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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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gesellte sich dazu, um das Schriftstück zu bewachen.
    »Gar nichts wird er sagen«, knurrte Ruthven trotzig, nachdem sie den Brief überflogen hatte. »Denn dieses Schreiben enthält keinen stichhaltigen Beweis gegen mich.«
    »Damit haben Sie vielleicht recht«, gab Sir Walter zu, während er das Papier wieder zusammenfaltete. »Aber wie auch immer Sie argumentieren – auch Ihr guter Ruf wird für immer beschädigt sein, Ihr Name mit einem Skandal verbunden. Was werden Ihre reichen englischen Freunde sagen, wenn das Gerücht aufkommt, dass Sie einen Mord in Auftrag gegeben haben?«
    Eleonore of Ruthven starrte ihn an.
    Ihre Kieferknochen mahlten, ihr Blick flackerte unstet, als sie ihre eigenen Worte plötzlich gegen sich gewendet sah. Wortlos blickte sie auf den Goldbarren, den sie in ihren Händen drehte, wobei sie angestrengt nachzudenken schien. Ihre Körperhaltung, die leicht geduckt war, hatte etwas von einer Schlange kurz vor dem tödlichen Biss.
    »Ich werde«, brach sie endlich ihr Schweigen, »jetzt nach Captain Fulton und seinen Soldaten rufen. Dann werden Sie abgeführt und nach Edinburgh gebracht, Scott, wo man Ihnen als Verräter den Prozess machen wird …«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Gnädigste«, knurrte Sir Walter. »Aber ich garantiere Ihnen, dass wir beide bei dieser Schlacht verlieren werden.«
    »… oder aber«, fuhr sie fort, »Sie erhalten hier und jetzt Gelegenheit, sich von jedem Verdacht reinzuwaschen.«
    »Wie bitte?« Das Erstaunen war Sir Walter deutlich anzusehen. Er wechselte Blicke mit Quentin und Mary. »Ist das eine Falle?«
    »Natürlich«, gab Ruthven unumwunden zu. »Denn Sie werden eine Entscheidung treffen müssen, hier und jetzt.«
    »Was für eine Entscheidung?«
    »Über das Abkommen, das wir schließen«, beschied sie ihn. »Ich bin bereit, ein umfassendes Geständnis abzulegen, wenn Sie mir im Gegenzug den Goldfund überschreiben.«
    »Sie wollen das Gold?«, fragte Quentin ungläubig und fast ein wenig enttäuscht. »Darum geht es Ihnen?«
    Sie lachte leise und überlegen. »Halten Sie mich in der Tat für so schlicht? Natürlich nicht, Mr. Hay! Geld und Besitz habe ich mehr als genug. Mir geht es um andere Dinge.«
    Sir Walter sah sie prüfend an. Im ersten Moment war er noch verwirrt ob dieses plötzlichen Gesinnungswandels. Dann jedoch begriff er die boshafte Genialität hinter diesem Schritt.
    »Brillant, Lady Ruthven«, sagte er nur. »Überaus brillant.«
    »Nicht wahr?« Ihr Lächeln war falsch und hatte etwas vom Grinsen eines Totenschädels. »Ich kann vielleicht nicht mehr auf ganzer Linie gewinnen, aber es reicht noch immer, um Sie zumindest in einer Hinsicht zu vernichten. Wenn Sie auf den Schatz verzichten, ist Ihr Name reingewaschen, Ihr Ruin jedoch besiegelt – wenn Sie das Gold hingegen annehmen, ist Ihr Besitz zwar gerettet, jedoch Ihr guter Ruf zunichte, und Sie werden für den Rest Ihrer Tage versuchen, ihn wiederherzustellen. Und wer vermag zu sagen, wie viel Zeit Ihnen dafür noch bleiben wird?«
    Sir Walter nickte. »Ihr Hass auf mich muss wirklich abgrundtief sein«, stellte er fest.
    »Das ist wahr. Nach dem Tod meines Sohnes war er der einzige Grund, warum ich mir nicht das Leben genommen habe. Er hat mich davor bewahrt, der Verzweiflung zu verfallen.«
    »Mit Verlaub, Mylady«, konterte Sir Walter, »da bin ich anderer Ansicht. Ich denke, dass mir nie zuvor jemand begegnet ist, der verzweifelter war als Sie. Und ich habe viele verzweifelte Menschen gesehen.«
    »Was geht Sie das an?«, blaffte sie, die Züge verzerrt und mit fiebrigem Blick. »Nun treffen Sie schon Ihre Entscheidung! Ziehen Sie es vor, moralisch oder materiell vernichtet zu werden? Die Wahl liegt bei Ihnen!«
    Sir Walter brauchte keinen Augenblick nachzudenken.
    »Nun gut«, verkündete er kurzerhand. »Das Gold gehört Ihnen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    Sie ging zu einem der einfach gezimmerten Tische, die die Wände säumten, und griff nach dem Schreibzeug, das darauf stand. Mit hastiger Hand setzte sie ein Geständnis auf, während Sir Walter seinerseits eine Verzichtserklärung für das gefundene Gold ausfertigte und unterschrieb.
    »Damit ist mein Teil der Abmachung erfüllt«, erklärte er.
    »Und hiermit der meine«, erwiderte sie, während sie ihr Zeichen unter das Geständnis setzte.
    Dann tauschten sie.
    »Dieses Schriftstück wird Sie ins Gefängnis bringen, Gnädigste«, prophezeite Sir Walter.
    »Und dieses hier«, entgegnete sie
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