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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05
Autoren: Douglass Sara
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der vergangenen Monate zugefügt wurde. Sternenströmer
hat mich nur benutzt, um seine Neugierde zu befriedigen,
denn ansonsten war ich ihm gleichgültig. Wir haben
nicht einmal die Freundschaft geteilt, die Axis und ich
füreinander empfanden.«
Wir sind beide von denselben verdammten Sonnenfliegern benutzt und verstoßen worden, ging es Faraday
durch den Kopf. »Nun denn«, erklärte sie, »bis nach Tare
wollt Ihr mit, habt Ihr gesagt? Wie lange braucht Ihr
denn zum Packen?«
Zu ihrer Überraschung brach Embeth tatsächlich in
Gelächter aus. »So lange, wie ich brauche, um ein Pferd
zu satteln. Ich habe nicht das Bedürfnis, noch einmal in
den Palast zurückzukehren. Geeignete Kleidung trage ich
bereits, dazu gute Stiefel, und für den Fall, daß ich sonst
noch etwas brauchen sollte, trage ich einen Vorrat an
Goldstücken in meiner Börse mit mir. An Verpflegung
soll es uns auf unserem Weg nicht mangeln.«
Faraday lächelte. »Nein, verhungern werden wir auf
dieser Reise gewiß nicht.« Sie klopfte auf eine der
Satteltaschen.
Verwirrt runzelte Embeth ob der leeren Satteltasche
die Stirn, aber Faraday streckte nur die Hand aus.
»Kommt. Laßt uns beide von diesen Sonnenfliegern
fortgehen und an einem anderen Ort nach einem neuen
Sinn für unser Leben suchen.«
    Zur gleichen Zeit, als Faraday und Embeth den Palast
von Karlon verließen, saß Timozel weit oben im Norden
am Strand der Trüben Bucht und grübelte vor sich hin.
Zu seiner Rechten erhoben sich die trostlosen Trübberge,
die sich fast hundertfünfzig Meilen weit nach Norden
erstreckten, entlang der Westgrenze von Aldeni. Ein
unbarmherzig kalter Wind wehte ständig vom Andeismeer herüber und machte das Leben in der Umgebung
der Berge fast unmöglich.
    Die Dunkelheit der Wasser, die Timozel vor sich
erblickte, spiegelte die Schwärze in seinem Geist wieder.
Während Embeth sich weit weg im Süden um ihren
verlorenen Sohn sorgte, verschwendete dieser keinen
Gedanken an seine Mutter – Gorgrael beherrschte seinen
Geist Tag und Nacht.
    Während der letzten neun Tage war der Jüngling so
hart nach Norden geritten, wie es seine Kräfte nur irgend
zuließen. Mit jeder Meile, die er sich von Karlon und
Faraday entfernte, spürte er Gorgraels grausamen Griff
um seine Seele fester werden.
    Das Entsetzen, das ihn erfüllt hatte, als Faraday das
Gefäß fallen ließ und somit die Bande zerriß, die ihn an
sie gebunden hatten, war zwar schwächer geworden, aber
immer noch nicht vollständig von ihm gewichen. In den
wenigen Stunden, die er zu schlafen wagte, suchten ihn
ständig Alpträume heim, und aus jedem erwachte er
schreiend. Dreimal an diesem Tag war er im Sattel
eingenickt, und jedesmal erwartete ihn in seinen Träumen der Zerstörer, um ihm seine Klauen in den Hals zu
graben und sein abstoßend widerwärtiges Antlitz dicht
über das seine zu beugen. »Mein«, zischte die Traumgestalt Gorgrael dann. »Mein! Ihr seid mein!«
    Und mit jedem Schritt, den er weiter nach Norden
vorwärts kam, nahm die Macht der Nachtmahre zu.
Könnte er Gorgrael nur den Rücken kehren und zurück
nach Karlon reiten. Faraday um Vergebung anflehen und
einen Weg finden, sein Rittergelübde zu erneuern. Aber
Gorgraels Klauen hatten sich schon zu tief in ihn
eingegraben.
    Verzweiflung überwältigte ihn, und er weinte vor
Trauer um den Jüngling, der er einst gewesen war, um
den erzwungenen Pakt mit Gorgrael und um den Verlust
von Faradays Freundschaft und Zuneigung.
    Neben ihm lag der bereits erkaltende Kadaver des
letzten Pferdes, das er getötet hatte. Das Tier war
taumelnd stehen geblieben und hatte nur kurz verharrt,
um dann erschöpft in den Ufersand zu sinken. Das Roß
war nun schon das sechste Tier, das er während der
vergangenen Tage buchstäblich zuschanden geritten
hatte. Timozel hatte die Füße eilig aus den Steigbügeln
gezogen, ein Bein über die Kruppe des Rosses geschwungen, als das Tier zu Boden stürzte, und war mit
einer behenden Bewegung auf den Füßen gelandet.
    Als Timozel nun am Ufer saß und die grauen Wellen
betrachtete, fragte er sich, was er als nächstes tun solle.
Wie konnte er jetzt, da ihm der verdammte Gaul krepiert
war, seinen Weg weiter nach Norden fortsetzen?
    Und was hatte ihn eigentlich an die Gestade der Trüben Bucht getrieben? Er befand sich viele Meilen
westlich des Ortes, zu dem er hätte eilen sollen –
zunächst nach Jervois, dann in das von den Skrälingen
beherrschte Ichtar, weiter
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