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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind
Autoren: Marcia Willett
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Autobahn ab?«
    »Nun ja, es ist vielleicht nicht immer so einfach, eine Autobahn zu erreichen. Vielleicht hat ihn jemand geschenkt gekriegt, der einfach nicht mit ihm klarkam, und da hat er ihn im Dorf ausgesetzt und gehofft, dass er schnell gefunden wird und sich jemand um ihn kümmert.«
    Lächelnd sah sie ihn an. »Die Geschichte klingt sehr plausibel. Man könnte glatt meinen, du wärst Schriftsteller. Ich glaube, du hast endlich dein Herz verloren, Matt. Du möchtest ihn doch behalten, oder?«
    Er lachte leise. »So hartherzig bin ich gar nicht. Und ja, er gefällt mir.«
    Sie fing das Kätzchen ein und hielt den zappelnden kleinen Körper fest. »Ich muss gestehen, mir gefällt er auch. Viel besser als diese Annabel, die mir ziemlich auf die Nerven geht.«
    Matt widerstand dem Bedürfnis, Venetia darauf hinzuweisen, dass Annabel sie nichts anging; schließlich stimmte er ihr tief im Inneren zu.
    »Sie besucht uns morgen wieder«, erklärte er. »Deswegen hoffe ich, dass du ihr das nicht ins Gesicht sagst.«
    »Es wäre viel besser für alle, wenn ich es täte«, gab Venetia scharf zurück. »Beende diese Sache ein für alle Mal. Und sag mir nicht, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Du schiebst es doch nur auf die lange Bank, Matt, und das weißt du auch.«
    Matt setzte sich neben sie und nahm das Kätzchen. »Wie kannst du dir in Herzensangelegenheiten so sicher sein?«, fragte er. »Gerade eben hast du gesagt, ich sei hartherzig, weil ich mich nicht ständig neu verliebe oder schmutzige Affären habe. Ich hasse emotionales Chaos. Wie kann man sich sicher sein, ob jemand wirklich die richtige Person für einen ist, Venetia?«
    Sie seufzte. »Meine Mutter hatte eine gute Antwort darauf parat, die sich auch auf andere Arten von Entscheidungen anwenden lässt. ›Wenn du Zweifel hast, dann lass es bleiben!‹, pflegte sie zu sagen. Du klammerst dich an Annabel, weil du Angst hast, etwas zu verpassen, wenn du Schluss mit ihr machst; aber unterdessen wächst deine Zuneigung zu ihr nicht, oder? So funktioniert die Liebe aber nicht. Es braucht keine Liebe auf den ersten Blick zu sein, doch wenn es wirklich Liebe ist, dann gibt es immer einen Anhaltspunkt dafür. Erinnerst du dich an die alte Regel? ›Willst du sie sehen? Willst du sie berühren?‹ Wenn nicht, dann ist es keine Liebe.«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte er und ließ das Kätzchen auf seine Schulter klettern, »denke ich oft tagelang nicht an sie. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, ich müsste in der Lage sein, irgendwie auf sie zu reagieren.«
    »Ach, sei nicht töricht!«, gab Venetia ungeduldig zurück. »Außerdem ist sie einfach nicht die Richtige für dich. Mein Wort darauf.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und er lachte. »Wenn du das sagst, klingt es so einfach.«
    »Es ist einfach. Triff deine Entscheidung, und zieh sie durch! Und jetzt zu was viel Interessanterem: Was hast du mit diesem Kerlchen vor?«
    Später tauchte Lottie mit einer kleinen Transportbox im Sommerhaus auf.
    »Milo lässt fragen, ob du die gebrauchen kannst«, erklärte sie. »Als Pud klein war, haben wir sie im Auto benutzt. Du könntest zu Richard fahren, zu Antlers, und ein Katzenklo und richtiges Futter besorgen. Wo steckt das Tier denn?«
    Matt führte sie ins Wohnzimmer und wies auf den Holzstuhl. Das Kätzchen hatte sich auf dem samtbezogenen Sitz zusammengerollt und schlief fest. Zusammen standen sie da und betrachteten es.
    »Merkwürdig, nicht?«, meinte Matt schließlich. »Genau wie auf dem Gemälde.«
    »Du glaubst, dass da noch etwas anderes ist.« Das war eine Feststellung. »Etwas, was du noch nicht weißt.«
    Er nickte. »Es ist so frustrierend. Weißt du, ich dachte, alles wäre vorüber. Es ist zwar tragisch, aber ich hatte mich beinahe daran gewöhnt, weil ich es auf einer anderen Ebene schon gewusst habe, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und warum glaubst du, dass es noch nicht vorbei ist?«
    »Ach, keine Ahnung.« Er wandte sich ab und schlenderte auf die Veranda hinaus. »Wahrscheinlich dachte ich, all diese Albträume und so hätten ihren Ursprung darin; und wenn ich es wüsste, würde ich wieder schreiben können. Aber ich bin immer noch genauso verzweifelt wie vorher. Wenn ich jetzt nicht schreiben kann, werde ich es nie wieder schaffen.«
    »Aber das ist doch nicht ganz logisch, oder?«, fragte sie sanft. »Schließlich hast du Epiphanie auch geschrieben, ohne etwas von alldem zu ahnen,
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