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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind
Autoren: Marcia Willett
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stimmt’s? Es ist sogar aus allem entsprungen, was du ›Albträume und so‹ nennst. Du verstehst deine Vergangenheit allmählich, und Dinge werden dir enthüllt. Vielleicht wird der neue Roman ganz von selbst kommen, wenn du Zeit gehabt hast, all das richtig zu verarbeiten.«
    »Ich habe immer noch das Gefühl, dass da noch mehr ist.« Er setzte sich auf die Verandatreppe. »Etwas anderes. Das Kätzchen hat mich daran erinnert, und ich habe mir die Bilder noch mal angesehen.«
    »Und?«
    »Nichts.«
    Untröstlich saß er da, die Arme auf die Knie gestützt, und schaute in den Garten hinaus. Sie spürte, wie eine Woge des Mitgefühls in ihr aufstieg.
    »Es ist noch nicht vorbei.« Sie sprach, ohne nachzudenken, und sah, wie sich unter seinem Hemd die Muskeln anspannten. »Du solltest nichts erzwingen. Was immer es ist, es wird sich dir zeigen. Davon bin ich überzeugt. Nimm dir Zeit, und versuch, Annabels Besuch zu genießen.«
    Er schnaubte. »Venetia meint, ich soll die Beziehung beenden.«
    »Das geht Venetia nichts an. Hast du Annabel sehr gern, Matt?«
    »Keine Ahnung«, gab er verdrossen zurück. »Ich fühle mich wie Prinz Charles, als er sagte: ›Was immer Liebe bedeuten mag.‹ Das Problem ist, dass ich mich einfach auf nichts konzentrieren kann. Ich habe das Gefühl, dass diese ganze Geschichte mich emotional verkrüppelt hat, und so will ich nicht leben. Warum bin ich nur so, Lottie?«
    Ihre Stimme nahm einen energischen Ton an. »Ich glaube, dass du einen Zwillingsbruder hattest und etwas Traumatisches geschehen ist, als du ihn verloren hast. Offensichtlich hat das Helen sehr stark geprägt, aber weil du so klein warst, hat niemand richtig begriffen, welche Auswirkungen das Erlebte auf dich haben könnte. Deine ›Albträume und so‹ sind ein direktes Ergebnis dieses Traumas, aber vielleicht reicht es nicht aus, einfach die Wahrheit zu kennen, damit der Zustand sofort ein Ende nimmt oder du einen plötzlichen Kreativitätsschub erlebst. Gib dir eine Chance, richtig zu verinnerlichen, dass du es jetzt weißt und nicht länger nur Vermutungen anstellst. Vielleicht hast du ja auch recht und ein Teil des Rätsels ist noch ungelöst. Du hast über dreißig Jahre gewartet, Matt. Jetzt musst du dich eben noch ein wenig länger in Geduld üben.«
    Sie wartete einen Moment, doch da er keine Antwort gab, suchte sie nach einem unverfänglicheren Thema.
    »Weißt du, ich habe so ein Gefühl, dass diese Katze für immer bei dir bleiben wird. Wir werden natürlich der Form halber im Dorf herumfragen; aber sollen wir nicht unterdessen nach Porlock fahren und bei Richard Futter und ein paar andere Dinge einkaufen?«
    Er nickte und wandte sich lächelnd zu ihr um. Es rührte sie, wie er sich offensichtlich bemühte, die Last abzuwerfen, die ihn niederdrückte.
    »Ist es nicht ein Glück, dass die Moretons Katzenfreunde waren und in der Hintertür eine Katzenklappe ist? Was willst du mit dem Kater machen, während Annabel hier ist?«
    Matt stand auf. »Darüber habe ich schon nachgedacht«, erklärte er, »und beschlossen, einen Test daraus zu machen. Ich stelle ihm Futter für die nächsten zwei Tage in die Küche, aber ich nehme ihn nicht mit nach High House . Ich hoffe, dass jeder von uns ihn ein wenig im Auge behalten kann. Und wenn der Kater noch da ist, wenn ich wieder hier einziehe, dann weiß ich, dass es so bestimmt ist. Was meinst du dazu?«
    »Erscheint mir vernünftig.« Lottie dachte darüber nach. »Es wäre besser für ihn, am Anfang nicht in Verwirrung darüber zu geraten, wo sein Heim ist. Katzen sind sehr unabhängige Tiere, oder? Wir fragen Venetia. Sie kennt sich damit aus. Interessant wäre auch, ob er noch da ist, wenn wir aus Porlock zurückkommen. Oder hast du vor, ihn einzuschließen?«
    »Nein. Er ist freiwillig hier und kann auch wieder gehen, wenn er will. Ich bin da ganz fatalistisch.«
    Sie nickte, aber sie erkannte, dass Matt trotz seiner Entschlossenheit, dem Kater seine Freiheit zu lassen, hoffte, dass er nach ihrer Rückkehr noch da sein würde.

35. Kapitel
    E s war sehr sonnig und heiß. Kein Lüftchen bewegte den frischen grünen Farn. Eine pelzige schwarz-goldene Biene hing schwer beladen im Blütenkelch eines Fingerhuts. Die weiche, warme Luft war vom nussartigen Duft des Stechginsters erfüllt. Draußen auf dem Kanal schienen zwei Containerschiffe auf einem glasklaren Meer zu schweben, das in den weiß-blauen Himmel überging – eine flirrende Wand aus Hitze.
    Auf der anderen
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