen war, den Treffpunkt dennoch binnen des vereinbarten Zeitraumes zu erreichen, grenzte an ein Wunder. Einmal mehr hatte das Schiff seinem Namen Ehre gemacht.
    Je seichter das Wasser wurde, desto steiler türmten sich die Wellen, überschlugen sich und tosten dem Strand entgegen, wobei sie das Boot erfassten und das letzte Stück trugen. Der Kiel hatte den sandigen Grund kaum berührt, als die Matrosen bereits aus dem Boot sprangen und es vollends an Land zogen, dem eisig kalten Wasser zum Trotz. Schließlich ging auch Ferrand an Land, gefolgt von den beiden Soldaten, die ihre Musketen erhoben hielten und sich wachsam in der Dunkelheit umblickten.
    Erst in diesem Moment wurde Kapitän Ferrand bewusst, dass er zum ersten Mal in seinem Leben den Fuß auf das Land des Feindes setzte. Doch wenn die Pläne aufgingen, so war dieser Feind womöglich schon bald ein Verbündeter.
    Einer der Soldaten stieß einen leisen Warnruf aus und deutete in Richtung der Felsen. Fast im selben Moment erblickte auch Ferrand die Gestalten, die sich von dort näherten.
    Wie viele es waren, vermochte er nicht zu sagen. Menschen, Felsen und verkrüppelte Bäume waren inmitten von Dunkelheit und wirbelnden Flocken nicht voneinander zu unterscheiden. Erst als sie sich durch den knirschenden Kies näherten, konnte Ferrand Einzelheiten ausmachen. Gesichter sah er nicht, nur Umrisse, und die sagten ihm, dass die Gestalten bewaffnet waren. Wenn auch wohl nur mit Knüppeln und Entermessern.
    Einer der Schotten rief Ferrand etwas zu. Infolge des heulenden Windes und der rauschenden Brandung verstand der Kapitän nicht, was der andere sagte, aber er nahm an, dass er nach der Losung fragte.
    »Fhìor rìgh« , presste Ferrand daraufhin ebenso mühsam wie unbeholfen hervor. Die gälischen Worte auszusprechen, bereitete seiner französischen Zunge Probleme. Er konnte nur hoffen, dass sie dennoch verstanden wurden.
    Ein banger Augenblick verstrich, dann nahm Ferrand erleichtert zur Kenntnis, dass die Schotten ihre Waffen sinken ließen. »Kommt näher«, forderte ihr Wortführer den Kapitän in leidlichem Französisch auf, worauf sich Ferrand zu seinen Leuten umwandte und sie anwies, die Truhe abzuladen.
    Die Matrosen gehorchten wortlos und luden die schwere Truhe ab. Mühsam schleppten sie sie ein Stück den Strand hinauf, ehe sie sie auf Ferrands Geheiß im Kies absetzten.
    »Wir sind niemals hier gewesen«, erklärte der Kapitän dazu. »Und Sie haben diese Ladung nie erhalten.«
    »Verstanden«, kam es in schlechtem Französisch zurück.
    Der Schotte und einige seiner Leute waren bis auf wenige Schritte herangekommen. Ferrand glaubte, bärtige Mienen zu erkennen und Augenpaare, die in der Dunkelheit funkelten, und etwas in ihm drängte ihn, diesen Ort so rasch wie möglich zu verlassen. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt und die Ladung übergeben, was nun geschah, lag nicht mehr in seiner …
    Ein hässliches Geräusch ließ ihn herumfahren.
    Es war ein helles Flirren, gefolgt von einem gurgelnden Laut, und Ferrand sah, wie einer seiner Matrosen umkippte, den Mund geöffnet und beide Hände auf seine durchschnittene Kehle pressend.
    Es ging so schnell, dass Ferrand einen Augenblick brauchte, um zu begreifen. Da krachten bereits die Schüsse.
    Zündfeuer leuchtete auf, riss in Mordlust verzerrte Mienen aus der Dunkelheit, und Ferrand hörte die Schreie seiner sterbenden Männer.
    Die beiden Soldaten brachen in die Knie, noch ehe sie selbst auch nur einen Schuss abgegeben hatten, ein weiterer Matrose wurde von einem Enterhaken durchbohrt. Empörung, Entsetzen und wilder Zorn, all das ergriff gleichzeitig von Jacques Ferrand Besitz. Mit einem gellenden Schrei auf den Lippen griff er nach dem Säbel, den er unter seinem Mantel trug, und riss ihn aus der Scheide. Die Klinge in der Hand, stürmte der Kapitän der Espérance dem Feind entgegen, der ohne Vorwarnung und aus dem Hinterhalt angegriffen hatte – bis er plötzlich das Gefühl hatte, auf ein unsichtbares Hindernis zu stoßen.
    Ferrand prallte zurück, so heftig, dass er Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Den Säbel noch immer in der Rechten, blickte er an sich herab – nur um das Loch zu sehen, das in seiner Brust klaffte. Erst in diesem Moment drang der hämmernde Schuss in sein Bewusstsein, der soeben gefallen war.
    Jacques Ferrand wankte von einem Bein auf das andere, dann brach er in die Knie und fiel vornüber in den Kies, der sich unter ihm dunkel färbte.
    Der
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