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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Emily Bold
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hinabrannen, funkelten golden im tief stehenden Licht der untergehenden Sonne.
    Der Himmel glühte in den schillerndsten Farben, als sie langsam hinter den grauen Bergen versank. Von Gold über Orange zu Lila wandelte sich das Firmament unter unserem Blick.
    „Fühle es, Payton. Fühle diesen Moment. Die Wärme, die Farben … und mich.“
    Der Wind trug seinen Duft zu mir, und sein Haar wehte in meine Richtung, als wollte es mich berühren. Ich wusste, es würde ihm Schmerzen bereiten, trotzdem reichte ich ihm meine Hand.
    „Es ist zu viel, Sam. Mich zerreißt es unter dieser Flut an Empfindungen.“ Er zitterte und presste seine Lippen zu einem weißen Strich zusammen. „Und doch will ich nicht, dass es endet.“
    Seine Hand umschloss meine, und er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt, ließ mich aber nicht los.
    Seite an Seite standen wir schweigend an der steinernen Brüstung und taten nichts, als zu fühlen. Jeder Windhauch auf unserer Haut, jedes Staubkorn, welches das Licht brach, und jeden Herzschlag des anderen nahmen wir in uns auf, um diesen Moment bis in alle Ewigkeit festzuhalten.
    Es gab so viel zu sagen, so viel zu klären, aber wir standen einfach nur da und hielten uns zaghaft an den Händen. Ich spürte seine Qual, aber auch sein Glück, als er mit seinem Daumen meinen Handrücken streichelte.
    Die Sonne hatte längst der Nacht Platz gemacht, hatte ihre Bühne dem Tanz der Sterne überlassen, die unter dem indigofarbenen Firmament dem Mond und seinem silbernen Glanz huldigten.
    Wie Perlmutt schimmerte der Fluss im Westen, der das Land der McLeans von dem der Stuarts trennte, und die Berge im Norden waren dunkle Schemen in der Ferne. Hinter ihnen lag meine Zukunft. Dorthin würde ich schon bald zurückkehren. In den Schatten der Five Sisters of Kintail – in meine eigene Zeit.
    „Payton?“, flüsterte ich, um die Magie des Augenblicks nicht so abrupt zu beenden.
    „Aye?“
    Seine Stimme war sehr nahe an meinem Ohr, und sein heißer Atem strich mir über den Nacken.
    „Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“
    „Ich fürchte, ich wusste, dass du das sagen würdest.“
    Doch keiner von uns bewegte sich. Jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt tat.
    „Nicht mehr viel Zeit – wie viel ist das genau, Sam?“
    „Es ist nicht genug, Payton. Also lass uns keinen Moment vergeuden. Der Morgen wird viel zu schnell kommen.“
    Payton hob eine Augenbraue. Eine ganze Weile sagte er nichts, sondern sah mir nur tief in die Augen.
    „Du willst die Nacht mit mir verbringen?“
    Er zwinkerte verschwörerisch, und plötzlich bekam alles eine etwas zweideutige Bedeutung.
    Mir schoss das Blut in die Wangen.
    „Also … so habe ich das nicht gemeint!“
    Payton lachte und zog mich mit sich zu Boden.
    „Schon gut, ich glaube nicht, dass du dir Sorgen darum machen musst, dass ich dir zu nahe komme. Deine Nähe bringt mich jetzt schon fast um.“
    Mir wurde schwindelig, denn es schien, als wäre unser ganzes Leben, unsere Erlebnisse und Gefühle ein einziger Kreislauf. Als führte alles immer wieder zum Anfang. Zu unserer Liebe, die stärker war als Zeit und Raum.
    Wir lagen nebeneinander und sahen in den Nachthimmel. Wir brauchten keine Worte, um die Dunkelheit zu vertreiben. Unsere Herzen verstanden sich auch so. Nur unsere Fingerspitzen berührten sich, und selbst das schien Payton an die Grenzen dessen zu bringen, was er ertragen konnte. Aber immer, wenn ich versuchte, mich zurückzuziehen, um es ihm leichter zu machen, hielt er mich fest.
    „Was denkst du, Payton?“
    Er lächelte.
    „Du willst das nicht wissen, Sam. Glaube mir.“
    Ich stützte mich auf meinen Arm und sah auf ihn hinab.
    „Doch, Payton. Ich will es wissen.“
    Er atmete tief ein.
    „Erinnerst du dich noch an den Tag, als du Fingal den Pfeil aus dem Leib gezogen hast?“
    Ich nickte. Ein Tag, den ich nie vergessen würde.
    „Ich sah dich an, über seine Wunde gebeugt, und mein Herz schlug nur für dich. Obwohl mein Vater um sein Leben rang, hatte ich nur im Sinn, dich auf die kleine Lichtung zu führen. Ich wollte dir nahe sein, Sam. Du hättest mein Feind sein sollen, aber schon damals warst du mein Leben. Es gab nur einen einzigen Gedanken, der mich beschäftigte. Nicht, ob mein Vater überleben würde, nicht, ob die Viehdiebstähle beendet werden könnten, oder ob du, eine Cameron, der Feind warst.“
    Er sah selbst im Mondlicht verschämt aus, als er weitersprach.
    „Ich wollte nur wissen, wie
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