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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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drängten ins Zelt und betroffenes Murmeln erfüllte die Krabbelstube.
    »Was ist passiert?«, fragte Tania und kniete sich vor die weinende junge Mutter.
    Mrs Palmer sah sie mit müden Augen an. »Ich weiß nicht. Das arme Würmchen hatte hohes Fieber – es ist regelrecht verbrannt. Ich hab den Kleinen mit feuchten Tüchern gekühlt, aber es hat nichts genützt.« Ihre Stimme versagte. »Warum gibt es keine Medizin in diesem Land?«
    »Die gibt es wohl, Lady Mary«, ertönte eine Stimme hinter ihnen. »Lasst mich das Kind sehen.« Tania blickte auf. Es war Hopie, die Heilerin. Wenn jemand helfen konnte, dann Hopie. Tania stand auf und schob die anderen sanft beiseite, um ihrer Schwester Platz zu schaffen.
    Hopie setzte sich neben die trauernde Mutter. »Gib mir das Kind«, murmelte sie. »Komm, hab keine Angst. Ich werde ihm kein Leid antun. Wie heißt der Kleine denn?«
    »Gyvan«, wisperte die Mutter und legte ihren kleinen Sohn widerstrebend in Hopies Schoß. Verzweifelt beugte sie sich über ihn und umklammerte eines seiner winzigen Füßchen, als könne sie es nicht ertragen, von ihm getrennt zu werden. Der Kleine war erschreckend still. Hopie betrachtete ihn mit ihren klugen blauen Augen, während sie ihn behutsam auszog.
    »Gyvan«, murmelte sie und ließ ihre Hände leicht über den Körper des Kindes gleiten. »Ein guter, starker Name.« Die zarten Flügel am Rücken des Kleinen sahen aus wie zerknitterte Spitze. Tania biss sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte. Das Kind war so entsetzlich still – es schien nicht mehr zu atmen. Es hatte die Augen geschlossen, die Wangen waren blutleer und die Lippen schimmerten bläulich. Tränen schossen Tania in die Augen, als sie auf die kleinen Händchen und Füßchen starrte – die Finger und Zehen waren vollkommen, jeder mit einem winzigen Halbmond auf den kleinen Nägeln. Wie konnte ein so wunderbares Geschöpf nicht mehr am Leben sein?
    »Hopie?« Die Stimme der Königin riss Tania aus ihren Gedanken – Titania war unbemerkt ins Zelt getreten. Sie legte Tania eine Hand auf die Schulter und beugte sich ebenfalls über das Baby. »Kannst du etwas tun, Hopie?«
    »Das Kind ist jenseits meiner Heilkünste«, erwiderte Hopie mit bebender Stimme. »Ist Eden in Rufweite? Vielleicht vermag sie mit ihren Mystischen Künsten die Seele des Kindes wieder an seinen Körper zu binden.« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich kann nichts mehr tun!«
    »Holt Prinzessin Eden her!«, rief Titania. »Geschwind!«
    »Ich bin schon da«, verkündete Eden und drängte sich durch die wachsende Menge. Tania trat beiseite, um ihre Schwester durchzulassen, und schaute ihr hoffnungsvoll in die weisen blauen Augen.
    Eden nickte Tania zu und berührte im Vorbeigehen ihren Arm. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Eden war eine Meisterin der Mystischen Künste. Nur der König und die Königin und Edens Mann, der alte Graf Valentyne, besaßen mehr Macht als sie.
    Eden breitete ihre Hände über das Baby, das noch immer in Hopies Schoß lag, und raunte seltsame Worte in einer rhythmischen Sprache, die Tania nicht verstand. Ein grünlicher Glanz ging von Edens Händen aus und winzige smaragdgrüne Lichtfünkchen regneten auf das Kind herab.
    »Habt Erbarmen, Mylady, heilt mein Kind«, stöhnte Mallory, die unablässig die reglosen kleinen Glieder streichelte.
    »Meine Tochter wird Gyvan retten, sofern es in ihrer Macht steht«, wisperte Titania. »Es wird alles getan, was möglich ist.«
    Edens Gesicht nahm einen schmerzlichen Ausdruck an. Das grüne Licht wurde dunkler und ihre Hände bebten. »Erwache«, wisperte sie rau. »Abred soll dich nicht in die Hände bekommen. Strecke deine Ärmchen nach mir aus, Kleiner.«
    Tania sah, dass ihre Schwester vor Anstrengung zitterte. Eden beugte sich noch tiefer über das Baby, doch plötzlich gaben die Beine unter ihr nach. Tania kniete sich hinter sie, legte ihr die Arme um die Hüften und hielt sie fest.
    Die grüne Lichtaura, die das Kind einhüllte, verdunkelte sich, bis sie schwarz wurde und erlosch. Eden stieß einen leisen Schrei aus und erschlaffte in Tanias Armen, und Tania und Titania konnten sie gerade noch auffangen.
    »Ich konnte ihn nicht aufwecken«, keuchte Eden. »Er schläft den endlosen Schlaf.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Ich konnte ihm nicht helfen!«
    »Nein! Gyvan – nein!«, schrie Mallory und warf sich über ihr Kind.
    Betroffenes Murmeln machte sich unter den Frauen breit, die um das Bett
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