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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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holen?“
Eisig klang Ruths sonst immer so liebe Stimme.
    „Das... eigentlich... ja, aber...“
stotterte Timmy.
    Ruth ließ ihn nicht ausreden. „Sofort
gehst du in dein Zimmer, und diesmal wirst du dort bleiben! Sobald Vater
heimkehrt, sage ich ihm alles. Ihm wird wohl einfallen, wie man dir das Lügen
ein für allemal abgewöhnen kann! Ich kann Leute, die lügen, nicht ausstehen —
und er auch nicht!“
    Hilflos starrte Timmy sie eine Weile
an, dann drehte er sich um und taumelte mit hängendem Kopf hinaus. Lassie
trottete hinter ihm drein. Dann hörte Ruth die Tür ins Schloß fallen.
    Sie war noch immer ganz aufgebracht.
Was war nur in ihn gefahren, daß er sie anlog, obwohl sie doch die Spardose in
seinem Zimmer selbst gefunden hatte?
    Als Paul später heimkehrte, kamen ihr
fast die Tränen, während sie ihm alles berichtete. Grollend hörte er zu.
    „Ich hätte nie gedacht, daß Timmy uns
anlügen könnte! Hat er nicht gesagt, warum er die Spardose plündern wollte?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Er wollte
nicht einmal zugeben, daß er es überhaupt getan hat.“
    „Vielleicht tut es ihm gut, wenn er mal
ohne Abendbrot zu Bett geht!“ knurrte Paul wütend.
    Hinter dem Fenster blitzte es auf, das
Knattern eines alten Motors ertönte draußen. Ein Auto fuhr auf den Hof.
    „Besuch?“ Ruths Stimme verriet keine
Begeisterung. Heute war ihr ganz und gar nicht nach Besuch zumute.
     
     

BÖSE NACHRICHTEN
     
    Eben war Paul auf dem Weg zur Tür, als
das Telefon läutete.
    „Ich gehe schon!“ Ruth eilte zum
Apparat. Sie hob ab und horchte. Dann sagte sie: „Hallo, Herr Moss. Ja, ich
rufe ihn!“
    Sie winkte Paul heran. „Er ist
irgendwie aufgeregt!“ flüsterte sie ihrem Mann zu. „Hier! Ich sehe inzwischen,
wer draußen gekommen ist.“
    Überrascht erkannte sie Brunsons Auto.
Eben stieg Meta aus.
    „Guten Abend, Meta!“ begrüßte sie die
Nachbarin. „Fein, daß Sie kommen. Wie geht es Ihrem Mann?“
    „Danke, sehr gut!“ erwiderte Frau
Brunson. „Er sagte, ich solle nur sofort herüberkommen und Ihnen das hier
bringen!“
    Sie hielt Ruth etwas hin, und die
streckte verblüfft die Hand aus. Ihre Überraschung wuchs ins Unermeßliche, als
sie einen kleinen Haufen Silberdollars erkannte.
    „Wieso... Was soll das, um alles in der
Welt?“
    „Es war einfach unglaublich rührend“,
erwiderte Meta. „Als Letty mir erzählte, was Timmy, dieser gutmütige, liebe Kerl,
getan hat, da mußte ich einfach heulen!“
    „Ich verstehe kein Wort!“ stammelte
Ruth. „Was hat Timmy getan? Und was soll ich mit dem Geld?“
    „Ach, ich dachte, er hätte Ihnen alles
erzählt.“ Nun war es an Meta, überrascht zu sein.
    Und dann berichtete sie, daß Timmy sein
geliebtes Flugzeug verkauft habe, um Brunsons zu helfen, ihren Hof zu retten.
Als sie fertig war, standen Tränen auch in Ruths Augen.
    „Armer kleiner Kerl! Davon hatten wir
ja keine Ahnung!“
    „Bitte, sagen Sie ihm, wir dankten ihm
von ganzem Herzen — auch wenn wir die Münzen nicht annehmen können!“ bat Meta.
    „Wenn ich doch nur wüßte, was man
anstellen muß, damit Sie auf Ihrem Hof bleiben können!“ murmelte Ruth
beklommen.
    Meta schüttelte traurig den Kopf. „Es
geht eben nicht!“
    Inzwischen hatte auch Paul seine
gehörige Überraschung erlebt.
    „Ich dachte, wir seien Freunde!“ hatte
Sam ihn angefahren.
    „Natürlich sind wir Freunde, Sam!“ rief
Paul zurück. „Wer zweifelt denn daran?“
    „Und warum kommst du nicht zu mir, wenn
du Geld brauchst?“
    „Geld? Was redest du da?“ Paul war
ehrlich verblüfft.
    „Du bist in Not und mußt den Hof
aufgeben, stimmt’s? Und da kommst du nicht zu mir, deinem Freund?“ Es klang
traurig. „Das tut mir richtig weh, Paul!“
    „Aber ich denke nicht daran, den Hof
aufzugeben, Sam! Und pleite bin ich auch nicht — höchstens klamm wie immer!“ Er
lachte herzhaft. „Wie kommst du bloß auf den Gedanken?“
    Am andern Ende der Leitung blieb es
eine Weile ganz still. Dann brachte Sam hervor: „Aber warum muß dann dein Junge
sein Flugzeug verkaufen? Da stimmt doch etwas nicht!“
    Nun verschlug es Paul die Sprache, und
dann mußte ihm Sam alles haarklein erzählen. Als er endlich seinem Freund
erneut versichert hatte, er brauche das Geld gewiß nicht, den Hörer auflegte
und sich umwandte, sah er Ruth in der Tür. Ganz seltsam blickte sie ihn an und
streckte ihm etwas entgegen.
    „Draußen ist Meta Brunson — sie hat mir
das hier gebracht!“ Sie öffnete die Hand, und da
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