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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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glaubten, sich gegenseitig zu benutzen, wurden sie einander zum Verhängnis.«
    »Und die Runenbruderschaft?«, fragte Quentin.
    »Hoffte, durch die Rückkehr einer Stewart ihre alte Macht zurückzuerlangen«, erklärte Sir Walter, »freilich ohne zu ahnen, dass dies eine tödliche Falle war, ausgelegt nur zu dem einen Zweck, sie zu vernichten.« Er schüttelte den Kopf, auch nach all den Wochen noch fassungslos. »Die ganze Zeit über habe ich geahnt, dass im Verborgenen etwas vor sich geht, aber ohne eure Hilfe wäre es mir niemals gelungen, es aufzudecken. Gemeinsam jedoch«, meinte er, auf die rege Betriebsamkeit deutend, die wieder im Hafen herrschte, »haben wir die Bedrohung abgewandt.«
    »Dann hat die Regierung ihre Pläne also endgültig aufgegeben?«, fragte Quentin. »Die schottischen Banken bleiben weiter unabhängig? Und auch die Währung bleibt bestehen?«
    »So ist es.« Sir Walter nickte, und ein verschmitztes Lächeln glitt über seine in diesem Augenblick wieder so jungenhaften Züge. »Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, hat die Bank of Scotland zusätzliche Sicherheiten bekommen, und zwar in Form eines unverhofft erfolgten Goldzuwachses.«
    »Das Gold der Stewarts?«, fragte Mary verblüfft.
    »Welches Gold?«, feixte Sir Walter. »Offiziell existiert kein Schatz, es hat ihn nie gegeben.«
    »Und weniger offiziell?«
    »Mir war immer klar, dass, wenn Eleonore of Ruthven verurteilt würde, dies die Beschlagnahmung des Goldes zur Folge haben würde«, erklärte Sir Walter. »Es wurde der Bank of Scotland überstellt, wo es zur Garantie ihrer Kreditwürdigkeit eingesetzt wurde. Eine Verwendung übrigens, der auch ich es zugeführt hätte.«
    »Du hättest es also wirklich nicht behalten?«, fragte Quentin.
    »Natürlich nicht, Junge, wo denkst du hin? Es gibt Dinge im Leben, für die wir nichts können. Aber unsere Entscheidungen können wir selbst beeinflussen und sind für sie verantwortlich. Für meine Verbindlichkeiten wird niemand anders aufkommen als ich selbst, mit meiner Hände und meines Verstandes Arbeit.« Er tippte an seine ergraute Stirn.
    »Dann wurde das Gold der Stewarts am Ende doch noch seiner Bestimmung zugeführt, Schottland zu retten«, resümierte Mary. »Wenn auch ganz anders, als es zunächst geplant war.«
    »Und Lady Ruthven hat gleich doppelt verloren«, fügte Quentin hinzu, »denn sie dachte, dass dein wirtschaftlicher Ruin dein Ende sein würde.«
    »Noch ist es nicht so weit. Die Bank of Scotland hat mir – wohl aus einer gewissen Dankbarkeit – neue Kredite gewährt, mit denen ich die alten ausgelöst habe und die ich bis auf den letzten Penny abzutragen gedenke.«
    »Und das wird dir gelingen?«
    »Davon gehe ich aus.« Sir Walter nickte zuversichtlich. »Der gute Ballantyne hat zwar seine Zweifel, aber die hat der gute Aldiborontiphoscophoría ja immer. Am Ende wird er sich in Einsicht üben, genau wie Lady Charlotte.«
    Quentin musste grinsen. Nachdem Sir Walter zu seiner Gattin zurückgekehrt war und ihr erklärt hatte, weshalb er sie auf so schreckliche Weise hatte täuschen müssen, hatte sie fast zehn Tage lang kein Wort mit ihm gesprochen. Dann jedoch war sie zu ihm zurückgekehrt, erleichtert darüber, dass er noch am Leben war, und in der Kapelle von Abbotsford hatten sie im Beisein der ganzen Familie ihr Eheversprechen erneuert.
    »Du hast nie daran gezweifelt, dass sie dir verzeihen würde, oder?«, fragte Quentin.
    »Nein«, gab Sir Walter zu. »Denn wahre Liebe vermag alles zu überdauern – das kannst du in jedem meiner Romane nachlesen.«
    »Das stimmt«, pflichtete Mary bei.
    Sie sandte Quentin einen fragenden Blick, worauf er zustimmend nickte. Dann beugte sie sich vor und flüsterte Sir Walter einige Worte ins Ohr, die diesen zunächst aufhorchen ließen, ihm dann ein glückliches Lächeln abrangen und schließlich dazu brachten, sich die Augen zu wischen.
    »Das freut mich für euch«, versicherte er dazu. »Das freut mich wirklich sehr. Und ich bin mir ganz sicher, dass diesmal alles gutgehen wird.«
    Mary und Quentin sahen einander an, und beide lächelten, erleichtert und ermutigt.
    »Oh, meine Kinder«, sagte Sir Walter feierlich. »Ihr steht am Anfang eines neuen großen Abenteuers – und diesmal, so fürchte ich, müsst ihr es ganz allein bestehen. Aber ich bin sicher, dass ihr das meistern werdet.«
    »Meinst du, Onkel?«
    »Allerdings.« Sir Walter lächelte weise. »Der Mensch ist ein homo quaerens , ein immerzu
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