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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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Folge einer physiologischen Störung meines Gehirns sein.« Er hustete wieder. »Vielleicht liege ich in Wahrheit bewusstlos in einem Krankenhausbett. Das wäre jedenfalls einleuchtend.«
    »Dad, du wirst doch nicht im Ernst behaupten wollen, dass das Elfenreich nicht existiert?«
    »Nein, das nicht«, erwiderte ihr Vater. »Aber ich wollte, ich könnte es.«
    Tania nahm seine Hände in ihre. »Ist das wirklich so schwer für dich?«
    Mr Palmer antwortete nicht gleich. Er starrte reglos durch einen Schlitz im Zelteingang. Tania folgte seinem Blick und sah einige Gäste, die sich prächtig zu amüsieren schienen.
    »Wie soll das denn hier für dich weitergehen, Tania?«, fragte ihr Dad endlich. »Hast du dir mal überlegt, was du mit deinem Leben anfangen willst?«
    Tania lachte. »Soll das ein Witz sein, Dad? Es gibt hier genug zu tun. Ich hab eine neue Familie, die ich erst mal kennenlernen muss. Und dann möchte ich reisen, um alles zu erfahren, was es über diese Welt zu wissen gibt.«
    »Bevor das hier passiert ist, wolltest du dir ein Jahr freinehmen und durch Europa und Amerika reisen«, sagte Mr Palmer. »Und wenn deine Noten gut genug sind, wolltest du danach an die Uni gehen.« Er schaute sie eindringlich an. »Du hast mir gesagt, dass du eine Ausbildung zur Journalistin machen willst. Erinnerst du dich?«
    »Ja klar, Dad.« Natürlich erinnerte Tania sich daran, aber eher so, als würde sie durch das verkehrte Ende eines Teleskops blicken – all ihre früheren Träume, Hoffnungen und Zukunftspläne erschienen ihr auf einmal sehr fern. Aber davon sagte sie ihrem Vater nichts. Er sollte nicht denken, dass alles, worüber sie in den letzten Jahren miteinander gesprochen hatten, bedeutungslos für sie geworden war.
    »Und?«, fragte Mr Palmer schließlich. »Hast du vor, die Schule fertig zu machen?«
    Tania starrte ihn an und erschrak über sein rotes Gesicht und den Schweißfilm auf der Stirn. »Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht«, gab sie zu, die Augen auf seine zerknüllte Bettdecke geheftet. »Steh mal kurz auf, Dad. So liegst du vollkommen unbequem. Ich zieh schnell deine Bettdecke glatt.«
    »Das neue Schuljahr beginnt im September«, sagte ihr Dad und stemmte sich vom Bett hoch. »Du kannst doch nach den Sommerferien zurückkommen, deine Prüfungen machen, an die Uni gehen oder einen Beruf erlernen. Das kann doch nichts schaden. Und wenn du dann immer noch meinst, dass du hierhergehörst, nun, dann soll es so sein. Dann kannst du dich immer noch entscheiden.« Tania ging um das schmale Bett herum, zog die Laken fest und strich die Bettdecke glatt. Dann nahm sie das Kissen und schüttelte es auf. Ihr Vater griff mit seinen fiebrigen Fingern nach ihrem Handgelenk, und als sie sich umdrehte, sah er sie ernst an. »Es ist kein Wunder, dass dir das alles den Kopf verdreht hat, Tania. Aber ich finde, du musst dir mehr Zeit lassen – einen Schritt zurücktreten und in Ruhe darüber nachdenken.«
    »Du tust gerade so, als ob ich eine Wahl hätte, Dad«, sagte Tania langsam. »Als ob ich wählen könnte, ob ich Anita Palmer oder Prinzessin Tania sein will. Aber so ist das nicht. Ich liebe dich und Mum, das weißt du, aber der Mensch, der ich bei euch bin, ist doch nur die Hälfte von mir.«
    »Und wer ist die andere Hälfte?«, fragte Mr Palmer. »Du hast gesagt, dass du dich an nichts aus deinem früheren Leben erinnerst.«
    »Ja, aber vielleicht kommt das mit der Zeit.« Tania warf das Kopfkissen aufs Bett und bedeutete ihrem Vater, dass er sich wieder hinlegen konnte. Er sank auf die Matratze und machte es sich seufzend bequem.
    »Ach, Tania, was willst du denn in einer Welt machen, in der alle unsterblich sind?« Seine Stimme klang jetzt leicht ungeduldig. »Ich weiß, dieser Ort erscheint dir momentan wie das Paradies, aber vielleicht bereust du deine Entscheidung irgendwann.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Im Moment ist das alles wie in einem Märchen, Tania – aber was geschieht nach dem Happy End? Sind dann alle glücklich bis an ihr Lebensende?«
    Tania entzog ihm ihre Hand. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Warum konnte er sich nicht für sie freuen? Warum musste er alles zerreden? Warum machte er es ihr so schwer?
    Ein lastendes Schweigen trat ein, bis ihr Vater wieder zu husten begann.
    Tania nützte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Wir hätten ein paar Hustenbonbons für dich mitnehmen sollen.«
    »Du musst mich nicht bemuttern. Mir geht’s gut«, sagte er
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