Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
deine Küsse schmecken, Sam.“
    Er lachte und fasste nach meiner Hand.
    „Als du davongelaufen bist – im Wald, da hatte ich nicht Angst, du würdest entkommen. Nein, ich hatte Angst, nie eine Antwort auf diese eine Frage zu bekommen.“
    Er stand auf und strich sich das Haar zurück.
    Payton McLean, Highlander meines Herzens. Sein Plaid an der Schulter von seiner Clansbrosche gehalten, um die Hüften in ordentliche Falten gelegt. Der Sporran an silbernen Ketten und der Sgian dhu in der Scheide an seinem Stiefel. Er war eine beeindruckende Erscheinung, und es fiel mir nicht schwer, mir einzugestehen, dass ich ebenfalls den Wunsch nach seinen Küssen verspürt hatte.
    „Du willst wissen, was ich fühle? Ich sage es dir. Ich ertrage es kaum, dir nahe zu sein, Sam. Es tut so weh. Es gibt keine Worte, die beschreiben könnten, wie … wie weh es tut, Sam. Jede Berührung ist eine Qual. Als wäre ich unter Felsen begraben, nimmt mir deine Nähe die Luft, und meine Brust kann dem Druck kaum standhalten. Aber irgendwo … unter diesem alles überdeckenden Schmerz, unter dieser vernichtenden Qual lebt der Wunsch, deine Haut auf meiner zu spüren, Sam. Dich zu berühren und an meine Brust zu ziehen, damit deine sanften Lippen meine Not lindern können und ich deinen Atem auf meinem Gesicht spüre.“ Er sah mich an, und sein Blick brannte, als er zu mir kam und mich auf die Beine zog.
    „Ich will jeden Schmerz dieser Welt ertragen, nur um der Frage willen, die auch jetzt meine Gedanken beherrscht – wie schmeckt dein Kuss, Sam?“

Ich ließ es geschehen, als er sich zu mir herüberbeugte, mein Gesicht in seine Hände nahm und unter Schmerzen die Augen schloss.
    „Gib mir Kraft!“, flehte er, als er zitternd seine Lippen auf meine legte.
    Sein Kuss war zart, vorsichtig und so voll Liebe, dass ich Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten. Als ich seufzend gegen ihn sank, sog er scharf die Luft ein, ließ aber seine Hand in meinen Rücken wandern, um mich zu stützen. Sein Herz schlug viel zu schnell gegen meine Brust, und nur Sekunden später schob er mich von sich.
    Er trat ein ganzes Stück zurück und stützte sich kraftlos gegen die Brüstung.
    „Himmel!“, keuchte er, und sein Lächeln war überlagert von Schmerz.
    Schmerz, den auch ich empfand, denn in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne zeichnete sich die Silhouette eines Reiters ab. Panik erfasste mich, als ich erkannte, wie spät es schon war.
    Paytons Blick folgte meinem, und er erstarrte.
    „Das ist nicht möglich“, flüsterte er und bekreuzigte sich, ehe er mich flehend ansah.
    Ich nickte, denn mein Hals war plötzlich eng.
    „Ich sagte doch, dass du lebst.“ Ich wischte mir eine Träne aus den Augen und versuchte, tapfer zu sein.
    Er wankte, sah hinüber zu der schwarzen Silhouette im goldenen Gegenlicht und kam auf mich zu. Mit zwei schnellen Schritten hatte er die Distanz überwunden und meine Hände gegriffen. Verzweiflung sprach aus seinem Blick.
    „Geh nicht!“
    Er schüttelte mich an den Schultern, und seine Augen verbrannten mich mit ihrer Not.
    „Bitte, Sam, mo luaidh , bleib bei mir! Lass mich nicht wieder allein.“
    Ich sah von ihm zu dem Reiter und zurück. Mein Herz brach, und nun fühlte auch ich es: Es tat so weh!
    „Payton, bitte … du musst mich gehen lassen“, flüsterte ich gegen meine eigene Überzeugung. Wenn er mich jetzt halten, in seine Arme reißen würde, dann wüsste ich nicht, was ich tun würde. Auch ich war schwach.
    „Nein, Sam, ich kann nicht. Ich habe dich einmal gehen lassen – und es hat den Mann, der ich bin, zerstört! Es ist einfach nicht genug!“
    „Es wird immer zu wenig sein, Payton. Selbst wenn ich bei dir bleiben würde, bis ich sterbe, dann wirst du dennoch weitere zweihundert Jahre ohne mich sein müssen. Ich würde altern und irgendwann sterben, und du … müsstest mit diesen Schmerzen leben. Du und ich – unsere Liebe, sie liegt in der Zukunft. Dort drüben! Sieh hin, Payton! Sieh hin.“
    Ich trat an die Brüstung und zwang ihn hinüberzusehen. Sich selbst anzusehen.
    Ich wollte ihn nicht verlassen. Wollte ihn nicht zurückstoßen in die Kälte seines verfluchten Lebens, in die Hölle ohne Gefühl, in ein Leben ohne Glück! Ich wollte ihn nicht verlassen in der dunkelsten Zeit seines Lebens. Nicht, wenn er mich so ansah.
    „Nein, Sam, bitte!“ seine Stimme brach, und er schüttelte hilflos den Kopf. „Tu das nicht, mo luaidh , ich weiß nicht, was aus mir wird – ohne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher