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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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keine Chance hatte. Einen unbekannten Gegner – eine Krankheit.«
    »Es muss hart für dich gewesen sein, das einzusehen.«
    Sie nickte. »Anfangs schon, doch dann habe ich meinen Frieden mit Juna gemacht, und wichtiger noch, ich habe meinen Frieden mit mir selbst gemacht. Wir können nichts dafür. Wir sind, wie wir sind. In uns wirken Kräfte, die wir nicht steuern oder kontrollieren können. Aber manchmal hilft es, einen Schritt zurückzutreten und das gesamte Bild zu betrachten. Wenn wir den Menschen Gelegenheit geben, Erfahrungen zu sammeln – das zu erleben, was wir erlebt haben –, haben beide Geschlechter wieder eine Chance.«
    Die ersten Tropfen fielen. Sie klatschten auf die staubtrockene Erde und durchtränkten den Boden. Kurz darauf verwandelten sich die Tropfen in einen Wolkenbruch, doch der Brückenbogen hielt sie trocken.
    »Und wie soll das geschehen?«, fragte Logan. »Die Zeit läuft uns davon. Ein neuer Krieg droht auszubrechen. Er wird alles noch viel schlimmer machen.«
    »Dann müssen wir verhindern, dass es so weit kommt. Lass uns einen Anfang machen. Komm mit mir, begleite mich. Zeigen wir den anderen, dass Männer und Frauen Freunde sein können.« Sie deutete auf den Asphalt. »Sieh her.« Eine einzelne kleine Pflanze hatte sich durch den geborstenen Straßenbelag gekämpft und strebte dem Licht entgegen. »So zart sie auch ist, sie hat mehr Kraft als dieser starre Asphalt. Schon bald werden hier viele neue Pflanzen stehen und alles in einen grünen Teppich verwandeln. Aber eine muss den Anfang machen.«
    »Und du meinst, wir sollen das sein?« Nachdenklich betrachtete Logan die Pflanze. »Ich glaube, da überschätzt du unsere Möglichkeiten. Ich wäre froh, wenn ich dich lebend zu deinem Volk zurückbringen und anschließend zu meinem Vater und Bruder zurückkehren könnte. Wenn mir das gelingt, wäre schon viel gewonnen.«
    »Das Virus hat aufgehört, das spüre ich«, sagte Gwen. »Ich konnte es sogar in den Augen des Inquisitors lesen. Die Art, wie er mich ansah, sprach Bände. Nur sein Glaube hält ihn noch davon ab, die Wahrheit zu erkennen. Genau wie bei meinem eigenen Volk. Bitte, begleite mich. Ich verspreche dir, es wird dir nichts geschehen.«
    Logan sah sie an. Sie war so sanft in diesem Moment, so schön – und gleichzeitig so stark. Er spürte, dass er für immer mit ihr zusammen sein wollte.
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte er. »Zuerst mal bringe ich dich zur nächsten Ortschaft, dann sehen wir weiter, einverstanden?«
    »Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir.« Sie lächelte geheimnisvoll. Logan spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. Es lag etwas in ihrem Blick, das ihn magisch anzog. Ihre Augen schienen tief in sein Innerstes zu schauen. Was sie dort sah, gefiel ihr offenbar.
    Er legte das Brot zur Seite, nahm sie in den Arm und küsste sie. Nicht so wie in der Nacht vor ihrer Entführung, unsicher und vorsichtig. Diesmal war es stürmisch und leidenschaftlich. Er fuhr ihr durchs Haar, sog ihren Atem ein und vergrub sich in ihrem Nacken. Dort konnte er ihren Duft am stärksten riechen. Sie erwiderte den Kuss mit solcher Heftigkeit, dass es beinahe weh tat. Gemeinsam sanken sie auf das Lager und vergaßen die Welt um sich herum. Sie verschwand einfach. Da waren nur noch er, sie und das Feuer, das sie beide entfacht hatten. Ein Licht, inmitten von Trümmern und Düsternis.
    *
    Es war beinahe Abend, als sie auf Hallas Rücken stiegen und ihren Weg fortsetzten. Niemand sagte ein Wort. Gwen war viel zu aufgewühlt zum Reden. Der Rausch, mit dem sie sich geliebt hatten, erschreckte sie. Wie ein Sturm war er über sie hinweggefegt. Ein Sturm, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte, der aber dennoch ein Teil von ihr war.
    Jetzt stand sie vor einem Berg von Fragen. Wie sollte es weitergehen? Würde er sie wirklich begleiten? War ihre Hoffnung nicht nur ein Traumgebilde? Wie dachte er darüber?
    Verwirrt und glücklich lehnte sie sich nach hinten. Seine kräftigen Arme umschlangen sie. Sie konnte seinen Atem im Nacken spüren.
    Füchschen lag vor ihr auf dem Sattel und schlief. Fern im Westen neigte sich der Tag langsam dem Ende zu. Die Regenwolken waren weitergezogen und hatten einem farbenprächtigen Sonnenuntergang Platz gemacht. Der Himmel sah aus, als würde er brennen.
    Irgendwann wurde es dunkel. Sie saßen ab, entfachten ein Feuer und brieten eine Ratte, die Logan zwischen den Trümmern erlegt hatte. Sie sprachen nicht viel, plauderten über
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