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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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und schoss dem Mann in die Schulter. Schreiend ließ er seine Waffe fallen. Schon lag der nächste Pfeil auf der Sehne.
    »Der Nächste, der nach seinem Gewehr greift, bekommt den Pfeil direkt ins Herz. Egal, ob ihr euch dann entschließt, anzugreifen oder wegzurennen, wir werden euch alle töten. Keine Gefangenen.« Sie deutete auf Cedric. »Und du bist der Erste. Also überleg gut, was du deinen Männern befiehlst.«
    Inzwischen hatten auch all die anderen Frauen ihre Bögen gespannt und zielten auf die Männer. An die fünfzehn Pfeile waren auf sie gerichtet.
    Gwen konnte sehen, wie es hinter Cedrics Stirn arbeitete. Einen Moment lang dachte sie, er wäre wirklich so verrückt, den Angriff zu befehlen, doch dann erschien ein trotziger Blick in seinem Gesicht. Mit einer knappen Handbewegung befahl er den Männern, zum Fahrzeug zurückzukehren und einzusteigen.
    Kurz bevor er selbst wieder auf die Ladefläche kletterte, drehte er sich noch einmal um. »Du wirst mir nicht entkommen, Gwen. Wir werden uns wiedersehen – und dann werde ich dich töten. Und deinen Freund auch.« Er stieg zu den anderen nach hinten, befahl Logan, sich auf die Füße zu stellen, damit alle ihn sehen konnten. Er war nur halb bei Bewusstsein. Seine rechte Gesichtshälfte war verfärbt und angeschwollen.
    »Noch lebt er«, rief Cedric. »Aber nicht mehr lange. Schon bald wird er eurer Streitmacht in vorderster Front entgegentreten – ohne Waffen und ohne Rüstung. Sieh genau hin, vielleicht wirst du ihn nicht wiedererkennen. Wenn du ihn retten willst, Gwen, solltest du dort sein. Und ich, ich werde auf dich warten.«
    Mit diesen Worten klopfte er auf das Autodach. Der Lastwagen fuhr ein Stück zurück, wendete und entschwand in einer Wolke aus Abgasen und Staub.
    Gwen taumelte von der Brüstung zurück. Jegliche Kraft war aus ihren Beinen gewichen. Sie spürte, wie helfende Hände sie stützten und die Stufen hinunterführten. Sie hörte aufgeregte Stimmen, die nach ihrer Herkunft fragten, nach den Männern und ihrer Flucht. Doch Gwen war nicht in der Lage zu antworten. Wie durch einen Schleier sah sie Logans Gesicht. Halb ohnmächtig, blutig geschlagen. Sie wusste nicht, ob er noch am Leben sein würde, wenn sie sich wiedersahen, doch eines schwor sie: Sie würde ihn finden, tot oder lebendig. Und wenn Cedric klug war, dann würde er in diesem Moment weit, weit weg sein.

62
    Zwei Wochen später …
    M agda folgte der Wache hinunter in die Stollen des Berges. Hier, fünfundvierzig Meter unterhalb des großen Tempels, wartete Zoe seit dem Verschwinden Arkanas auf ihre Verurteilung. Die Dienerin hatte sich geweigert, irgendetwas über die Flucht ihrer Herrin zu verraten. Sei es, weil sie wirklich nichts wusste, sei es, weil die Treue zu Arkana stärker war als ihre Furcht vor dem Tod. Ratsherrin Edana hatte es irgendwann aufgegeben, die starrsinnige Frau zu verhören, und sie stattdessen in eine finstere Kammer im Berg einsperren lassen, wo sie ein kümmerliches Dasein fristete, umgeben von Schwefeldämpfen und Gestein.
    Doch am heutigen Tag sollte sich das ändern.
    Anlässlich der Truppenparade und des Aufbruchs der Brigantinnen in Richtung der alten Stadt waren sämtliche politischen Gefangenen freigelassen worden. Die Generalamnestie sollte ein Zeichen für einen Neuanfang sein, auch wenn nicht klar war, ob es so etwas tatsächlich geben würde. Genauso gut konnte es das Ende sein. Das Ende von Männern, Frauen, Tempeln, Klöstern – das Ende aller Dinge. Zumindest was diesen Landstrich betraf. Denn über die Welt außerhalb konnte niemand etwas sagen: Keiner wusste, wie die Situation dort war. Noch immer war kein Lebenszeichen von außerhalb zu ihnen gedrungen.
    Magda beeilte sich, der Wache zu folgen. Die vielen Treppen machten ihr zu schaffen, das Alter hatte seine Spuren hinterlassen. Sie war über achtzig, eine der ältesten Frauen Glânmors. Sie hatte den Beginn der Dunklen Jahre erlebt und würde vielleicht nun Zeuge ihres Endes werden. Ob zum Guten oder Schlechten, das wussten nur die Götter. Doch eine gute Tat wollte sie noch tun, ehe die Dinge ihren Lauf nahmen.
    Sie nahm der Wache den Schlüssel ab und öffnete das Türschloss.
    In der hinteren Ecke des Raumes, zusammengekauert, den Kopf auf die Arme gelegt, saß Zoe. Als sie merkte, dass jemand gekommen war, zwinkerte sie gegen das Licht.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Magda. Ich komme, um dich hier rauszuholen. Steh auf, du bist frei.« Sie reichte der Kammerdienerin
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