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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht
Autoren: Mary Monroe
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kleine Mädchen, an das sie sich auf der Bühne erinnert hatte, klein und zerbrechlich. Sie hätte sich gern versteckt.
    Jetzt hörte sie das Klirren von Schlüsseln. Sie konnte die Meute nicht daran hindern, hereinzukommen. Mühsam richtete sie sich auf, rieb sich die Wangen und wischte Feuchtigkeit und Schlaf aus den Augen.
    Ein deutlicher Luftzug begleitete das schwungvolle Öffnen der Tür, gefolgt vom Trappeln mehrerer hereinkommender Fußpaare. Von allen Stimmen, die ihren Namen riefen, lauschte sie nur einer. Michael! Plötzlich war er da, kniete neben ihr und strich ihr mit einer kräftigen schwieligen Hand das Haar aus dem Gesicht.
    „Charlotte“, sagte er leise und war ihr so nah, dass sein Atem ihre Wange streichelte. „Alles in Ordnung? Mein Gott, dein Gesicht, du glühst ja!“
    „Halten Sie sich fern von ihr, Sie lausiger Latino!“ schimpfte Freddy und stieß ihn zurück.
    Michael nahm die Hand von ihrer Wange, da er das Gleichgewicht verlor. Charlotte sah, dass er die Hand ballte.
    „Hört auf!“ schrie sie und sprang auf. „Ich lasse nicht zu, dass ihr vor meinen Augen streitet. Nie mehr!“ Sie sprach zu beiden, doch ihre Augen waren auf Michael gerichtet. Sein Blick schien sie zu durchbohren, während sie in seiner Mimik nach Hinweisen suchte, dass er sie noch liebte. Es ärgerte sie, dass sie immer noch nach seiner Zuneigung gierte. Plötzlich beherrschte sie der Wunsch, es ihm heimzuzahlen. Er sollte leiden, wie sie gelitten hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie Vicki Ray Freddy zurückhalten, indem sie ihm beide Hände gespreizt auf die Brust legte.
    „Ich bin nicht hergekommen zu streiten“, sagte Michael. „Jedenfalls nicht so.“
    „Warum bist du dann hier?“ fragte sie betont kühl.
    „Ich will dich daran hindern, dein Leben zu riskieren.“
    Charlotte verschränkte die Arme vor der Brust. „Verstehe“, entgegnete sie steif. „Und das wolltest du erreichen, indem du mich öffentlich im Fernsehen bloßstellst?“
    Er blickte auf die Schuhspitzen. „Tut mir Leid, das war nicht meine Absicht. Ich wollte dir nicht wehtun, sondern dir Schmerzen ersparen.“ Er hob den Blick zu ihr. „Leider war das in der Kürze der Zeit meine einzige Möglichkeit, an dich heranzukommen, um dich zu hindern, mit diesem Mann dort fortzugehen. Seine Pläne dienen nur seinem Interesse, nicht deinem. Ich musste seine Pläne durchkreuzen, damit das Lügen aufhört. Keine Lügen mehr, Charlotte.“
    Sie wich zurück. Sofort trat er mit ausgestreckter Hand einen Schritt vor. Sie wich abermals zurück, und ihr wütender Blick besagte, er solle nicht mal an Versöhnung denken. Michael blieb stehen und ließ die Hand sinken.
    „Mein Leben und meine Entscheidungen gehen dich nichts an!“ entgegnete sie scharf. „Du hast mir jetzt alles nur schwerer gemacht.“
    „Charlotte, gleichgültig, wie du zu mir stehst, du darfst dir nicht einbilden, irgendein Arzt in Südamerika könnte dich heilen. Das ist wieder nur so ein PR-Mist von Freddy. Du weißt, dass die Implantate entfernt werden müssen. Sieh dich an. Du brennst vor Fieber, deine Hände zittern. Spiele nicht mit deinem Leben. Es ist viel zu wertvoll – wenn nicht für dich, dann doch für mich.“
    „Was macht Sie plötzlich zum Experten?“ giftete Freddy. „Sind Sie vielleicht auch Arzt? Zu Ihrer Information, ich bringe sie zu einem der besten Ärzte der Welt. Erstklassig. Sie irren, wenn Sie glauben, dass ich mich bei meinem Mädchen mit weniger als dem Besten begnüge. Wenn mein Arzt nicht der Meinung Ihres Arztes ist, heißt das nicht, dass er Unrecht hat. Haben Sie noch nie von einer zweiten Meinung gehört?“
    Michael sah Charlotte nur an, und sie erkannte seine Fassungslosigkeit, dass sie Freddy folgte. Sie reckte leicht trotzig das Kinn vor, wusste jedoch tief im Innern, dass Michaels Skepsis gegen Freddy berechtigt war.
    „Okay“, räumte Michael gepresst ein. „Ich bin kein Arzt. Aber wenn Sie einen Moment warten …“ Er machte kehrt, ging auf den Flur hinaus und kam mit einem grazilen Mann im Maßanzug zurück.
    „Dr. Harmon!“ rief Charlotte aus und legte verblüfft eine Hand an die Wange. Er war der Letzte, mit dem sie gerechnet hätte. Zugleich war sie froh, ihn zu sehen. Sie erinnerte sich gut an seine Ruhe, sein schiefes Lächeln und die blassen durchdringend blickenden Augen. Sie kam sich vor, als wäre sie wieder in seiner Praxis und bäte erneut um Hilfe.
    „Was tun Sie hier, Doktor?“
    „Mr. Mondragon war so
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