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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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fragte Quentin aufgebracht.
    »Das ist lächerlich«, stellte Sir Walter fest.
    »Sie wollen es leugnen?«
    »Allerdings.«
    »Sie leugnen, Ihr eigenes Ableben vorgetäuscht und damit selbst die Behörden hinters Licht geführt zu haben?«, hakte Ruthven mit bohrendem Blick nach. »Dass Sie aus dem Verborgenen heraus agiert und Briefe und Flugblätter gegen die Regierung verfasst haben?«
    »Nicht gegen die Regierung, sondern gegen ihre Pläne die schottische Finanzwirtschaft betreffend«, verbesserte Sir Walter. »Daran ist nichts Verwerfliches.«
    »Und wollen Sie weiter leugnen, dass durch das Zutun Ihrer Familie die letzte Nachkommin der Stewarts unbemerkt ins Land gebracht wurde? Dass sie als blinde Passagierin reiste und Ihr Neffe für sie als Leumundszeuge gebürgt hat? Wollen Sie all das leugnen, obschon es in den Akten der Hafenkommandantur von Leith schwarz auf weiß verzeichnet ist?«
    »Aber«, wandte Quentin fassungslos ein, »ich wusste doch nicht, dass …«
    »Wo ist sie überhaupt?«, bohrte Ruthven nach.
    »Tot«, gab Mary bedrückt zur Antwort. »Als sie ihre Pläne vernichtet sah, hat sie sich in die Tiefe gestürzt.«
    »Vielleicht«, kam es mit erschreckender Gleichgültigkeit zurück. »Vielleicht wurde sie aber auch zum Schweigen gebracht, damit sie nichts verraten kann. Denn Sie, Scott, haben sich mit ihr verbündet, zum Zweck einer gemeinsamen Verschwörung gegen England!«
    »Sie sind ja völlig wahnsinnig!«, ereiferte sich Quentin. »So ist es nicht gewesen!«
    »Ach nein?« Sie lächelte kalt, worauf Quentin zwar vor Wut schnaubte, ihr eine Antwort jedoch schuldig blieb. Es stimmte ja, er und Mary hatten einer erklärten Staatsfeindin Zutritt zum Land verschafft und ihr sogar für eine Weile Unterschlupf gewährt; und es konnte auch kein Zweifel daran bestehen, dass Sir Walter nach dem misslungenen Attentat im Untergrund geblieben war und von dort aus Flugblätter verfasst hatte, die im Volk für Unruhe sorgten.
    Es war unfassbar, geradezu schwindelerregend: Brighid Stewart und Winston McCauley hatten geglaubt, alle zu hintergehen – dabei waren sie selbst Figuren in einem noch sehr viel größeren und infameren Spiel gewesen, bei dem keine andere als Eleonore of Ruthven die Fäden in der Hand hielt.
    »Meine Hochachtung, Gnädigste«, erkannte Sir Walter mit vor Verachtung und Sarkasmus triefender Stimme an. »Selbst ich hätte mir etwas Derartiges nicht ausdenken können. Seit dem Tag, da Malcolm of Ruthven tot war und seine irrwitzigen Pläne vereitelt, haben Sie nur das eine Ziel, seinen Tod an mir zu rächen. Und Sie wollen sich nicht damit begnügen, lediglich mein Leben auszulöschen«, wiederholte er, nun ganz sicher. »Sie wollen mich auch in Verruf bringen, mich aus der Geschichte tilgen, wollen alles zerstören, was ich mir zeitlebens aufgebaut habe: meine Familie, meinen Besitz, mein literarisches Werk, meine geliebte Heimat. Aber das wird Ihnen nicht gelingen.«
    »Es ist mir bereits gelungen, Scott«, widersprach sie. »Der Haftbefehl gegen Sie wurde bereits erlassen. Ich bin lediglich hier, um …«
    »… um sich an der Frucht der Lügen zu erfreuen, die Sie gesät haben«, vervollständigte Mary. Energisch befreite sie sich aus Quentins Umarmung, nicht länger bebend vor Furcht, sondern vor Zorn. »Und, sind Sie nun zufrieden?«
    »Beinahe«, gab Ruthven zu.
    »Sie sollten nicht zu früh triumphieren«, erwiderte Sir Walter, der sich mühsam zur Ruhe zwingen musste. »Vielleicht ist Ihnen ja entfallen, dass meine eigentliche Profession die des Anwalts ist.«
    Ihr Blick war gelassen, fast gelangweilt. »Tatsächlich?«
    »Ich durchschaue Sie«, versicherte Sir Walter, »und ich weiß, was Sie getan haben. Nach dem Tod Ihres Sohnes sind Sie nach London gegangen, wo Sie einflussreiche Freunde fanden. Zusammen mit ihnen haben Sie begonnen, in den Verlag zu investieren, der James Ballantyne und mir gehört – natürlich nicht unter Ihrem eigenen Namen, nicht wahr? Ein Anwalt namens Milton Chamberlain hat dies für Sie erledigt.«
    »Und wenn es so gewesen wäre? Es ist nicht verboten, über einen Treuhänder in fremde Obligationen zu investieren.«
    »Aber es ist verboten, unbescholtene Bürger zu verleumden«, konterte Sir Walter mit der Routine eines altgedienten Veteranen, der oft vor den Schranken des Gerichts gefochten hatte. »Ihr Racheplan nahm Gestalt an, als Sie erfuhren, dass noch eine Erbin der Stewarts existiert, eine letzte, vergessene Tochter von Charles
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