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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht
Autoren: Mary Monroe
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Gesicht. Ich fragte dich, ob du Hilfe brauchst, und du sagtest Nein.“
    „Ich brauchte deine Hilfe. Ich hätte Ja sagen sollen.“
    „Dann sag jetzt Ja“, bat er. „Ich habe das Mädchen einmal im Stich gelassen, das wird nicht wieder vorkommen.“
    „Lass sehen.“ Freddy drängte sich vor und nahm Charlotte das Foto ab. Ungläubig wanderte sein Blick zwischen ihr und dem Foto hin und her. „Ziehst du mich auf? Und da fragst du noch, ob wir nach Brasilien fliegen sollen? Ein Blick auf das Bild sollte genügen. Harmon, Sie sind ein verdammtes Genie.“
    „Halt den Mund!“ fuhr Helena ihn an. „Meine Charlotte war immer schön. Das habe ich damals gesagt, und ich sage es heute. Sie hat eine schöne Seele.“
    Plötzlich brach das Chaos los, und alle redeten auf Charlotte ein, was sie jetzt tun solle. Instinktiv sah sie Hilfe suchend zu Michael, doch der überließ ihr die Entscheidung.
    „Zurück!“ befahl sie und streckte abwehrend die Hände vor, als sich der Kreis immer enger um sie schloss. Wie auf Kommando schwiegen alle.
    „Ich will nicht hören, was ich eurer Meinung nach tun sollte. Es geht um mich, mein Gesicht und mein Leben. Geht jetzt. Alle. Ich brauche Zeit für mich. Ich muss diese Entscheidung allein treffen.“
    Verblüfftes Schweigen, niemand regte sich. Freddy ballte die Hände. Helena nickte und sagte mit ihrem starken polnischen Akzent: „Ihr habt es gehört. Raus!“
    „Nein!“ trotzte Freddy. „Sei dir über eines klar. Wenn du deine Schönheit verlierst, verlierst du alles. Deine Karriere ist beendet.“
    „Besser ihre Karriere als ihr Leben“, konterte Michael.
    „Michael, bitte, lass mich das machen“, sagte sie und wandte sich an Freddy. „Ich habe auf der Bühne gesagt, dass ich alles für die Schönheit tun würde. Das war falsch, ich würde alles für die Liebe tun.“
    Freddys Gesicht war von Wut verzerrt. „Du willst alles wegwerfen? Alles, wofür wir gearbeitet haben? Wofür? Um wieder ein Niemand zu sein? Damit du heiraten und Kinder kriegen kannst und alt und abgearbeitet wirst wie deine Mutter?“ Er presste die Lippen zusammen. Einen Moment sah es so aus, als wolle er weinen. Doch dann explodierte er zornig und wies vorwurfsvoll mit dem Finger auf sie. „Als wir diese Sache anfingen, hast du geschworen zu tun, was ich sage!“
    „Du hattest kein Recht, um diesen Schwur zu bitten, und ich hätte ihn nicht leisten dürfen. Tut mir Leid. Ich bin für mich selbst verantwortlich.“
    „Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist!“ schrie er und schwang zornig eine Faust. „Du schuldest mir etwas, du gehörst mir!“
    Michael trat drohend vor.
    Charlotte fröstelte, als ihr das Ausmaß von Freddys Besessenheit bewusst wurde. Es schreckte sie ab wie eine bösartige Krankheit, und zugleich fühlte sie sich wie befreit.
    „Ich habe mich dir nicht geschenkt, Freddy, also gehöre ich dir auch nicht.“
    „Stattdessen schenkst du dich diesem Verlierer?“
    „Ich denke, es ist Zeit für dich zu gehen“, sagte sie in einem endgültigen Ton.
    „Wenn ich gehe, geht der mit mir!“ Er blickte Michael wütend an.
    „Ich bat dich zu gehen“, wiederholte Charlotte.
    „Wenn ich jetzt gehe, dann für immer.“
    Sie holte tief Luft und kappte das Band endgültig. „Wie du wünschst, Freddy.“ Vater würde sie ihn niemals nennen.
    Hochrot im Gesicht, bewegte er die Lippen, doch es kam kein Ton heraus. Sie wussten beide, dass es nichts mehr zu sagen gab. Plötzlich wirkte er sehr alt und genauso ausgelaugt wie Helena. Als er sich umdrehte und verschwand, musste sie daran denken, dass er auch aus dem Leben ihrer Mutter einfach verschwunden war.
    Die Tür schloss sich, und Charlotte sackte erleichtert zusammen. Das war hart gewesen. Vorsichtig rieb sie sich die müden Augen. Sie musste ihre Gedanken ordnen und eine schwierige Entscheidung treffen. Sie hob den Blick, sah in Michaels Gesicht, und plötzlich war die Entscheidung leicht.

26. KAPITEL
    D rei Wochen später ging Charlotte ungeduldig in ihrem Krankenzimmer auf und ab und wartete auf Dr. Harmon, der die Bandagen lösen wollte. Die Implantate waren entfernt, die Operation war gut gelaufen, und jetzt war nur noch das Ergebnis zu betrachten. Sie hatte die Situation schon einmal erlebt.
    „Charlotte, entspann dich“, bat Michael. „Er wird jeden Moment hier sein.“
    „Ich kann mich nicht entspannen. Verstehst du das nicht?“
    „Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, wie du jetzt aussiehst. Das würde jeder.
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