Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Edward. Denn wenn es Ihnen gelingen würde, diese verlorene Erbin mit dem Namen Scott in Verbindung zu bringen, würden sowohl ich als auch meine Familie beim britischen Königshaus für immer in Ungnade fallen. Gleichzeitig haben Sie Ihre reichen Londoner Freunde dazu bewogen, ihre Gelder aus Schottland abzuziehen und so für die Krise zu sorgen, die unser Land in den Klauen hält, und Chamberlain war Ihnen dabei behilflich.«
    »Lächerlich«, beschied Ruthven ihm.
    »Um sicherzugehen, dass ich Ihre Pläne nicht mehr durchkreuzen konnte, wollten Sie mich beseitigen lassen«, fuhr Sir Walter unbeirrt fort. »Alles schien nach Plan zu verlaufen, doch dann begannen sich die Dinge zu verkomplizieren. Winston McCauley und Brighid Stewart verfolgten nämlich ihre eigenen Pläne, ganz abgesehen davon, dass das Attentat auf meine Person misslungen war. Aber das haben Sie erst vor Kurzem erfahren, nicht wahr? Wenn nicht gar erst mit unserem Eintreffen hier in Fort George.«
    »Und wenn? Was tut es zur Sache?«
    »Manches«, beharrte Sir Walter. »Denn eine solch dreiste Lüge kann vor keinem ordentlichen Gericht bestehen.«
    »Damit haben Sie vielleicht recht«, räumte Ruthven gehässig ein. »Aber wie auch immer Sie argumentieren – Ihr guter Ruf, auf den Sie stets so große Stücke hielten, wird für immer beschädigt sein, ihr Name mit einem Skandal verbunden. Niemand wird mehr dem Wort eines Mannes vertrauen, der unter dem Verdacht stand, gegen seinen König intrigiert zu haben. Und niemand wird mehr die Bücher eines entehrten Mannes lesen, der seine Familie in den Ruin geführt hat.«
    Sir Walters Lippen bebten, aber er erwiderte nichts. Es war eines der wenigen Male, da Quentin seinen Onkel sprachlos erlebte, und er konnte nicht anders, als für ihn Partei zu ergreifen.
    »Von Ruin kann keine Rede sein!«, platzte er wütend heraus. »In den Katakomben von Burg Dunnottar lagert ein Schatz, den mein Onkel gefunden hat und der jetzt ihm gehört – und mit dem er für all seine Schulden aufkommen wird!«
    »Ein Schatz?«, fragte Eleonore of Ruthven herablassend. »Was ist das wieder für ein Unfug?«
    »Es ist kein Unfug«, versicherte Mary und griff unter die Falten ihres von den Strapazen der Gefangenschaft zerschlissenen Kleides. »Sehen Sie her!«
    Zu aller Überraschung hielt sie einen der Goldbarren hoch.
    »Mary«, fragte Sir Walter staunend, »woher …?«
    »Verzeih mir, Onkel, aber ich konnte nicht widerstehen«, gab sie mit einem verwegenen, beinahe spitzbübischen Grinsen zurück. »Und da die Soldaten mich nicht durchsucht haben …«
    »Lass sehen!«, verlangte Ruthven, und Mary warf ihr den Goldbarren hin wie einem Kettenhund ein Stück rohes Fleisch. Ruthven las ihn vom Boden auf und betrachtete ihn ungläubig.
    »Da staunen Sie, was?«, meinte Quentin. »Hat Ihr getreuer Chamberlain Ihnen denn nichts von dem Schatz berichtet? Vielleicht hat er es ja vergessen – oder womöglich hat er auch die Seiten gewechselt, als er von seiner Existenz erfuhr.«
    »Unsinn!«, schnaubte sie.
    »So?«, hakte Sir Walter nach. »Wie erklären Sie sich dann, dass Chamberlain Sie nicht von meinem Überleben in Kenntnis gesetzt hat? Ich will es Ihnen sagen: Weil er den Brief an Sie niemals abgeschickt hat. Weil die Aussicht auf das Gold ihn noch die Seiten wechseln ließ, ehe er selbst zum Opfer in diesem an Wahnsinn grenzenden Spiel um Gier und Rachsucht wurde!«
    »Sie bluffen«, meinte Ruthven überzeugt.
    »Glauben Sie?« Sir Walter lächelte schwach. Dann winkte er Quentin zu sich heran und bat ihn, ihn zu stützen, während er sich den rechten Stiefel auszog. Kurzerhand griff er hinein und beförderte ein Stück Papier zutage, das er entfaltete.
    »Was soll das sein?«
    »Dies hier, Gnädigste, fand ich bei Chamberlains Leichnam«, eröffnete Sir Walter. »Es ist ein Brief, der an Sie adressiert ist und in dem Chamberlain berichtet, dass ich am Leben bin und Sie alle durch diese unerwartete Wendung erforderlichen Maßnahmen treffen sollen.«
    »Du … du hast gewusst, dass sie hinter allem steckt?«, fragte Quentin verblüfft.
    »Erst seit Kurzem«, versicherte Sir Walter. »Nach allem, was geschehen war, hatte ich den Brief beinahe vergessen. Nun allerdings frage ich mich, was ein Richter sagen wird, wenn er von seinem Inhalt erfährt.«
    Ruthven stutzte, war offenbar nachdenklich geworden. Mit einem Wink bedeutete sie, den Brief lesen zu wollen, worauf Sir Walter vortrat und ihn ihr hinhielt. Quentin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher