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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Autoren: William R. Forstchen
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herum. An mehr als nur einer Stelle sah Andrew eine leblose Gestalt in den Trümmern stecken. Er musste seine Männer aufrufen, hier aufzuräumen und die Toten zu bestatten.
    Aber wo steckten sie alle? Er blickte auf. Das Schiff war gestrandet, keine fünfzig Meter vor dem Ufer. Der Sandstrand wich rasch Sträuchern und kleinen Bäumen, und dahinter erblickte Andrew eine Reihe niedriger Hügel.
    Er fummelte mit seiner einen Hand am Tau herum und konnte es schließlich von der Taille lösen.
    Es war heiß, fast sommerlich, und er spürte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief, gefangen unter der noch feuchten Wolle der salzverkrusteten Uniformjacke.
    Er rieb sich den Nacken, der sich nach Sonnenbrand anfühlte, drehte sich um und erblickte eine mattrote Kugel, die bereits den halben Weg am Himmel hinauf zurückgelegt hatte. Sie wirkte nicht ganz richtig, fand er, irgendwie größer. Ohne weiter darüber nachzudenken, wandte er sich ab.
    Sie waren am Leben, aber wo? Waren sie die ganze Strecke bis zu den Bermudas gefahren, oder waren sie irgendwo an der Küste gestrandet? Es musste irgendwo im Süden sein. Im Norden war es zu dieser Jahreszeit unmöglich so warm!
    Steckten sie irgendwo in den Carolina-Staaten? Aber nein, ihm fiel ein, dass dort die Hügel nicht so dicht an die Küste reichten. Vielleicht irrte er sich, aber am besten ging er kein Risiko ein – sie mussten davon ausgehen, dass sie sich auf Rebellengebiet aufhielten, bis der Beweis des Gegenteils erbracht war.
    »Colonel, alles okay mit Ihnen?«
    Hans steckte den Kopf aus einer offenen Luke hervor, und zum ersten Mal, soweit Andrew zurückdenken konnte, erblickte er den Ausdruck völliger Verwirrung im Gesicht seines alten Sergeants.
    »Alles okay, Hans. Und bei Ihnen?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß, Sir.« Und der Sergeant stemmte sich aufs Deck. »Ich dachte, wir wären untergegangen, und dann war da dieses Licht. Einen Augenblick lang dachte ich: Hans, alter Junge, es ist das Licht des Himmels, und diese verdammten dummen Engel haben einen Fehler gemacht. Und das Nächste, woran ich mich entsinne: Ich wache lebendig wieder auf.«
    »Wie sieht es unten aus?«, fragte Andrew.
    »Sechshundert Männer kotzen sich die Seele aus dem Leib. Iss nicht besonders schön, Sir. Ein paar Jungs sind umgekommen, als sie rumgeschleudert wurden; etliche haben sich Gliedmaßen gebrochen, und alle haben blaue Flecken. Sie kommen erst allmählich zu sich.«
    »Na ja, steigen Sie hinunter und holen Sie sie an Deck. Auf uns wartet Arbeit.«
    »Klar, Sir.« Und der Sergeant verschwand wieder die Leiter hinab.
    »Also haben Sie endlich beschlossen aufzustehen.«
    Andrew ächzte. Er wusste, dass er nicht so was denken sollte, aber er ertappte sich bei dem Wunsch, Tobias wäre über Bord gegangen.
    »Wo zum Teufel stecken wir?«, fragte Andrew, als ersieh zu dem Kapitän umdrehte, der übers Deck auf ihn zuspaziert kam.
    »South Carolina, vermute ich. Ich kontrolliere mal den Sonnenstand und habe es dann ganz schnell herausgefunden.«
    »Wie hat es uns hierher verschlagen?«, wollte Andrew wissen und konnte seine Verwirrung nicht verhehlen.
    Tobias zögerte nur eine Sekunde lang.
    »Solide Steuermannskunst, mehr nicht«, antwortete er, aber Andrew hörte den Zweifel aus dem Tonfall heraus.
    »Und dieses komische Licht?«
    »Elmsfeuer, aber ich vermute, dass eine Landratte wie Sie noch nie davon gehört hat.«
    »Das war kein Elmsfeuer, Kapitän Tobias. Es hat uns alle bewusstlos geschlagen, und wir sind hier wieder zu uns gekommen, und ich wage zu behaupten, dass Sie es auch nicht besser erklären können als ich.«
    Tobias musterte ihn, versuchte die Fassade zu wahren, wandte sich dann aber mit einem genuschelten Fluch ab.
    »Wir haben Rumpfschäden erlitten. Ich gehe unter Deck und sehe mir das mal an. Ich schlage vor, dass wir das Schiff langsam wieder in Schuss bringen, und ich erwarte, dass Ihre Männer helfen, wo Not am Mann ist.«
    Ohne auf Antwort zu warten, ging Tobias zur nächsten Luke hinüber und verschwand unter Deck.
    Innerhalb von Minuten wimmelte es an Deck von Männern, die stolpernd zum Vorschein kamen, und die meisten wirkten ziemlich geschafft. Wie sie heraufgestiegen kamen, versuchten die diversen Kompanieführer sie schon zu sortieren und den Personalbestand zu prüfen. Als Andrew Kathleen entdeckte, die gerade aus der Kapitänskajüte kam, lief er an ihre Seite.
    »Geht es Ihnen gut, Miss O’Reilly?«
    Sie blickte zu ihm auf und
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