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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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wird jetzt außer sich
vor Angst sein!“ meinte Frau Miller. „Es muß doch etwas geschehen! Junge, habe
doch Vertrauen zu mir: Vielleicht findet sich eine Möglichkeit, daß du noch ein
wenig bei uns bleibst!“
    Dankbar sah Timmy die gute Frau an. „Ach,
ich bliebe schrecklich gern!“ sagte er leise.
     
    Am Nachmittag spielten die Jungen und
Lassie auf dem Hof Fußball. Opa Miller saß mit seiner Schwiegertochter bei
einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer.
    „Gut, daß du eben Timmys Tante
angerufen hast“, sagte der Alte. „Nun können wir ihr den Jungen zurückbringen,
und...“
    „Vater, ehrlich gesagt, ist mir gar
nicht wohl bei der Sache!“ meinte Frau Miller nachdenklich. „Der Tante schien
es ziemlich gleichgültig, ob und wann Timmy zurückkäme. Irgendwie ist die Lage
verfahren. Ich glaube, ich rufe doch die Kinderfürsorge an. Dann können die
sich die Pflegeeltern erst einmal vorknöpfen.“
    „Ich halte das für einen Unsinn! Man
wird dir sagen, die ganze Sache ginge dich überhaupt nichts an.“
    Aber entschlossen ging seine
Schwiegertochter an den Apparat, und bald war sie mit der zuständigen Dame verbunden.
Sie trug ihr den Fall vor und horchte dann aufmerksam. Endlich nickte sie.
    „Das ist nett, Fräulein Bovard!“ sagte
sie. „Ich komme also gleich hinüber, und Sie laden seinen Onkel und seine Tante
in Ihr Büro. Dann können wir den Fall besprechen.“
    Zufällig hatte Timmy die letzten Worte
gehört. Er war dem Ball nachgesprungen und hatte sich ausgerechnet unter dem
Fenster, hinter dem Frau Miller sprach, bücken müssen. Nun stand er da, zur
Salzsäule erstarrt, und hielt den Ball in der Hand wie ein totes Stück Holz. In
seinem Gesicht stand wieder der ängstliche Ausdruck, den er bei seiner Ankunft
auf dem Hof gehabt hatte. Aber nur Lassie bemerkte seine Beklommenheit.
    „Komm, Timmy!“ rief Jeff. „Wirf den
Ball doch her!“
    „Ich komme!“ erwiderte Timmy bedrückt. Aber
die rechte Freude am Spiel wollte sich nicht mehr einstellen.
     
     
     
    Frau Miller fuhr in die Hauptstadt. Und
eine Stunde später saß sie in Fräulein Bovards Büro einem ältlichen Ehepaar
gegenüber. Im Gespräch mit den guten, aber ein wenig hilflosen Leutchen ergab
sich, daß sie sich einfach zu alt fühlten, um für ein Kind sorgen zu können.
    „Er leidet bei uns“, meinte Herr
Clauson traurig. „Und wir wissen nicht, wie wir es anstellen sollen, ihn
glücklich und zufrieden zu machen.“
    Plötzlich kam Frau Miller ein Gedanke.
    „Wie wäre es, wenn Timmy den Sommer
über bei uns bliebe?“ Fragend schaute sie die Alten und Fräulein Bovard an.
    „Das leuchtet mir eigentlich ein, Frau
Clauson“, bekräftigte die Fürsorgerin. „Besonders, da Sie doch, wie Sie vorhin
sagten, gerade jetzt kränklich sind...“
    Herr Clauson überlegte. „Wenn der Junge
damit zufrieden ist“, sagte er. „Wir möchten ihn nur glücklich sehen!“ Er
nickte wehmütig.
    „Gut! Dann sind wir uns ja einig! Es
sind nur noch ein paar Papiere zu unterschreiben — aber das geht ganz schnell.“
    So also kam Timmy auf den Miller-Hof.
Er wurde gut Freund mit Jeff und vor allem mit Lassie, der ihn fest ins Herz
schloß, und auch Opa Miller und seine Schwiegertochter gewannen ihn immer
lieber. Monate vergingen, herrliche, frohe, ungetrübte Sommermonate...
    Nur Lassie spürte, daß Millers
irgendeinen Kummer mit sich herumtrugen.
    Eines Abends lag Timmy schon zu Bett,
während Jeff bei Opa und Mutter in der Küche geblieben war.
    „Ich war heute bei der Fürsorge, Vater“,
berichtete Frau Miller, „und bat, uns Timmy doch ganz zu lassen. Aber Fräulein
Bovard meinte, das ginge nicht; der Junge brauche einen Vater. Und mir als
Witwe könne man nicht erlauben, ihn zu adoptieren. Und du, sagt sie, seiest für
einen so kleinen Jungen als Vater zu alt.“
    „Blödsinn!“ knurrte Opa. Er hatte Timmy
von ganzem Herzen liebgewonnen.
    Sie hörten nicht, daß Timmy sich
draußen auf den Flur geschlichen hatte, als ahnte er, daß von ihm die Rede war.
Nun hörte er gerade, wie Jeff fragte:
    „Mutter, wann muß denn Timmy nun weg
von uns?“
    „Das weiß ich nicht, Jeff!“ erwiderte
Frau Miller. „Du kennst doch Herrn und Frau Martin, die uns neulich besuchten.
Nun, sie sind von der Fürsorge als Pflegeeltern vorgesehen. Morgen früh kommen
sie her, um alles zu besprechen.“
    Timmy zuckte zusammen. „Hast du gehört,
Lassie?“ flüsterte er, während er, begleitet von der treuen Hündin, in sein
Zimmer
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