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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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beinahe vollständig unter einem mitternachtsblauen Umhang verborgen war.
    »Dies war eine Nacht, die Äonen währte, liebste Schwester«, sagte Rathina dumpf. »Wie geht es der trauernden Lady?«
    Tania deutet auf Mallory, die immer noch am Strand saß, den Seidenstoff im Arm – der Anblick zerriss ihr das Herz.
    »Nicht so gut«, sagte Tania und blickte in Rathinas große, haselnussbraune Augen. »Als wir den Hexenkönig besiegt haben, dachte ich, das Übel wäre nun für alle Zeiten ausgerottet.«
    »Das dachten wir alle«, seufzte Rathina. »Und mich schaudert bei dem Gedanken, dass die Hexenkönigin in ihrem verfluchten Schloss sitzt, jenseits des großen Meeres, und dennoch Angst und Schrecken im Elfenreich verbreitet. Was wird sie als Nächstes tun?« Rathina wickelte ihre Schwester in ihren Umhang. »Doch komm, Tania, du bist ja bis ins Mark durchgefroren.« Tania schmiegte sich an ihre Schwester.
    »Kann unser Vater denn nichts tun, um sie aufzuhalten?«, fragte sie.
    »Wir wollen es hoffen«, erwiderte Rathina. »Unsere Eltern besitzen große Macht und müssen am Ende die Oberhand behalten. Wie schrecklich, wenn dem nicht so wäre!«
    »Hoffentlich hast du Recht.«
    Die beiden Schwestern wandten sich um und gingen Arm in Arm den Grashang hinunter, während langsam die Sonne aufging.
    »Sind wir denn noch Freundinnen, Schwester?«, fragte Rathina leise. »Hast du mir meinen Wahnwitz verziehen?«
    Tania sah sie mitfühlend an.
    Rathina hatte allen Grund, zerknirscht zu sein. Um die Liebe des Verräters Gabriel Drake zu gewinnen, hatte sie fürchterliche Dinge getan: Sie hatte den Zauberkönig von Lyonesse freigelassen und dies führte zu einer blutigen Schlacht, die viele unschuldige Opfer forderte, darunter auch ihre eigene Schwester Zara. Rathina hatte einiges wiedergutgemacht, indem sie Gabriel Drake besiegt hatte, aber es gab viele im Elfenreich, die ihr immer noch nicht verzeihen konnten.
    Tania war eine der wenigen, die Verständnis für Rathina hatten. Sie wusste, wie schwer es war, sich Drakes Macht zu entziehen, denn Gabriels Blick lähmte den Willen wie ein gefährliches Schlangengift. Rathina litt schon genug unter ihren Schuldgefühlen. Es musste schrecklich für sie sein zu wissen, wie viel Leid sie über das Elfenreich gebracht hatte.
    Tania drückte Rathinas Hand und sagte: »Keine Angst, Rathina – ich hab dir voll und ganz verziehen.«
    »Und die anderen?«
    Tania lächelte wehmütig. »Lass ihnen Zeit.«
    Rathina seufzte.
    Inzwischen waren sie auf dem höchsten Punkt des Hügels angekommen und überquerten einen letzten Felsgrat, hinter dem das Land steil ins Leiderdale-Tal abfiel.
    »Doch sag, Schwester, hast du keine Neuigkeiten für mich, die mir diesen traurigen Tages etwas versüßen könnten?«, fragte Rathina.
    Tania runzelte die Stirn. »Wieso? Was meinst du?«
    »Nun, mir ist zu Ohren gekommen, dass Edric Chanticleer gestern Abend um deine Hand angehalten hat.« Sie drückte Tanias Arm. »Ein kühner Ritter, der so eigenmächtig zu handeln wagt ohne Erlaubnis des Königs und der Königin – doch vielleicht hat er während seiner Zeit in der Welt der Sterblichen das Gespür dafür verloren, was sich ziemt im Elfenreich.«
    »Was?«, rief Tania. »Die Leute reden schon darüber? Na super! Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Aber Schwester – es sind doch wohl gute Nachrichten?«
    »Nein, eben nicht.«
    »Wie das?«
    »Ich hab ihn abserviert.« Die Sonne war inzwischen aus dem Meer gestiegen. Ihr Licht fiel auf einen Olivenhain, dessen Bäume lange Schatten warfen.
    Rathina drehte sich um und kniff die Augen zusammen, so grell war das Sonnenlicht. »Verzeih, liebste Schwester, ich gebe mir redlich Mühe, deine merkwürdige Sprache zu verstehen«, sagte sie. »Doch weiß ich beim besten Willen nicht, was du meinst. Was bedeutet ›abserviert‹?«
    »Ich hab Nein gesagt.«
    Rathina blieb wie angewurzelt stehen. »Du hast ihn abgewiesen?«, stieß sie hervor. »Aber warum nur? Sagtest du nicht, er sei die Liebe deines Lebens?«
    »Ist er ja auch«, erwiderte Tania schnell. »Klar ist er das.«
    »Und doch willst du ihn nicht heiraten? Wie kann das sein – du liebst diesen Mann und dennoch lehnst du den Bund der Ehe ab?«
    »Jetzt fängst du auch noch an«, rief Tania entnervt und ging so schnell weiter, dass Rathina kaum Schritt halten konnte. »In ein paar Jahren werde ich vermutlich anders darüber denken – aber momentan ist heiraten wirklich das Letzte, was mir in den Sinn
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