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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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mit leichtem Spott, um die Situation zu entschärfen. »Außerdem will ich nicht, dass du hier bei mir herumhängst und meine ganzen Bazillen einatmest. Was ist los mit dir? Hat man als Prinzessin keine Verpflichtungen in dieser Welt? Geh raus und misch dich unter die Leute.«
    »Ich will dich aber nicht allein lassen.«
    Mr Palmer griff nach seinem Buch. »Mit einem neuen Physikbuch bin ich nie allein«, scherzte er. »Ich lese dieses Kapitel zu Ende, dann komme ich nach. Ich versprech es dir. Deine Mum hat mir angedroht, dass sie mir einen von diesen seltsamen Elfentänzen beibringen will.«
    »Das möchte ich sehen!« Tania stand auf, beugte sich rasch zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Stirn. »Und du sorgst dafür, dass es dir bald besser geht, okay? Das ist ein Befehl.«
    »Frauen!«, brummte ihr Vater und steckte die Nase in sein Buch.
    »Männer!«, konterte Tania und trat in die schimmernde Nacht hinaus.
    Langsam schlenderte sie zur Talmitte zurück. Die Laternen, Fackeln und Lagerfeuer ringsum warfen tanzende Schatten. Die betörende Musik der Spielleute schallte durch die Nacht und überall wurde getanzt. Einige Tänzer wagten sich an die komplizierte Elfenquadrille oder tanzten den Reigen – sie fassten sich an den Händen und bewegten sich im Rhythmus der Pfeifen und Trommeln durch die Menge.
    An Unterhaltung fehlte es auch sonst nicht: Alles war vertreten, vom Schlangenbeschwörer bis zum Feuerschlucker. Die einen spielten Fangen, die anderen Ringewerfen. Kleine Theaterstücke und Reiterspiele wurden aufgeführt und es gab Wettbewerbe im Pfeil- und Bogenschießen.
    Tania blieb stehen, um zwei Jongleuren zuzusehen. Es waren ein Mann und eine Frau in schwarz-weißen Pierrotkostümen, die singend auf einem hohen Podest standen und sich gegenseitig Bälle zuwarfen, die unablässig die Farbe wechselten: Rot und Grün, zu Silbern und Schwarz, zu Orange und Blau.
    Sie war so vertieft in den Anblick, dass sie zusammenfuhr, als ihr jemand ins Ohr flüsterte: »Ich habe dich gesucht.«
    »Edric!« Tania schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. »Ich war gerade bei Dad.« Sie rümpfte die Nase. »Es war nicht besonders lustig. Er meint, dass mir das alles hier den Kopf verdreht hat. Und er hat Angst, dass ich mein Leben vergeude. Er hat gesagt, dass ich …«
    Edric legte ihr einen Finger auf die Lippen und sie schaute ihn überrascht an.
    »Ich will dich etwas fragen«, sagte er und zog sie von der Zuschauermenge weg, die sich um die Jongleure geschart hatte.
    »Das, was du mich vorhin schon fragen wolltest?«
    Edric nickte und lächelte. »Willst du diesen wunderbaren Tag noch schöner für mich machen, Tania? Willst du mich heiraten?«
    »Heiraten?« Tania blinzelte ihn ungläubig an. Hatte er wirklich heiraten gesagt? Darauf wäre sie nie im Leben gekommen.
    Edric kniete sich vor sie, nahm ihre Hand in seine und blickte ihr tief in die Augen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass ein paar Leute stehen geblieben waren und sich nach ihnen umdrehten.
    »Prinzessin Tania Aurealis, geliebte siebente Tochter von König Oberon und Königin Titania«, fing er mit lauter Stimme an, und unwillkürlich nahm er wieder die etwas altertümliche Ausdrucksweise des Elfenreichs an. »Vor den Augen der Welt, unter den immerwährenden Sternen, mit einem Herzen voll Liebe und Demut frage ich dich: Bist du bereit, meine Gemahlin zu werden?«
    Tania starrte auf ihn hinunter. Sprachlos. Wie vor den Kopf geschlagen. Die Zeit schien stillzustehen, während sie alles überdeutlich wahrnahm: Edrics Gesicht, seine Augen, die zu ihr aufschauten, und am Rand ihres Blickfelds all die Neugierigen, die um sie herumstanden.
    Sie schluckte mühsam. Versuchte sich zu sammeln. Ihr stillgelegtes Gehirn wieder anzukurbeln.
    »Steh auf, Edric«, sagte sie und hörte ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne. »Bitte – steh auf.«
    »Erst wenn du einwilligst, meine Frau zu werden.«
    Die erwartungsvollen Augen. Der lächelnde Mund. Die Hand, die ihre hielt.
    Panik stieg in Tania auf und sie versuchte sich von Edric loszumachen.
    »Hör jetzt auf, Edric«, sagte sie mit einem Blick auf die gaffende Menge. »Du bringst mich in Verlegenheit.«
    Edrics Augen weiteten sich und sein strahlendes Lächeln erlosch. »Tania?«
    Irgendwie musste sie dieser peinlichen Szene ein Ende machen.
    »Wenn du nicht aufhörst, denken die Leute noch, dass du es ernst meinst«, sagte sie, um das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. »Komm, steh auf und lass den
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