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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05
Autoren: Douglass Sara
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Mantel?«
Die Herrin von Tare zog sich die Kapuze vom Kopf.
Ihr Gesicht wirkte blaß und verhärmt, und die Augen
zeigten den Kummer schlafloser Nächte.
»Ihr brecht auf, Faraday?«
Faraday starrte die Frau an und rief sich ins Gedächtnis zurück, daß Embeth sie ebenso wie die Wächter zu
der Heirat mit Bornheld gedrängt hatte. Sie erinnerte sich
auch daran, daß Embeth und Axis lange Jahre ein
Verhältnis miteinander gehabt hatten. Da fiel es Euch
nicht schwer, mich von Axis abzubringen und statt
dessen in Bornhelds Bett zu treiben, dachte sie verächtlich, nachdem Ihr Euch so lange an Axis erfreut hattet
und ihn wohl auch weiter zu genießen gedachtet.
Aber dann zwang die Edle sich zur Vernunft und sagte
sich, daß Embeth ihr nur das geraten hatte, was sie für
ein junges Mädchen für das Beste hielt. Besonders wenn
dieses junge Ding in die verworrensten Hofintrigen
hineingeraten war und sich darin nicht auskannte.
Embeth hatte mit der Prophezeiung und deren sogartiger
Wirkung zu tun gehabt, die schon damals so viele ihrer
Opfer in die wirbelnden Tiefen ihres Mahlstroms
gezogen hatte.
»Ja. Hier ist kein Platz mehr für mich, Herrin. Ich reise
nach Osten«, antwortete sie wohlweislich vage, um die
Fürstin in dem Glauben zu lassen, sie kehre zurück zum
Palast ihrer Familie in Skarabost.
Embeth rang die Hände. »Aber wie steht es mit Euch
und Axis?«
Faraday starrte sie ungläubig an, bevor sie erkannte,
daß Embeth vermutlich noch nichts von den Ereignissen
des Tages erfahren haben mochte.
»Ich überlasse Axis seiner Liebsten, Embeth. Aschure
soll ihn haben.« Ihre Stimme klang so leise, daß die
Herrin von Tare sich anstrengen mußte, um sie zu
verstehen.
»Ach, Faraday«, erwiderte sie, bevor sie nach einem
Moment des Zögerns auf sie zutrat und sie in den Arm
nahm. »Meine Liebe, es tut mir so leid, daß ich Euch
nichts über … nun … Aschure und ihren Sohn gesagt
habe. Aber ich konnte einfach nicht die richtigen Worte
finden, und nach ein paar Tagen habe ich mir einzureden
versucht, daß Ihr sicher längst Bescheid wüßtet. Warum
sollte ich mich also einmischen. Aber ich habe gestern
Euer Gesicht gesehen, als Axis Aschure der Öffentlichkeit vorstellte und ihren Sohn zu seinem Erben erklärte,
und da wurde mir klar, daß Axis Euch offenkundig nichts
gesagt hatte. Wie alle anderen auch nicht. Faraday, könnt
Ihr mir bitte verzeihen?«
Faraday konnte nun die Tränen nicht länger zurückhalten, die zu weinen sie sich seit dem entsetzlichen
Moment während der Zeremonie nicht gestattet hatte, in
dem ihr der volle Umfang von Axis’ Betrug bewußt
geworden war. Sie schluchzte, und Embeth hielt sie noch
fester. Für ein paar Minuten standen die beiden Frauen
im Dämmerlicht des Stalles und hielten einander
umfangen, bis Faraday sich von der Herrin von Tare löste
und sich die Tränen aus den Augen wischte. Ein erlöstes
Lächeln erschien auf ihren Gesicht.
»Danke, Embeth. Das hat mich getröstet.«
»Wenn Ihr nach Osten zieht, kommt Ihr doch sicher an
Tare vorbei«, meinte Embeth. »Bitte, Faraday, laßt mich
Euch bis dorthin begleiten. Für mich ist kein Platz mehr
in Karlon. Timozel ist fort, nur die Götter mögen wissen,
wohin er sich gewendet hat, und meine beiden anderen
Kinder halten sich weit entfernt auf – beide sind inzwischen verheiratet –, und ich nehme nicht an, daß Axis
oder Aschure sich allzu wohl fühlen würden, wenn ich
mich weiterhin in ihrer Nähe aufhielte.«
Genausowenig wie bei mir, dachte Faraday. Verstoßene Geliebte rufen in der Regel so manche Verlegenheit
und peinliche Situationen hervor.
»Judith wartet immer noch in Tare, und sie braucht
meine Gesellschaft. Und da gibt es auch noch andere …
Gründe, warum ich nach Hause zurückkehren sollte.«
»Sternenströmer?« erriet Faraday den wichtigsten
dieser Gründe.
»Ja«, antwortete Embeth, nachdem sie kurz gezögert
hatte. »Ich war so töricht, seinen nur allzu erprobten
Verlockungen zu erliegen. Denn die alte, angenehme
Welt, wie ich sie kannte, war in so viele Stücke zerbrochen, daß ich mich verloren, einsam und unsicher fühlte.
Er bot mir Halt, und ich … ich, die einstige Geliebte
seines Sohnes, stellte wohl für ihn eine unwiderstehliche
Herausforderung dar.«
Ihr Mund verzog sich zu einem kläglichen Lächeln.
»Ich fürchte, ich habe einen Narren aus mir gemacht,
Faraday, und dieser Gedanke macht mir mehr zu
schaffen als irgendein anderer Schmerz, der mir während
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