Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Frau, die ihm direkt in die Augen blickte. »Dürfte ich jetzt bitte erfahren, wo du dich heute Nachmittag wirklich rumgetrieben hast?«, fragte er scharf.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich im Schwanheimer Wald spazieren war. Oder soll ich in Zukunft vielleicht eine Videokameramitnehmen und mich selbst aufnehmen, wenn ich allein unterwegs bin?«, fragte sie schnippisch. Es war in Momenten wie diesem egal, wie sie auf seine Fragen reagierte, ob demütig, ehrfürchtig oder spöttisch, seine Reaktion würde immer die gleiche sein. So auch diesmal. Sie sah die Hand kaum kommen, die auf ihre linke Wange klatschte.
    »Nicht so, meine Liebe!«, zischte er mit drohendem Blick. »Also, wo warst du? Ich habe zwei Stunden lang vergeblich versucht dich zu erreichen, und du kannst mir nicht erzählen, dass du zwei Stunden lang spazieren warst. Sag die Wahrheit, oder ich werde sie aus dir rausprügeln, was ich offenbar schon viel zu lange nicht mehr gemacht habe. Dich an der langen Leine laufen zu lassen war wohl ein Fehler von mir, denn du nutzt das schamlos aus.«
    »Rolf, die vergangenen Monate waren schön, wirklich. Warum willst du das jetzt alles kaputtmachen?«, sagte sie mit fester Stimme, um ihn vielleicht zu beruhigen, auch wenn dies nur ein Traum war, denn beruhigen ließ er sich in Zeiten der Rage nie.
    »Ja, sie waren schön, aber nicht ich mache etwas kaputt, sondern du. Warum lügst du mich an?«
    »Ich lüge dich nicht an, und das weißt du genau …«
    »Ich merke sofort, wenn jemand lügt«, fuhr er sie an. »Also, sag mir ganz ehrlich, was du heute gemacht hast. Ich verlange eine Antwort … Oder muss ich sie aus dir rausprügeln?«
    »Es ist doch immer wieder das Gleiche, mit deinen Fäusten und deinem Schwanz bist du stark. Aber in Wirklichkeit bist du ein …«
    Er schlug sie zweimal ins Gesicht, aber nur mit der flachen Hand. Sie hatte längst aufgehört zu zählen, wie oft er sie schon geschlagen hatte. Doch diesmal hatte er bereits nach diesen zwei Schlägen genug. Seit April hatte er nicht mehr richtig auf sie eingeprügelt. Früher boxte er sie obendrein in den Bauch, auf die Arme, und wenn er ganz schlimm drauf war, trat er sie auch noch, wenn sie wimmernd am Boden lag. Und wenn die Zeit derSchläge und Tritte und der anschließenden Vergewaltigung vorüber war, stand er jedes Mal vor ihr, blickte auf sie hinab und sagte in immer dem gleichen ruhigen Ton: »Steh auf und geh dich waschen. Ich hasse es, wenn du so aussiehst.«
    Die Tat und diese Worte waren ein Ritual, an das sie sich gewöhnt hatte. Doch diesmal war sie nicht hingefallen, sie lehnte nur an der Messingstange des Bettes und hielt sich fest. Natürlich, es gab immer wieder Momente, in denen sie sich nicht anders zu helfen wusste, als zum letzten Mittel zu greifen, nämlich zu beißendem Spott, um wenigstens ein klein wenig die Genugtuung zu haben, auch ihm ein paar Stiche versetzt zu haben.
    »Du hast alles, was du zum Leben brauchst, und kannst mir nicht einmal ein wenig Dankbarkeit und Ehrlichkeit entgegenbringen! Aber ich werde dich noch lehren, gehorsam zu sein, das schwöre ich bei Gott!«
    Er öffnete seinen Gürtel, zog ihn aus den Laschen, faltete ihn und ließ ihn ein paar Mal in seine Handfläche klatschen. »Du weißt, dass ich dich liebe. Aber mir scheint, ich muss dir diese Liebe erst einbläuen. Was bist du bloß für ein Miststück.« Er machte eine Pause, schüttelte den Kopf, öffnete den Reißverschluss seiner Hose, hielt den Gürtel weiter in der Hand und sagte mit einem seltsamen Lächeln: »Und trotzdem liebe ich dich. Ich liebe dich, obwohl du mich permanent hintergehst.«
    »Ich hintergehe dich nicht«, sagte sie leise. Sie hatte Angst vor den nächsten Minuten, vor den Schlägen mit dem Gürtel.
    Sie sah ihn nicht an, während er sie an den Haaren packte und aufs Bett warf. Er riss ihren Slip auseinander und zischte: »Dreh dich um!« Sie gehorchte wortlos. Er drang von hinten in sie ein, ein beinahe unerträglicher Schmerz durchflutete sie. Alles, was er jetzt tat, ließ sie willenlos über sich ergehen. Als er nach einer schier endlosen Zeit ejakulierte, sagte er: »Du wirst meine Liebe schon noch verstehen, irgendwann wirst du sie verstehen.«
    »Irgendwann gehe ich weg«, erwiderte sie leise, woraufhin erhämisch lachte, sie am Kinn packte und sie zwang, ihm in die Augen zu sehen.
    »Du gehst nirgendwohin. Wohin denn auch? Du hast keine Eltern, keine Geschwister, wo um alles in der Welt willst du also hin? Hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher